Chevrolet Corvette C4 in der Service-Station
US-Sportwagen mit Pflegebedarf
Manche Corvette C4 sind für kleines Geld zu haben. Wurde das Auto nicht gepflegt, können aber teure Reparatur bevorstehen. Vor allem. weil viele Bauteile für die Corvette sehr schwer zugänglich sind.
"Die Corvette C4 schlug eine Brücke zur Moderne", beschreibt Corvette-Spezialist Walter Renz aus Jettingen bei Herrenberg die von 1984 bis 1996 gebaute Version des legendären Sportwagens von Chevrolet. Tatsächlich finden sich bei der C4 einerseits Schmiernippel, andererseits hielten mit fortschreitender Produktionszeit zunehmend elektronische Bauteile Einzug. Die bei dieser Corvette in vielen Bereichen vorgenommenen Weiterentwicklungen kamen zwar ihren sportlichen Tugenden zugute, doch nicht unbedingt der Wartungsfreundlichkeit. Werkstätten, die sich nicht mit der Corvette C4 auskennen, verlieren da schnell den Überblick.
Wer billig repariert, muss zwei Mal ran
Wir legen in dieser Service-Station den Schwerpunkt auf die ab 1985 gebauten Corvette C4 mit L-98 Motor und Bosch-Einspritzung, müssen aber aus Platzgründen bei einigen der beschriebenen Arbeiten wie im Falle der Bremsen die Grenze bei 1987 ziehen. "Grundsätzlich ist die Corvette C4 ein zuverlässiges Auto und keine Bastelbude", hebt Peter Wolfensberger von der Corvette Factory in Sirnach in der Schweiz hervor. Die Probleme beginnen dann, wenn sich der Käufer ein schlecht gewartetes Fahrzeug zulegt oder Reparaturen nach dem Motto "so billig wie möglich" durchgeführt wurden.
Als prägnantes Beispiel führt Walter Renz die im Instrumentenbrett der Corvette C4 montierten sechs Birnchen an, die bei GM pro Stück fast 40 Euro kosten. Geht eines kaputt, wird gern auf scheinbar identische, wesentlich billigere Birnchen zurückgegriffen. "Die haben dann aber eine andere Stromaufnahme beziehungsweise Wärmeentwicklung, und nach einiger Zeit ist die Platine defekt", sagt Renz. Die Folge: Totalausfall der Digitalanzeigen und eine Reparatur von etwa 2.500 Euro.
Manchmal sorgt aber auch einfach die schlechte Zugänglichkeit für erhöhte Reparaturkosten. So kostet ein banaler Zündkerzenwechsel bei den Versionen der Corvette C4 mit den ab 1986 eingesetzten Aluminium-Zylinderköpfen locker über 200 Euro. "Sechs Zündkerzen sind in 20 Minuten gewechselt, für die verbliebenen zwei benötigt der Monteur fast eine Stunde", sagt Renz.
Hitzebelastete Zündkabel
Ein anderes Beispiel sind die Einspritzdüsen des V-Achtzylinders. Sie werden nur gewechselt, wenn es unbedingt sein muss, weil dazu locker sechs Stunden Arbeit erforderlich sind. Auch ein Austausch des Kraftstofffilters kann je nach Corvette C4-Modell zu einer zeitintensiven und entsprechend kostspieligen Fummelei ausarten.
Wie bereits erwähnt, ist die C4 kein kapriziöses Auto, aber mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit von Defekten. Das kann zum Beispiel die hitzebelasteten Zündkabel betreffen. Werden neue verlegt, sollte dies sorgfältig und unter Einsatz der vorgesehenen Halter geschehen, sonst macht ihnen die Auspuffhitze gleich wieder den Garaus.
Gut ausgestattete Werkstatt ist wichtig
Weitere Bauteile der Corvette C4, die mal fällig sein können, sind der Luftmengenmesser der Einspritzanlage oder das Motorsteuergerät (ECM). Hilfreich beim Check des Antriebs ist natürlich das entsprechende Testgerät, das aber nicht jede Werkstatt besitzt, weshalb oft auf gut Glück irgendwelche Teile ausgewechselt werden. Kostspieligere Defekte, die mit der Zeit auftreten können, betreffen beispielsweise das Zweimassenschwungrad. Speziell bei einem unsauberen Leerlauf äußert sich das in Form eines metallischen Klackerns, das bei höherer Drehzahl wieder verschwindet. Die nötige Reparatur kostet etwa 2.000 Euro.
Allerdings kann GM keine Schwungräder mehr liefern. Entweder kennt die Werkstatt noch eine andere Ersatzteilquelle oder sie müsste auf ein normales Schwungrad plus Kupplung umrüsten. Dann wird aber das Getriebe der Corvette C4 von starken Schwingungen belastet, was ihm auf Dauer nicht bekommt. Locker um die 1.000 Euro werden fällig, wenn Wasserverlust an der Dichtung zwischen Zylinderkopf und Ansaugspinne auftritt. Der Grund für diesen hohen finanziellen Einsatz liegt wiederum im hohen Arbeitsaufwand begründet. Acht Stunden und mehr können für diese Arbeit erforderlich sein, eventuell müssen auch noch die Flanschflächen geplant werden.
Motorüberholung bei der Corvette C4 ab 6.000 Euro
Und wie teuer kommt eine Motorüberholung? Wer Wert auf Matching Numbers legt, sollte sich nicht für einen günstigen GM Goodwrench Motor entscheiden, den es exakt in der Corvette-Spezifikation für die C4 derzeit eh erst ab Modelljahr 1992 gibt, sondern die eingebaute Maschine revidieren lassen. Dies kostet je nach betriebenem Aufwand beziehungsweise den nötigen Teilen ab 6.000 Euro aufwärts.
Buchsen und Traggelenke ersetzen
Kommen wir zum Fahrwerk der Corvette C4, dessen Gummibuchsen natürlich ebenfalls altern. "Sie zu ersetzen ist vom Material her nicht teuer, dafür aber durch den hohen Arbeitsaufwand", betont Peter Wolfensberger. Oft kommen dann die etwas strafferen PU-Buchsen zum Einsatz.
Im Rahmen dieser Reparatur bleibt zu überlegen, ob der Besitzer nicht zusätzlich die Traggelenke an der Vorderachse austauschen lässt, wozu übrigens eine Presse nötig ist. Denn die Traggelenke leiden gleichfalls unter Verschleiß. Lässt man sie separat ersetzen, fallen die beim Austausch der Gummis nötigen Demontagearbeiten erneut an - man zahlt sie also doppelt. Grundsätzlich ist die Vorderachse recht robust. Auch die Abnutzung hält sich in Grenzen, wenn regelmäßig die drei Schmiernippel pro Seite mit Fett versorgt werden.
Ab 1988 mit Zweikolben-Schweimmsattelbremse
Zum Thema Bremse sei erwähnt, dass General Motors die Verwendung der Bremsflüssigkeit DOT 3 vorschreibt. Die in der Tabelle für einen Bremsbelagwechsel genannten Preise gelten für die Corvette bis Modelljahr 1987, danach kam eine Zweikolben-Schwimmsattelbremse zum Einsatz. Der Belagwechsel ist dann teurer und kostet um 200 Euro. Bis Modelljahr 1987 besaß die Corvette C4 auch separate Bremsbacken für die Handbremse, entsprechend wurde in der Tabelle der Handbremsbelagwechsel berücksichtigt.
Sollte mal ein Radlager den Geist aufgeben, wird gleich die komplette Nabe ersetzt, weil es die Lager nicht einzeln gibt. Dadurch ist zwar das Ersatzteil teuer, aber der Einbau geht schneller. Die Ersatzteilversorgung für die Corvette C4 gestaltet sich weitgehend unproblematisch. Allerdings stehen oft verschiedene Qualitäten zur Wahl. Manche Komponenten aus dem Zubehör, die günstiger als GM-Teile sind, erweisen sich als durchaus brauchbar.
Von extrem billigem Ersatz, der bei der Kalkulation der Service-Tabelle unberücksichtigt blieb, sollte man die Finger lassen. In solchen Fällen vertraut man am besten auf die Erfahrung der Werkstatt. Auf jeden Fall ist der Gedanke abwegig, dass Ami-Autos mit V8-Maschine so gut wie keine Wartung benötigen. Das trifft auf die Corvette C4 nicht zu.