Rhomboid-Cars auf der Retromobile
Autos wie von einer anderen Welt
Nein, diese Autos stammen nicht aus einem Spielberg-Film, von einem verrückten Professor oder aus Laienhand. Die rautenförmige Radanordnung hatte berühmte Verfechter - unter anderem den Designer des Renault 25.
10.02.2016
Kai Klauder
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Highlight der diesjährigen Klassikermesse Retromobile waren die "Rhomboids".
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Bei den Parallelogramm-Autos sind die Räder rautenförmig angeordnet - eins vorn, eins hinten, eins rechts, eins links.
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Bei der Retromobile in Paris konnten gleich 5 Exemplare der Rhomboids bestaunt werden. Das älteste ist ein 1947er Alamagny.
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Das Jüngste stammt aus dem Jahr 1996 und ist ein Prototyp für ein elektrisches Stadtfahrzeug. Sein passender Name: City.
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Das "Automodule" scheint aus der Requisitenkammer eines Science-Fiction-Films entsprungen, doch es fährt tatsächlich.
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Die Schwingarme mit den daran befestigten kleinen Rädern können einzeln verstellt werden.
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Zwei Personen finden in der runden, verglasten Kabine Platz.
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Designed wurde "Automodule" von Jean Pierre Ponthieu für eine Werbekampagne.
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Bekannt wurde das skurrile Gefährt wegen der Kampagne als "Pussycar" - drapiert wurde das Automobil mit leicht bekleideten Damen. 68er halt.
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In der Ausstellungen wurden auch einige Skizzen des Designers gezeigt.
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City, das 1996 gebaute Stadtauto besitz eine zweiteilige Karosserie - und ein Armaturenbrett aus dickem Holz.
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Ebenfalls recht jung ist "Ellipsis", ein langgezogenes, eiförmiges Fahrzeug, das von Philippe Charbonneaux entworfen wurde.
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Der Designer dachte das Konzept des sicheren, sparsamen Rhomboids weiter. So zeichnete er auch einen Omnibus.
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An Ellipsis war ein weiterer "Freidenker" der Automobilindustrie beteiligt: Franco Sbarro.
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Die beiden verfeinerten ihre Ideen und präsentierten schließlich einen dreisitzigen Sportwagen, der dank Porsche-Triebwerk die 300 km/h-Marke durchbrach.
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Drei der von Sbarro und Charbonneaux entworfenen und gebauten Fahrzeuge sind im Automobilmuseum in Reims zu sehen.
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Charbonneaux (im Bild, natürlich links) verfolgte bei der Entwicklung seines Rhomboids das Ziel, ein möglichst sicheres und verbrauchsarmes Fahrzeug zu bauen.
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Philippe Charbonneaux designte unter anderem auch den Renault 16 und 25, weiß also durchaus, was ein praktisches Automobil ist.
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Dank der Radanordnung bieten sich die Rhomboids vor allem für enge Radien wie in Großstädten an.
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Die Studien, Prototypen und Concept-Cars sorgten bei der Retromobile für großen Andrang.
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Sogar ein Feuerlöschwagen wurde entworfen.
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Philippe Charbonneaux ist ein Vorreiter in Sachen aerodynamischem Automobildesign. Er hatte 1946 für Delahaye ein stromlinienförmiges Auto entworfen.
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Ein weiterer Vorreiter war Marcel Alamagny aus Paris, der 1946 mit der Entwicklung seines Rhomboids begann.
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Er kombinierte zwei nahezu identische Karosserie-Fronten mit einer breiten Säule, die in Verbindung mit dem Chassis für die notwendige Stabilität sorgt.
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Im Innenraum sitzen sich die Passagiere Rücken an Rücken, pilotiert wird der von einem 13 PS starken Vierzylinder aus dem Simca 5 angetriebene Wagen allerdings nur in einer der beiden Kabinen.
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Auch Pininfarina experimentierte mit der ungewöhnlichen Radanordnung, wie das Concept-Car PFX beweist.
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Dieses Experimentalfahrzeug entstand 1960 und sieht aus wie eine Flugzeug-Kanzel auf vier Rädern.
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Pininfarina entwarf eine formvollendete Karosserie mit einem Luftwiderstandsbeiwert von nur cW 0,20.
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Auch die hohen Flossen am Heck tragen zu diesem Fabelwert bei.
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Als Antrieb wurde ein 1,1-Liter-Vierzylinder aus dem Hause Fiat gewählt.
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2015 war dieses einzigartige Automobil von dem Auktionshaus Barrett-Jackson versteigert worden. 330.000 Dollar war es seinem neuen Besitzer wert.
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Zahlreiche Skizzen, Detailzeichnungen und auch Fotografien von Erprobungsfahrten bereicherten die Ausstellung auf der Retromobile.
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Bizarr...Sie sagte bizarr! - so wurde die Ausstellung betitelt.
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Das Automodule wird von einem 250 ccm-Motor angetrieben und soll bis zu 50 km/h schnell sein.
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Von dem Automodule wurden insgesamt 10 Exemplare gebaut.
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Das hydraulisch verstellbare Fahrwerk kann auch ein "Beinchen" heben und auf drei Rädern fahren.
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Die Werbekampagne wurde vielfach ausgezeichnet: Die Kombination aus futuristischem Fahrzeug und modernen Outfits kam sehr gut an.
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Der Stil passt ideal in die ausgehenden 60er-Jahre: Neue Ideale, Paradigmenwechsel, die Eroberung des Mondes - Themen, die sich auch in der Kampagne wiederfinden lassen.
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Das Automodule auf einer Straße in Paris.
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Hier sind die Schwingen ganz nach oben gefahren.
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Ein Bild für die Presse vor dem Eiffelturm.
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Jean Pierre Ponthieu mit seinem Automodule.
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Bekannt wurde das Fahrzeug auch als "Pussycar" - nicht ganz politisch korrekt, doch so waren die Zeiten nunmal.
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Warum hat ein Auto ein Rad vorne links, eins vorne rechts und hinten das Gleiche nochmal? Das dachten sich einige findige Köpfe, die in einer anderen Anordnung viele Vorteile sahen - sie bauten ihre "Rhomboid-Cars" - Fahrzeuge mit rautenförmiger Radanordnung. 5 davon aus den Jahren 1947 bis 1996 waren auf der Klassikermesse Retromobile (4. bis 7. Februar 2016) zu sehen.
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Das "Automodule" wurde durch eine Werbekampagne berühmt - und bekam den Spitznamen "Pussycar". Es fährt bis zu 50 km/h schnell und kann auch "Beinchen heben".
Alamagny von 1947
Schon 1947 baute der französische Ingenieur Marcel Alamagny ein skurril aussehendes Fahrzeug. Er platzierte zwei Räder rautenförmig an seinem Chassis - die mittleren sind an einer gemeinsamen Achse geführt -, kombinierte dieses mit zwei identischen Karosserie-Teilen und platzierte die Passagiere Rücken an Rücken. Die jeweiligen großen "Front-"Teile der Aluminium-Karosserie konnten hochgeklappt werden, sodass der Weg in den kargen Innenraum frei wurde.
Die Vorteile seiner Konstruktion sah Alamagny in dem geringen Verbrauch und der Wendigkeit. Angetrieben wird sein 3,42 m langes Fahrzeug von einem Vierzylinder mit 569 ccm, der aus dem Simca 5 stammt. Als Höchstgeschwindigkeit wurden 85 km/h angegeben.
Formvollendetes Rhomboid von Pinin Farina
13 Jahre später zeigte Batista "Pinin" Farina das von ihm maßgeblich mitentwickelte Concept-Car PFX auf dem Autosalon in Turin. Das Design von Alberto Morelli lehnt sich an Flugzeugen an und erinnert an eine Kanzel. Auch bei diesem PFX-Projekt standen hohe Geschwindigkeit und geringer Verbrauch im Vordergrund.
Mit der strömungsgünstigen Karosserie wurden beide Ziele erreicht. Der Luftwiderstandsbeiwert beträgt gerade mal cW 0,20. Als Antriebseinheit wurde auf einen 1,1-Liter-Vierzylinder samt Getriebe von Fiat zurückgegriffen.
Das "Pussycar" vom Werbe-Profi
Wir befinden uns mitten in den ausgehenden 60er-Jahren, als 1968 - auf dem Höhepunkt der Emanzipation und der Studentenproteste - Jean Pierre Ponthieu sein "Automodule" präsentiert. Das an ein Mondfahrzeug erinnernde Kugel-Fahrzeug wurde sogar 10 Mal gebaut - und durch eine Werbekampagne berühmt und berüchtigt.
Denn wegen der zum Teil spärlich bekleideten Damen, die mit dem Automodule abgelichtet wurden, bekam das Rhomboid seinen wenig politisch korrekten Spitznamen "Pussycar".
Im Übrigen war das Automodule tatsächlich fahrbereit und konnte seine Radschwingen hydraulisch verstellen und anheben, sodass es auch auf nur 3 Rädern fahren konnte.
Ein Video mit dem Automodule gibt es hier zu sehen.
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Pininfarina entwarf 1960 dieses PFX genannte Stromlinienfahrzeug. Es feierte auf dem Automobilsalon von Turion seine Premiere.
30 Jahre Funkstille, dann kommt "City"-E-Auto
Nach1968 mussten Autofans lange auf das nächste Rhomboid warten - bis das Konzept 1998 von Philippe Charbonneaux wiederentdeckt wurde. Charbonneaux ist ein großer Name im französischen Automobilbau, denn der Industriedesigner gestaltete unter anderem den Renault 8, 16 und 21.
Er wusste also einigermaßen was er tat, als er 1996 seinen "City" mit E-Antrieb präsentierte, ein Rhomboid-Kleinstwagen mit einer zweigeteilten Karosserie, bei der das Vorderteil nach vorne gezogen werden konnte, um in den knappen Innenraum zu gelangen.
Ebenso klein war allerdings auch der Platzbedarf, den "City" beanspruchte - ein ideales Fahrzeug für Pendler in Paris, die eine Lösung für den knappen Parkraum forderten.
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Aus dem Jahr 1947 stammt dieses Fahrzeug mit zwei identischen Klappeinstiegen. Die Karosserie wurde aufwendig aus Aluminiumblech gedengelt.
"Fliegendes Ei"
Jüngstes Fahrzeug der Ausstellung auf der Retromobile in Paris war "Ellipsis", ebenfalls von Charbonneaux entworfen. Diesmal allerdings unter der Maßgabe, ein besonders sicheres Fahrzeug zu entwickeln.
Das dreisitzige Vehikel besitzt große Knautschzonen, die Karosserie ist glattflächig und für den Fußgängerschutz optimiert - so ist etwa an der Front keine Karosserienaht und keine Kante zu finden. Der Fahrer sitzt zentral, kurz vor der mittleren Achse, an der die beiden mittleren Räder geführt werden.
Charbonneaux entwickelte sein Konzept weiter und baute insgesamt 7 Prototypen, bevor er am 4. Juni 1998 im Alter von 81 Jahren starb.
Alle 5 Fahrzeuge der Ausstellung zeigen wir in unserer Fotoshow.