Goodwood Revival Meeting
Die verrücktesten Renner von Goodwood
Rar, teuer und nicht selten äußerst skurril: Das gilt für die rund 360 Autos, die beim Goodwood Revival Meeting eingesetzt werden. In den Rennen auf der ultraschnellen Piste in Südengland sind die teuersten und kuriosesten Autos zu sehen.
14.09.2015
Dirk Johae
Foto: Dino Eisele
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MG “Bellevue” Special (1937, #30): Der einsitzige Rennwagen startete beim ersten Rennen, das auf der Rennstrecke von Goodwood im September eingesetzt wurde. Der Rennfahrer Wilkie Wilkinson baute das Auto auf Basis eines MG-Sportwagens. Der Name stammt von seiner Werkstatt namens Bellevue im Südwesten von London.
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Drei Jahre lang gehörte der MG zum Starterfeld der Rennstrecke in Goodwood. Im letzten Jahr kehrte er zurück: Als Lot 302 der Bonhams Auktion im Rahmen des historischen Rennwochenendes. Geschätzter Wert des „Bellevue“ Specials: über 200 000 Euro.
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Dank der schlanken Leichtmetallkarosserie und dem sehr niedrigen Gewicht von geschätzt rund 500 Kilogramm ist der MG „Bellevue“ Special ein schnelles Auto, das sogar den ERA Paroli bieten kann – allerdings vor allem bei Bergrennen.
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Ferrari 250 GT SWB „Breadvan“ (1961/62): Zwar gehört das Einzelstück, ein Ferrari 250 GT Short Wheel Base (Chassis 2819 GT) mit einer aerodynamisch verbesserten Karosserie mit Kamm-Heck zu den bekannten Klassikern. Aber mit dem eigens für die Scuderia Serenissima aus Venedig gefertigten Aufbau und gehört dieser Ferrari auf jeden Fall zu den auffallendsten Rennwagen der Geschichte.
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Im Zeittraining für das RAC TT Celebration-Rennen musste der rare rote Renner allerdings leiden. Bei einem Unfall musste die rechte Frontpartie unter Einsatz von viel Klebeband wieder für das Rennen gerichtet werden.
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06 Lister Jaguar Coupé (1963): Im gleichen Rennen des Revivals lief auch das nur einmal gebaute Coupé der Sportwagen-Firma aus Cambridge. Der geschlossene Sportwagen mit einem über 300 PS starken Jaguar-Einspritzmotor wurde 1963 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans eingesetzt, fiel aber aus: Kupplungsschaden.
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Das gleiche Problem beim Lister Coupé bremste fast auch Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen und den Besitzer Frederic Wakeman in Goodwood. Doch letztlich kämpfte sich Kristensen noch auf den fünften Gesamtplatz vor.
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Die windschlüpfige Form des geschlossenen Sportwagens stammt von Aerodynamikspezialist Frank Costin. Dank des Gitterrohrrahmens und der Karosserie aus Leichtmetall wiegt das Coupé nur knapp 1100 Kilogramm.
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Mini Van „McLaren Cars“ (1968): Der mausgraue Mini mit dem hohen Heckflügel fuhr im Rahmen der Bruce McLaren Parade. Das Team des Neuseeländers, der 1970 auf der Rennstrecke von Goodwood bei Testfahrten tödlich verunglückte, erprobte mit dem Kleinwagen Spoiler für die CanAm-Autos.
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Isuzu Bellett (1965): Mit seinem solchen Tourenwagen der japanischen Marke startete Bruce McLaren im April 1965 in Goodwood beim Tourenwagen-Rennen in der St. Mary’s Trophy. Doch mit dem Auto des Teams Nippon Racing konnte McLaren im Rennen nicht starten.
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Ein Kolbenschaden im Vierzylinder des Isuzu verhinderte einen Start im Rennen, das für die britischen Tourenwagen-Meisterschaft gewertet wurde. Den Lauf gewann Jim Clark im Werk-Ford Lotus Cortina.
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Mit dem Isuzu, der über einen 1,5 Liter-Motor verfügt, sind David Brabham und Mark Bevington im Tourenwagen-Rennens beim Goodwood Revival Meeting zwar nur Außenseiter. Aber auch solche exotischen Autos machen die Starterfelder interessant.
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Den wenigsten Motorsportfans dürfte bekannt sein, dass es von dem japanischen Autohersteller überhaupt Renntourenwagen gab. Ursprünglich hatte das Unternehmen Hillman Minx in Lizenz gebaut, die Bellett-Baureihe war eine der ersten Eigenentwicklungen der Firma aus Tokyo.
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Ferrari 375 MM Spyder (1954): Ein blau-gelber Ferrari? Die Farbe des 375 Mille Miglia mit der offenen Spider-Karosserie von Pininfarina verrät, dass dieser Ferrari ursprünglich in Argentinien eingesetzt wurde: Ein argentinischer Privatfahrer namens Enrique Diaz Valiente kaufte den leistungsstarken, aber hochbeinigen Rennwagen.
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Heute gehört der Rennsportwagen in Blau-Gelb einem kalifornischen Sammler, der den Ferrari nach Goodwood bringen ließ. Der 375 MM gehörte zum exklusiven Starterfeld, das für Autos der Marke mit dem springenden Pferd als Markenzeichen reserviert war.
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Ein Blick in den Motorraum des Ferrari 375 MM Spider: Der mächtige V12-Motor mit 4,5 Litern Hubraum fühlt den Motorraum vollkommen aus.
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Der V12-Motor leistet gut 340 PS: Trotzdem hat das Auto im Rennen beim Goodwood Revival Meeting gegen die leichteren Vierzylinder-Autos der 500 TR/TRC und 750 Monza keine Chance.
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Frazer Nash Saloon „The Awlett“ (1928): Das “Eulenjunge” gehört zu den Publikumslieblingen des Goodwood Revival Meetings. Der kleine Sportwagen mit einem 1,5-Liter-Vierzylinder sieht mit der verhältnismäßig hohen Karosserie nicht nur kurios aus, sondern wird dazu von seinem Fahrer Patrick Blakeney-Edwards spektakulär bewegt.
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Der Frazer Nash mit der Saloon-Karosserie ist allerdings eine Replika. Vielleicht deshalb geht der Fahrer so beherzt mit seinem ungewöhnlichen Rennwagen aus dem Jahr 1928. Unter der Haube arbeitet ein 1,5-Liter-Einbaumotor von Anzani.
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Der Frazer Nash mit dem Beinamen “The Awlett” hat sich als eines der ältesten Autos beim Goodwood Revival Meeting nicht nur in die Herzen der Zuschauer gefahren: Es gehört im Feld der ältesten Autos auch zu den schnellsten Wagen. In diesem Jahr wurde Patrick Blakeney-Edwards Dritter im Gesamtklassement – vor einem leistungsstärkeren Maserati 26M.
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Chinook Mk2-Chevrolet „Miss Veedol“ (1966): Ein außergewöhnliches Modell ist auch im Feld der schnellsten Autos zu finden, die mit Schnittgeschwindigkeiten von 175 km/h über den Kurs fegen. Der Chinook ist ein kanadischer Sport-Prototyp mit einem 5,7-Liter-Chevy V8.
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Der Chinook wurde von den nach Kanada ausgewanderten Brüder George und Rudy Fejer gebaut. Vorbild war ein McLaren M1A und speziell für die Karosserie der CanAm-Wagen von Chaparral. Der Mark 2 wurde für den kanadischen Rennfahrer Nat Adams.
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Adams Sponsor war Veedol, der prangte auch auf seinem Rennwagen von 1966: Deshalb hieß sein Chinook-Chevrolet „Miss Veedol“.
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JR Tergi-Triumph (1950): Ist das wirklich ein Rennwagen? Ja, der rund 270 Kilogramm leichte Formel 3 von 1950, der von einem 500 cm3-Motorradmotor angetrieben wird, gehörte zu einem großen Feld dieser Formel 3-Autos der 50er Jahre. Dieser Einsitzer wird von einem rund 35 PS starken Triumph-Einzylinder angetrieben.
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Ferguson Project 99-Climax (1960): Die Frontmotor-Ära neigte sich dem Ende, als Harry Ferguson einen Formel-1-Wagen mit Vierradantrieb entwickelte. 1961 gewann Stirling Moss mit diesem Auto das nicht nur Weltmeisterschaft zählende Rennen in Oulton Park.
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Connaught C-Type (1959): Die außergewöhnliche Karosserie verlieh dem englischen Formel-1-Wagen, mit dem Stuart Lewis-Jones 1959 in Goodwood gewann, „Zahnpasta“-Tube. In der Weltmeisterschaft hatte der Rennwagen des unterfinanzierten Teams allerdings keine Chance.
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Auch das aerodynamisch geformte Heck des englischen Formel-1-Wagens hatte ausgedient: Mit der ab 1961 geltenden 1,5-Liter-Formel setzten sich schlagartig die Heckmotorautos durch.
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Buckler NAC (1951): Wieder so ein Auto einer Marke, die kaum bekannt ist: Der 1947 in Reading gegründete Kleinhersteller baute diesen offenen Sportwagen, der in der englischen Clubrennszene eingesetzt wurde.
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Als Motor für den leichten Zweisitzer diente der Ford-Vierzylinder mit 1172 cm3 Hubraum. Die vielseitig einsetzbaren Wagen von Derek Butler waren für ihre gute Qualität bekannt und konnten als komplettes Auto oder als Teilesatz zur Eigenmontage gekauft werden.
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Für seine Spezialität warb Buckler sogar auf dem Markenzeichen: Rohrrahmen-Chassis. Große Stückzahlen baute die Firma nicht. Man schätzt, dass von 1947 bis 1962 nicht mehr als 500 Buckler gebaut wurden.
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Arnott Lea Francis (1954): Der offene Wagen mit der aerodynamisch gestalteten Karosserie startete im selben Rennen wie der Buckler: Nur rund 25 Autos baute Arnott’s Garage im Londoner Stadtteil Harlesden, die meisten mit einer solchen Kunststoffkarosserie. Einige wurden mit dem Lea-Francis-Vierzylinder (1,5 Liter Hubraum) bestückt, andere wurden mit kleineren Austin- oder Climax-Motoren ausgestattet.
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AC Buckland (1952): Die Firma AC aus Thames Ditton ist vor allem wegen seines Sportwagens Ace bekannt, der Carroll Shelby als Basis für seine Cobra diente. Aber AC baute auch den Buckland mit dem hauseigenen Sechszylinder. In Goodwood wurde die seltene, viersitzige Cabriolet-Version eingesetzt.
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Cooper T33-Jaguar (1954): Neben den erfolgreichen einsitzigen Formel-Wagen baute Cooper auch einige Rennsportwagen mit Antriebstechnik von Jaguar. Vom sogenannten Mark 1 wurden zwei Autos gebaut, die vor allem bei kleineren nationalen Rennen eingesetzt wurden, unter anderem auch bei Clubrennen in Goodwood.
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Am Steuer saßen Amateurrennfahrer. Im historischen Rennsport sind die mit dem 3,4-Liter-Jaguar-Sechszylinder bestückten recht erfolgreich: Zum Auftakt des Goodwood Revival Meetings gewannen Derek Hood und Chris Ward das Abendrennen über 90 Minuten.
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RGS Atalanta Jaguar (1952): Die härteste Konkurrenz bekam der Cooper von diesem Heckflügel-Sportwagen. Das Konzept gleicht dem Cooper: Mit der starken Jaguar-Technik als Basis und einer Stromlinienkarosserie entstand ein schneller Rennsportwagen, der den Jaguar C- und D-Types Paroli bieten konnte.
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RGS steht für den Engländer Richard Gaylord Shattock: Er übernahm die Reste des Kleinstherstellers Atalanta und baute neben anderen Autos für sich selbst einen Rennsportwagen, den er mit einem Jaguar-Motor aus dem C-Type bestückte.
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Erfolge des RGS Atalanta-Jaguar sind allerdings nicht bekannt und spätestens 1962 endet die Geschichte des Unternehmens aus Windsor.
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AC Cobra Daytona Coupé (1964/65): Sehr erfolgreich verlief dagegen die Karriere der Shelby Cobra mit der geschlossenen Karosserie. Mit diesem Auto konnte Ford endlich Ferrari Paroli bieten und 1965 die Marken-Weltmeisterschaft gegen die Italiener gewinnen. Beim Goodwood Revival Meeting wurde das Jubiläum mit sechs dieser Autos gefeiert.
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Das Erfolgsgeheimnis der Cobra Coupé steckte im bärenstarken Ford V8, wie auch in der aerodynamisch ausgefeilten Karosserieform. Außerdem verfügte Ford über eine ausgezeichnete Fahrermannschaft: Dazu gehörte auch Jochen Neerpasch.
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Dodge Dart „Identity Crisis“ (1964): Zum Goodwood Revival Meeting gehört auch eine ordentliche Portion Show. Die lieferte zum Auftakt jedes Tages die „Gassers Parade“, als Erinnerung an die US-Street-Rod-Szene der 40er-, 50er- und 60er-Jahre. Basis für dieses Gasser-Auto ist ein Dodge Dart.
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Henry J „Horrid Henry“ (1952): „Gasser“ nannte sich die Szene nach dem englischen Wort für Benzin („gas“), das sie bei den Beschleunigungsrennen statt Alkohol verwendeten. Es gehörte auch zum guten Ton, mit den Autos aus Achse zu den Rennen zu fahren. „Horrid Henry“ hat übrigens rund 560 PS.
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Chevrolet „Frankenstein“ (1957): Dieser Gasser auf Basis eines Chevrolet Bel Air von 1957 ist der Nachbau eines US-Autos, das Anfang der 60er-Jahre eingesetzt wurde.
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Doch egal ob der nur einmal gebaute MG „Bellevue“ Special mit der polierten Alukarosserie oder Renntourenwagen wie Ford Lotus Cortina, Alfa Romeo GTA oder Isuzu Bellet: Alle noch so wertvollen Autos werden in beherzt bestrittenen Rennläufen eingesetzt. Allein de RAC Tourist Trophy Celebration in Erinnerung an die in den 60er Jahren ausgetragenen Weltmeisterschaftsläufe ausgetragen.
Allrad-Formel-1-Wagen
Aber nicht legendäre Autos wie zum Beispiel zwei Ferrari 250LM, ein Alfa Romeo 3000 Disco Volante, der Allrad-Formel-1-Wagen von Ferguson Project 99 oder der Aston Martin DP212 werden dem Wettbewerbsstress ausgesetzt sondern auch viele seltsame Gefährte, die außer den rennverrückten Engländern kaum jemand kennt oder vorher gesehen hat.
Keines der Autos ist jünger als Baujahr 1966: In diesem Jahr fanden auf der rund 3,6 Kilometer langen Strecke in der Nähe von Chicester, West Sussex die letzten Rennen statt. Seit 1998 wird sie wieder für Rennen genutzt, allerdings nur noch für Wettbewerbe mit historischen Autos. Sie befindet sich größtenteils im gleichen Zustand wie vor fast 50 Jahren, als der Betrieb aus Sicherheitsgründen eingestellt werden musste.
Wir stellen einige der seltensten und verrücktesten Autos des 18. Goodwood Revival Meetings in unserer Fotoshow vor.