Die Veterama aus persönlicher Sicht
Obligatorischer Kauf einer überflüssigen Sache
Ein Rundgang auf der Veterama macht immer Spaß - selbst wenn man mal gerade nicht auf der Jagd nach einem Auto ist, was man eigentlich noch nie mochte, doch aus der Veterama-Perspektive immer attraktiver wird - auch ohne den Einfluss von alkoholischen Getränken.
09.10.2015
Kai Klauder
Foto: Kai Klauder
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Willkommen auf der Veterama: Hier gibt es unbekannte Fahrzeuge, alte Stühle, die neuen Brüste von Micaela Schäfer und Schuhpoliermaschinen aus dem vorletzten Jahrhundert und noch viel, viel mehr. Wir zeigen eine kleine Auswahl.
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Das Gesicht verrät es, die Roller sind in einem Veterama-Zustand.
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Ein italienischer Händler bringt seltene Zweiräder und allerlei Accessoires mit nach Mannheim.
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Jogginghosen gehören zum guten Ton mancher Veterama-Profis - das passende Gefährt auch.
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Schon vor dem offiziellen Startschuss ist dieser Fahrschul-Modellwagen verkauft.
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Veterama-Stillleben: Zweiräder en masse, dazu noch viel mehr Teile.
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4mm-Blech: Anhand des Stoßstangenträgers kann man die Stabilität der Volvo 7er- und 9er-Reihe erkennen.
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Modern unterwegs mit Segway-Roller. Irritierend, weil er nicht - wie die ganzen anderen Zweiräder - mit einem Höllenlärm auf sich aufmerksam macht.
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Achselzucken: Die Standard-Reaktion auf alle Fragen nach Baujahr, ob sie läuft und ob es Papiere gibt. Was sie kosten soll, wusste er: 600 Euro.
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Trockenhaube, Kinderwagen mit Puppe in erstaunlich gutem Zustand und ein Honda 600 mit 250-Kubik-Motörchen.
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Davon gab es gleich noch einen, einen 1974er Honda Z600/ 250 mit 58.000 km auf der Uhr für 4.500 Euro.
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Da fehlt was: Honda XL 200 R ohne Motor für 290 Euro. Die Montesa daneben ist komplett, soll 800 kosten.
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"Das Haus ist voll" antwortet der Anbieter dieser Spielzeugschätze auf die Frage nach dem "Warum".
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Unbespielter Ford GT aus dem 60er-Jahren, verpackt in der originalen Holz-(!)Kiste. 320 Euro.
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Ja ist es denn die Möglichkeit: Auch die ultraseltene Fantic Koala gibt es in Mannheim. Das Hightech-Teil mit flüssigkeitsgekühltem 50er, Scheibenbremsen und den riesigen Ballonreifen soll 1.500 Euro kosten.
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Wer noch etwas Nachhilfe braucht, kann sich schöne Schautafeln kaufen.
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Und danach am besten gleich rein in die Praxis. Dieser Händler bietet eine stattliche Zahl an Trial- und Motocross-Maschinen.
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Bitte einpacken: Triumph Fips für 199,10 Euro.
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Auch das gibt es auf der Veterama, warum, weiß nicht mal der Anbieter. Ein ganzer Anhänger voller ausgestopfter Tiere - inklusive Klapperstorch und Bambi.
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Kennen Sie diese Harley? Ich auch nicht, ist aber schön - naja, ist sie eigentlich ja nicht...aber selten.
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Für den Nachwuchs: aufwendig gemachtes Tretauto für zwei Personen, die auch beide kräftig in die Pedale treten müssen. Davor wartet allerdings noch etwas Restaurierungsarbeit.
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Noch älter dürfte dieser Wagen sein.
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2.222 Euro soll diese Schönheit kosten: CZ Cezeta 502/05 Roller von 1963 aus Litauen.
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Die Auswahl ist groß, doch der Marktplatz der Automobile lockt.
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Eine habe ich noch: Yamaha XT 50 in erbärmlichem Zustand.
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So ist die Veterama: Der eine kommt im AMG-GT, der andere mit 3 Tonnen Altblech im Schlepp.
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Und mit einem Grinsen geht zurück zum Parkplatz - inklusive Beute.
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Und dann kommt man noch an den italienischen und spanischen Pretiosen vorbei: Bultaco Trial für 1.850 Euro, Isomoto für 2.400 Euro.
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Schon lange reichen die Finger und Zehen nicht aus, um nachzuzählen, wie oft ich schon auf der Veterama war. Die erste dürfte so um 1983 gewesen sein, als ich stolz wie Bolle in einem Bundeswehranhänger von meinem Vater zum Parkplatz gezogen wurde. Das war damals wohl auch der Grund, warum mein Vater den Klappanhänger gekauft hatte - ich hatte mir auf dem riesigen Gelände massive Knicksenkspreizfüße gelaufen. 150 Mark kostete der Karren, ich weiß es noch wie heute.
Inzwischen weiß ich allerdings gar nicht mehr, wo dieser Anhänger zu finden wäre, wenn man ihn mal brauchen würde. Aber das ist ja auch ganz egal, die Veterama verleitet nunmal bekanntermaßen zu Ausnahmehandlungen, die durch den Konsum der ganzen Geheimrezepturen, die hier feilgeboten werden, noch beschleunigt wird.
"Schweizer Kaffee"
Ich erinnere mich mit einem breiten Grinsen an den "Schweizer Kaffee", ein Rezept mit viel Korn, noch mehr Zucker - aufgegossen mit ein bisschen braune Plörre, den mir mal ein paar lustige Eidgenossen angeboten haben, die zu dritt im Laderaum eines Fiat Ducato nächtigten. Was in dem Schweizer Heißmacher-Rezept drin war, erfuhr ich allerdings erst nach dem ersten Schluck. Das Lachflash-Konzert der drei Schweizer und mir werde ich nie vergessen.
Fast an jedem dritten Stand gibt es auf der Veterama Bier, der halbe Liter in der Dose für 1 Euro - Pfand wird nicht berechnet. Der Veranstalter guckt zum Glück großzügig darüber weg, denn an den offiziellen Verkaufsstellen gibt es das gleiche Volumen - dann immerhin gekühlt und frisch gezapft - für 3,50 Euro - plus ein Euro Pfand.
Rasende Bierkiste mit heißer Blonden
Wahrscheinlich konnten auch die meisten der skurrilen Gefährte nur in einer solchen alkoholgeschwängerten Atmosphäre entstehen. Wie die rasende Bierkiste: Statt der Maurerhülsen steckt in der Kiste ein Kreidler-Antrieb. Das kühle Blonde kann im Anhänger geparkt werden, und Platz für die heiße Blonde wäre auch noch.
Gestandene Männer - barfuß in Jogginghosen
Auf dem riesigen Gelände kommt jeder auf seine Kosten. Die, die etwas suchen, was sie brauchen. Die, die etwas finden, was sie nicht brauchen, aber plötzlich unbedingt wollen. Und auch die, die einfach nur die Veterama und deren Akteure genießen wollen. Denn Schaulustigen bietet sich ein einzigartiges Lustspiel in unfassbar vielen Akten.
Da stecken bärtige, gestandene Männer barfuß in Jogginghosen und durchstöbern Kisten mit Vergaserteilen als sei es das Normalste der Welt. Zu jedem Bauteil gibt es einen Kommentar im Stile von: "Ach ja, der ist aus 'nem Solex P.I.C.T soundso" und "dat is en Schwimmernadelventil von Hast-du-nicht-gesehen."
Der obligatorische Kauf einer überflüssigen Sache
Übrigens bin auch ich diesmal wieder fündig geworden. Ich schleppe eine BW-Kiste von Zarges zum Parkplatz, in der normalerweise die Ausrüstung der Kampftaucher wasserdicht verpackt wird - runtergehandelt auf einen Kilopreis von 2 Euro. Im Schweiße meines Angesichts werde ich bei meinem Kiste-auf-Kreuz-Weg anerkennend gegrüßt und verabschiedet.
Der Verkäufer lag übrigens falsch mit seiner Prophezeiung: "Spätestens an der nächsten Ecke verfluchst Du die Scheiß-Kiste." Ich verließ die Veterama wie jedes Jahr mit einem breiten Grinsen - und stolz wie bolle.