Youngtimer mit Klappscheinwerfern

Augen auf, Licht an!

Seit mehr als zehn Jahren gibt es keine Autos mehr mit Klappscheinwerfern. Für viele sportliche Youngtimer waren sie Pflicht. Für andere ein notwendiges Designmerkmal. Ein nachgeholter Nachruf.

 

Klappscheinwerfer, Lotus Esprit Foto: Archiv 68 Bilder

Was verbindet einen Lamborghini Diablo mit einem Matra-Simca Bagheera und lässt beide Sportwagen-Gesichter fast wie die von Geschwistern aussehen? Richtig: die Klappscheinwerfer! Dabei macht es fast keinen Unterschied, dass der Diablo 492 und der Bagheera 85 PS hat – schnell sehen beide auf jeden Fall aus. Und nur deshalb, so scheint es zunächst, versteckt man die im Fahrtwind stehenden Scheinwerfer.

Sportwagen mit Klappscheinwerfern lagen im Trend

Tatsächlich besitzt ein guter Teil der von 1970 bis etwa 1995 gebauten Sportwagen und Sportcoupés Klappscheinwerfer. Sie sind der Turbo für die Optik und signalisieren schon von Weitem, dass im Schwarm der normalen Kühleraugen-Autos ein windschnittiger Toyota Celica, Porsche 924 oder Lotus Esprit sein Recht auf freie Fahrt für schnelle Autos einfordert. Heute sogar noch mehr als gestern, weil Autos mit Klappscheinwerfern sehr selten geworden sind. Das letzte seiner Art, die Corvette C5, wurde bereits 2004 ausgemustert.

Nachts dagegen, wenn die Scheinwerfer hochgeklappt sind, verwandeln sich die glattflächigen Stromlinienkörper in hässliche Frösche oder Insekten. Allein die Corvette C3 mit ihren schräg gestellten Doppelscheinwerfern verliert in der Nacht nichts von ihrer grimmigen Dominanz, die sie am Tag mit ihren Schlafaugen erzeugt. Aber der Topspeed leidet spürbar unter den hässlichen Luftbremsen.

Schlafaugen aus Japan, USA, Europa

Trotzdem sind Klappscheinwerfer oder Pop-up-Headlights, wie die Engländer sagen, für sportliche Youngtimer so elementar wie Vierventiler, Turbolader, Alufelgen und Frontspoiler. Ohne sie verlöre eine Sportwagen-Generation ihr typisches Gesicht, das insgesamt jedoch sehr einheitlich ausfällt. Weil nämlich zünftige Sportwagen nur durch schmale Öffnungen ihre Kühl- und Atemluft erhalten dürfen, hatten die Designer kaum Spielmasse für ihre Ideen. So entstehen viele Klappscheinwerfer-Doppelgänger wie Lotus Elan und Mazda MX-5, Porsche 924 und Mazda RX-7 oder Triumph TR7 und Fiat X 1/9, die von vorn fast wie Zwillinge aussehen.

Und wer hat's erfunden? Natürlich die Amis. Als erstes Automobil mit Pop-up-Headlight gilt der Cord 810 von 1937. Auch nach dem Krieg huldigen die US-Designer immer wieder dem Schlafaugen-Look: Corvette C2 von 1963, Mercury Cougar sowie Chevrolet Camaro SS von 1967, Lincoln Mk III von 1968 und viele mehr, die zum Teil mit Hidden Headlights ausgerüstet sind: fest installierte Scheinwerfer, die sich am Tage hinter einer beweglichen Klappe verstecken.

Klappen-Pionier Lotus Elan

In Europa zählen der Lotus Elan von 1962 und der Lamborghini Miura von 1966 zu den Klappscheinwerfer-Pionieren. Ab Anfang der 70er-Jahre schiebt schließlich nahezu jeder neue Ferrari, Maserati oder Lamborghini seine flache Nase ohne störende Lichtgehäuse über den Asphalt. Darunter solche Prachtstücke wie der Maserati Ghibli, Lamborghini Countach oder Ferrari F40. Und wenn ein Nissan Silvia oder Mitsubishi Starion ebenfalls mit seinen Lichtern klimpert, zeigt er damit eine entfernte Blutsverwandtschaft zu Lamborghini und Co.

Allerdings sind es nicht allein der sportliche Look und die optimierte Aerodynamik, die uns diese Menge an – vor allem japanischen – Klappscheinwerfer- Autos beschert. Anfang der 70er-Jahre schreibt nämlich der US-amerikanische Gesetzgeber die Einbauhöhe der Scheinwerfer vor, die für sportliche Flachschnauzer schlicht unakzeptabel ist. Der Standard- Klappscheinwerfer löst ganz geschickt das Problem, indem er beim Hochfahren zugleich die vorgeschriebene Bauhöhe einnimmt.

Das Ende der Schlafaugen-Autos kündigen schließlich einige Facelifts mit konventionellen Frontscheinwerfern an, wie beim Mitsubishi 3000 GT oder Chrysler LeBaron. Gründe hierfür sind gelockerte US-Vorschriften und vor allem die Automode. Klappscheinwerfer gelten plötzlich als überdreht und kindisch. Aber gerade deshalb, und weil sie für unsere Youngtimer so typisch sind, lieben wir sie ganz besonders.