Youngtimer-Kauftipps: Audi, BMW, Jeep
6 ab 6.000 Euro: Das Beste aus den 90er-Jahren
In den 90er-Jahren schien alles möglich: Cabrios waren in, SUV kamen in Mode. Wir zeigen, welche es heute für 6.000 Euro gibt.
16.08.2020 Andreas Of-AllingerWer in den 90er-Jahren ein Auto kaufen wollte, hatte die Wahl: Es gab reichlich Coupés, Cabrios, Vans und SUV. Audi baute sein erstes Nachkriegs-Cabrio, Alfa wieder einen GTV und Jeep kombinierte im Grand Cherokee Geländetechnik mit dem Fahrkomfort eines Kombis und ansprechenden Fahrleistungen.
Für jeden was: Barchetta, 3er, XM
Bei BMW lief mit dem E46 der vielleicht beste 3er aller Zeiten vom Band und Fiat baute mit der Barchetta einen Roadster, der heute vielleicht völlig zu Unrecht ein wenig im Schatten des Mazda MX-5 steht. Citroën hatte mit dem XM einen richtig großen und eigensinnigen Kombi im Programm. Es gab natürlich noch viel mehr und sicher fallen Ihnen auf Anhieb weitere 90er-Jahre-Klassiker ein, die es für etwa 6.000 Euro gibt. Doch wir stellen Ihnen zunächst mit sechs Youngtimern eine Auswahl vor, die eine Art Best-of darstellt. Nur ein Van fehlt. Doch das ist wie mit den Musikcharts der 90er. Die mag auch nicht jeder.
Audi Cabrio 8G7 (1991-2000)
Audi öffnete 1991 das Coupé auf 80-Basis zum Cabrio. Dabei entstand ein Klassiker, mit dem die Formensprache der späten 80er-Jahre (und die Torsionskurbel-Hinterachse des B3) dank liebevoller Modellpflegen bis ins Jahr 2000 als Neuwagen erworben werden konnte. Die Stärken des ersten offenen Nachkriegs-Audi sind eine Verarbeitung, für die möglicherweise der Begriff solide erfunden wurde und das sichere, komfortable Fahrwerk.
Mit dem 90 PS starken 1.9 TDI war der Audi das erste Diesel-Cabrio. Dieser raue Geselle ist zwar sparsam und drehmomentstark, nagelt jedoch kräftig und darf in keine Umweltzone. Der anfangs ausschließlich angebotene Fünfzylinder lebt lang, zieht kräftig und klingt gut. Doch die konstruktiv jüngeren V6-Motoren laufen ruhiger, entwickeln mehr Kraft und entwickeln ebenfalls ein schönes Timbre. Sie sind etwas teurer als die Fünfzylinder.
Alfa Romeo GTV 916 (1994-2005)
Schon 1974 hatte Alfa einen GTV im Programm. Das von Giugiaro gestaltete Alfetta-Coupé mit Transaxle-Antrieb stand in Konkurrenz zum Porsche 924 und gilt wegen seiner harmonischen Form als Designklassiker.
Sein Design ist auch die stärkste Seite des ab 1994 gebauten GTV. Eine andere Stärke des Keilheck-Coupés steckt vorn quer unter der Motorhaube aus Verbundmaterial: Der Arese-V6, je nach Version mit zwei bis 3,2 Litern Hubraum und 202 bis 240 PS, betört mit aufmerksamer Gasannahme, rasantem Hochdrehen und herzerwärmendem Klang. Direkte Lenkung und Multilenker-Hinterachse verhelfen dem Coupé zu einem agilen und mitreißenden Fahrverhalten. Schwächen des Coupés wie der sehr enge Kofferraum und Mängel in der Detailverarbeitung sollen nicht verschwiegen werden.
BMW 3er E46 (1998-2007)
Probleme mit der Detailverarbeitung erlaubte sich BMW beim 3er E46 nicht. Gediegener zusammengebaut und ausgestattet war kein 3er zuvor. Auch die Vielfalt explodierte geradezu: Neben Limousine, Touring und Coupé gab es ab 2001 einen Compact und natürlich auch einen M3. Mit Reihen-Sechszylinder, was sonst. Die Motoren mit den Codes M52, M54 und S54 sind auch ein guter Grund, einen E46-3er zu kaufen. Handling und Lenkung sind ein weiterer. Das Fahrwerk balanciert gekonnt auf dem Grat zwischen Komfort und Sport, verlangt dafür ab und zu nach neuen Querlenkern und Koppelstangen. Bis März 2000 kann außerdem die Hinterachse ausreißen. Das sollte erledigt ein und kontrolliert werden. Weitere Probleme: Rost und kleinere Zickereien mit den Fensterhebern. Doch für rund 6.000 Euro sollte sich ein ordentlicher 3er finden.
Citroën XM Y3/Y4 (1989-2000)
Den größten europäischen Kombi der 90er hatte Citroën im Programm. Kein Opel Omega Caravan, Mercedes T-Modell oder Volvo 940 Kombi übertraf die 720 bis 1.960 Liter Ladevolumen des XM Break. Leider überlebten von den wenigen gebauten (etwa 30.000 Stück) nicht viele. Doch auch die XM Limousine mit der Heckklappe bietet reichlich Raum für Passagiere und Gepäck. Selbst bei voller Zuladung hält der große Citroën das Niveau des Fahrzeugs und des Fahrkomforts. Gleich drei Federkugeln pro Achse lösen den Zielkonflikt zwischen Komfort und Handling: Bei Bedarf schaltet der XM eine Kugel ab, strafft so Fahrwerk und Handling.
Dazu passten in Zeiten vor Fahrverboten auch die Diesel ganz gut. Inzwischen empfehlen sich eher der Turbo-Vierzylinder oder der 12-Ventil-V6 als Partner. Fahrwerk und Elektronik sollten in Ordnung sein und alles was da ist, sollte auch funktionieren. Denn Wartung und Reparaturen können teurer werden als anderswo.
Fiat Barchetta (1995-2005)
Sechs Jahre nahm sich Fiat für eine Antwort auf den Mazda MX-5. Die Barchetta wurde zu ihrer Premiere auf dem Genfer Salon Auto des Jahres. In Deutschland verkaufte sich das "Bötchen" so gut, dass die Hälfte der Produktion (57.521 Autos) dorthin ging. Mit dem 131 PS starken 1,8-Liter-Motor und dem auf kurzen Wegen vergnüglich zu schaltenden Fünfganggetriebe bereitet der offene Fiat vor allem auf kurvigen Landstraßen viel Freude. Geringes Gewicht, kurzer Radstand und agile Abstimmung helfen beim Durchwuseln von Kurven.
Barchetta sind nicht teuer. Doch eine gute, unverbastelte sollte es schon sein. Denn die Karosserie ist verschweißt, was Arbeiten an ihr teuer macht. Manchmal geht der Phasenvariator kaputt, was rund 500 Euro kostet. Alle 80.000 Kilometer ist ein neuer Zahnriemen fällig.
Jeep Grand Cherokee ZJ (1993-1998)
So ein Grand Cherokee ist nicht nur ein unheimlich praktisches Auto, sondern auch ein Statement: Mit sieben vertikalen Streben im Kühlergrill klar der Marke zuzuordnen, dazu von klarer Kantigkeit. Die Botschaft, dass er durchkommt und hält, ist kein leeres Versprechen: Starrachsen, Allradantrieb und Reduktionsgetriebe helfen auch abseits der Straße weiter.
Der Kofferraum lässt sich ganz lässig auch durch die Scheibe beladen und was nicht reinpasst, wird angehängt. Oder auf’s Dach gepackt. Am besten nimmt man den 5,2-Liter-V8 und akzeptiert, dass der Motor ab 14 Liter verbraucht. Das ist zwar nicht ganz korrekt im Sinne des Zeitgeists, doch dafür bindet das Auto auch schon über 20 Jahre Blech, Glas und Gummi. Achten sollte man auf Rost, Ölundichtigkeiten und einen trockenen Beifahrerfußraum.