Woodham Mortimer WM Sport GT
Ist das der ultimative E-Type?
Der Jaguar E-Type war einer der ersten Autoklassiker, der von der Restomod-Welle erfasst wurde. Nun gibt es ein neues, 406 PS starkes und 365.000 Euro teures Exemplar.
17.03.2020 Thomas HarloffPeter Haynes ist erst seit wenigen Wochen Geschäftsführer von Woodham Mortimer, eines traditionsreichen und auf historische Jaguar-Modelle spezialisierten Oldtimer-Händlers, Restaurators und Motorsport-Betriebes. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, das neueste Werk seiner Firma mit großen Worten anzupreisen. „Dieses Auto ist der ultimative straßenzugelassene E-Type“, sagt Haynes. „Wir haben tausende Stunden voller Liebe und Aufmerksamkeit investiert, um ihn zu kreieren.“
Etwas breiter und viel stärker als das Original
Leere Worthülsen? Eher nicht. Schon ein Blick auf die Fotos zeigt, dass die Briten den Sportwagen-Klassiker mit großem Feingefühl modernisiert und optimiert haben. Natürlich steht der WM Sport GT stämmiger da als ein originaler E-Type, ohne aber das Grazile des Sechzigerjahre-Coupés völlig über Bord zu werfen. Auffälligste optische Neuerungen neben einigen Chromteilen und der LED-Beleuchtung sind die verbreiterten Kotflügel, mit denen der WM Sport GT die Dimensionen früherer Renn-E-Types erreichen soll. Die neuen Räder mit Flügelmuttern, Rennfelgen im Dunlop-Motorsport-Stil, messen vorne 7x15 und hinten 8x15 Zoll und sind mit Avon-Reifen der Dimension 215/60 R15 (vorne) und 245/60 R 15 hinten ummantelt.
Angefettet hat Woodham Mortimer auch die Technik des Jaguar E-Type. In erster Linie natürlich den Motor. „Niemand hat bisher so viel Kraft aus diesen Motoren herausgeholt“, behauptet Peter Haynes. Tatsächlich nennt der Geschäftsführer beeindruckende Daten. 406 PS und maximal 542 Newonmeter soll der vom Original-Triebwerk abgeleitete Reihensechser nun leisten. Hauptgrund dafür ist der neue Zylinderkopf, mit dem der Hubraum von 4,2 auf 4,7 Liter steigt. Um die Gemischaufbereitung kümmern sich drei Weber-Doppelvergaser. Die moderne Kühlanlage dürfte höchsten Ansprüchen genügen.
Fast alles neu am Innenleben des E-Type
Seine Kraft gibt der Motor über ein manuelles Fünfgang-Getriebe, das von Woodham Mortimer selbst entwickelt wurde, und ein dort installiertes Powerlock-Sperrdifferenzial an die Hinterachse weiter. Die Schaltung haben die Briten genau nach den Spezifikationen und in der Größe des Originalgetriebes konstruiert, weshalb das Chassis nicht modifiziert werden musste. Auch die Vakuumpumpe für das Servo-System versteckt sich in einem Originalteil des E-Types.
Neu sind außerdem die Radaufhängung, das Gewindefahrwerk, die Stabilisatoren aus dem Motorsport und die neue Scheiben-Bremsanlage mit Sechskolben-Sätteln an der Vorder- und Vierkolben-Pendants an der Hinterachse. Ein weißer, keramikbeschichteter Krümmer leitet die Abgase zum speziell angefertigte Sportauspuff mit polierten Endrohren weiter. Ein größerer Kraftstofftank macht den WM Sport GT endgültig langstreckentauglich.
Der WM Sport GT behält die Fahrgestellnummer des E-Types
Innen belässt es Woodham Mortimer ebenfalls nicht bei einer reinen Restaurierung. So tragen die Sitze selbstverständlich neue Leder- und Alcantara-Hüllen; sie sind aber auch neu geformt, sodass sie mehr Seitenhalt sowie Unterstützung für den Rücken bieten. Auch die Pedalerie hat Woodham Mortimer neu positioniert, um dem Fahrer eine angenehmere Sitzposition zu ermöglichen. Und für mehr Sicherheit sorgen neue Automatik-Gurte sowie beheizte Scheiben an Front und Heck. Hinzu kommen ein anderes Lenkrad, eigens angefertigte Türverkleidungen und ein neues Ablagefach auf dem Boden.
Da der Jaguar E-Type einer der ersten Autoklassiker war, der von der Restomod-Welle erfasst wurde, wissen wir: Die optimierten Neuauflagen des Kult-Sportlers kosten richtig viel Geld. Der WM Sport GT, der übrigens die originale Fahrgestellnummer behält und deshalb weiterhin über „matching numbers“ verfügt, macht da keine Ausnahme: Je nach Version und Ausstattung verlangt Woodham Mortimer zwischen 330.000 und 350.000 Pfund (etwa 365.000 bis 387.000 Euro) für ein Exemplar des – wie Peter Haynes ihn nennt – „ultimativen E-Types“.