VW T4 (1990-2003) Kaufberatung

Viel Platz und ein paar ernste Probleme

Der Bus kommt ins Oldtimer-Alter: 1990 stellte VW mit dem T4 auch den Transporter auf Frontantrieb um. Heute kostet ein Guter ab 12.000 Euro. Ein guter Kauf

VW T4 Multivan Allstar "Moosi" (1993) Foto: VW 19 Bilder

Er ist der, mit dem alles anders wurde und doch beim Alten blieb. Dieselben tief greifenden Veränderungen hatten aus dem Karmann-Ghia den Scirocco gemacht und aus dem Käfer den Golf. Der Bus aber blieb der Bus, auch mit Frontmotor und Vorderradantrieb. Anders als andere VW-Modelle wandelte der Bus mit dem technischen Fortschritt, der ihm für ein Entwicklungsbudget von etwa zwei Milliarden Mark zuteil wurde, nicht sein Wesen. Über die grundlegend neue Konstruktion hinaus, die VW mit der vierten Transportergeneration im August 1990 einführte, trug der Neue eine Art Kontinuität des Konzepts.

Sparsamer, schneller, geräumiger als der T3

TechnikProfi_2017_07_04_1 Foto: VW Reparaturleitfaden, Wünsche
Freunde des Heckmotors mussten 1990 vom T3 Abschied nehmen.

Sicher, es umwaberte ihn zunächst nicht die Aura, die zu etablieren sein Vorgänger bis dahin über ein Jahrzehnt Zeit gehabt hatte, doch verhalf ihm der stille Reiz des Pragmatischen sehr schnell darüber hinweg. Fast alles kann der T4 besser als der T3. Er hat mehr Platz, er ist variabler, komfortabler, leiser, sparsamer, schneller, sicherer. Kurz: Er ist das Nutzfahrzeug mit einem, in den meisten Fällen jedenfalls, höheren Nutzen. Schöner, das heißt unterhaltsamer zu bewegen als der T3, ist der T4 nicht, obwohl – oder gerade weil – er so viel moderner ist. Das brachte zuerst nur Akzeptanz.

Ohne Boxerrauschen klingt der T4 nach Vernunft

Die Sympathie, aber das ging dem T3 zunächst ja nicht anders, stellte sich mit den Jahren erst ein, und sie kam auch ein bisschen deshalb, weil es anders ja nicht ging, weil es eine echte Alternative zum Bus ja nicht gab. Also freundete man sich mit der neuen Version an und erkannte irgendwann auch in ihr eine Verkörperung des Originals – eine im Umgang oft bequemere, weil weniger anspruchsvolle. Es hilft zwar in der Zwischenzeit auch beim T4, wenn man sich ein bisschen auskennt mit seinen Macken und Eigenheiten. Beim T3 aber ist das die Grundvoraussetzung für eine glückliche Beziehung. Im Zuge kultischer Verehrung werden Knackpunkte eben gerne als Charakterzüge akzeptiert. Noch immer ist deshalb der T3 der charmantere Bus. Im Brummeln seines Boxers schwingt immer auch der Unterton von Abenteuerlust und Fernreise. Der T4 klingt demgegenüber viel mehr nach Alltag und Vernunft.

Und er mag die passendere Wahl sein. Nicht allein deshalb, weil er für weniger Geld zu haben und vergleichsweise leichter zu finden ist. Das nämlich bedeutet nicht: billig und leicht. Die große Vielfalt von Ausstattungsvarianten und Motoren, mit denen VW den vierten Transporter angeboten hat, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele dieser Optionen heute allenfalls Randgruppen-Appeal entwickeln. Man muss selbst ein spezieller Typ sein, um sich mit ihnen zu arrangieren.

Motorentipp: Fünfzylinder

VW Multivan T4
Das Facelift brachte 1996 einen längeren Vorderwagen und einen TDI, der perfekt zum Bus passte.

Den ersten Benzinern fehlt die Puste. Im Kampf gegen die Massenträgheit, der Luftwiderstandsbeiwert ist mit 0,36 ja erstaunlich gering, schlucken sie trotzdem viel. Die Saugdiesel sind nicht nur geduldstrapazierend phlegmatisch, sie nageln auch laut. Erst 1995 bekommt der T4 mit dem 2,5-Liter-TDI einen Motor, der wie gemacht ist für ihn. Auch diesem schönen Fünfzylinder aber haftet unterdessen das Stigma des Schmutzigen an, das luftigen Reinheitsvorstellungen zufolge in Umweltzonen doch bitte nichts zu suchen habe.

So wird auch das eigentlich harmonischste Gesamtpaket, der T4 mit dem ab 1998 dann 150 PS starken Turbodiesel-Direkteinspritzer, wie VW ihn nur in Caravelle und Multivan verbaute, zur Randerscheinung reguliert. Also doch ein Benziner? Wenn es sein muss, am liebsten den 115-PS-Fünfzylinder. Es gab ihn seit der sogenannten „großen Produktaufwertung“ 1996, zuvor leistete der Motor 110 PS. Wenn es sein darf, den 2,8-Liter-VR6 mit 140 oder 204 PS. Dieser stärkste T4, er kam 2000, ist allerdings nur mit Automatik zu haben. Allein diese Ausführungen zeigen schon, dass man so wählerisch bei der Auswahl seines T4 nicht mehr sein darf. Irgendeine Kröte wird man immer zu schlucken haben. Viele haben hohe Laufleistungen, deutliche Gebrauchsspuren und Rostschäden, und wenn die Substanz mal gut ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Motor oder Ausstattung einem nicht passen.

Das ist auch in vierter Auflage seine Stärke. Er vermittelt das Gefühl, dass es kaum ein Ziel gibt, das sich mit ihm nicht erreichen ließe, keine Gelegenheit, bei der er unpassend wäre, und kaum einen Ort, an dem man sich mit ihm nicht zu Hause fühlte. Mit Sentimentalität hat das nichts zu tun. Es liegt schlicht an den Qualitäten des T4, dem Bulli, mit dem alles anders wurde und doch beim Alten blieb

Karosserie-Check

Ab 1996 bekamen die VW T4 der Ausstattungsvarianten Caravelle und Multivan den um 80 mm längeren Vorderwagen. Die Kotflügel sind nun nicht mehr verschweißt, sondern reparaturfreundlich verschraubt, die Geräuschdämmung wurde zudem verbessert und viele Karosseriekomponenten sind verzinkt.

Nach Rost sollte man beim VW T4 an den Scheibenrahmen, den Kotflügelkanten, der Tankklappe und den Verschweißungen an A- und C-Säule der Fahrerseite schauen. Die Umstellung auf Wasserbasislacke machte VW zu schaffen, 94/95er- Modelle müssen daher genauer unter die Lupe genommen werden.

Der Innenraum verrät bereits viel über den allgemeinen Pflegezustand und auch darüber, wie das Auto genutzt wurde: Wenn der zerkratzt ist und/oder die Verkleidungen verschrammt sind, dann war der Bus in seinem früheren Leben ziemlich sicher ein Handwerkerwagen.

Technik-Check

Bei der vierten Generation des VW Bulli gibt es eine klare Motor-Empfehlung: Fünfzylinder-TDI – er ist haltbar, schon mit 102 PS ausreichend motorisiert und sparsam. Verbräuche von unter sieben Litern sind auch mit voller Beladung realistisch. Unbedingt auf den Zahnriemenwechsel achten und nicht das vorgegebene Intervall (bis zu 120.000 km) ausreizen. Wasserpumpe, Schwingungsdämpfer und Spannrolle bei der Gelegenheit ebenfalls erneuern.

Ab etwa 200.000 km ist mit dem Tausch des Getriebeausgangswellendichtrings zu rechnen. Die Schaltgetriebe sind langlebig, doch die Automatikgetriebe kapitulieren vor dem hohen Drehmoment der TDI-Motoren. Sie verlangen oft schon nach 100.000 km nach einer Revision (rund 2.000 Euro). Der Fünfzylinder-Benziner ist eine Alternative für Wenigfahrer und Umweltonen-Bewohner. Achtung: Nicht alle TDI-Motoren sind Grüne-Plakette-fähig. Der Kabelbaum besitzt an der Durchführung an Fahrer- und Beifahrertür eine Sollbruchstelle.

Preise

Bei Einführung 1990 VW T4 Caravelle 2.4D 36.035 DM Bei Produktionsende 2001 VW T4 Multivan 2.5 TDI 74.563 DM Classic-Analytics-Preis 2019 (Zustand 2/4) 16.000/6000 Euro.




Bei Einführung 1991 (VW Caravelle 1.9D) :
36.958 Mark
Bei Produktionsende 2001 (VW T4 Multivan 2.5 TDI) :
74.563 DM

Ersatzteile

Verschleiß- und Blechteile sind kein Problem, entweder gibt es sie direkt bei VW, im freien Handel oder gebraucht beim Autoverwerter. Bei Teilen der Innenausstattung oder bei Stoffen von Sondermodellen hingegen werden die Vorräte allmählich knapp.

Schwachpunkte

  1. Radläufe
  2. Schweißnähte A-/C-Säule
  3. Scheibenrahmen
  4. Traggelenke
  5. Klimaanlage
  6. undichter Wärmetauscher
  7. Spurstangen
  8. Bremskraftregler
  9. Auspuffanlage
  10. Kabelbaum Türen vorne
  11. Tankklappe
  12. Automatikgetriebe
VW T4, Schwachstellen, Igelbild, Kaufberatung

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage