VW-Sammlung von Hermann Walter
Aus jedem Jahrgang ein Käfer
Das Ziel dieser einzigartigen Sammlung war es, einen Käfer aus jedem Baujahr zu besitzen. Doch diverse "Beifänge", oft im Neuwagenzustand mit nur einer Handvoll Kilometern auf der Uhr, sorgten für Vielfalt und Farbe – und auch etwas chaotische Verhältnisse.
13.05.2022
Kai Klauder
Foto: Jonathan Schule
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Sowas sieht man nicht alle Tage: Eine Sammlung von mehr als 180 Volkswagen.
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Hermann Walter sammelte über mehr als 50 Jahre Käfer. Sein Ziel war es, aus jedem Jahrgang einen zu besitzen. Doch er machte viele "Beifänge". Im Bild: Zwei der letzten Käfer zu sehen, die als "Ultima edicion" verkauft wurden.
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Hermann Walter kaufte diesen 1978er T2-Bulli, um mit seinem Sohn eine Frankreich-Reise zu unternehmen. Nun steht der Camper in der Sammlung mit nur 3777 km auf der Uhr.
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Der 2021 verstorbene Hermann Walter dekorierte seine Exponate liebevoll mit zeitgenössischem Zubehör.
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Rarität: VW Quantum - so hieß der Passat in den USA. Hier mit allerlei Anbauteilen aus dem Tuning-Zubehör, unter anderem von Oettinger.
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Der US-Passat war schon ab Werk sehr gut ausgestattet. Reihenfünfzylinder von Audi, Automatik, Klima, Zusatzinstrumente. Hier kamen noch Autotelefon, Holzlenkrad, Fernseher und Perser-Teppiche hinzu.
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Spurplatten und Edelstahlauspuff komplettieren die sportliche Rarität.
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Zwischen den ganzen Käfern stehen viele Sondermodelle, Jeans-Käfer, City-Bug - und natürlich auch ein originaler GSR, ein Gelb-Schwarzer Renner.
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Er wurde mit einer ganzen Armada von Zusatzscheinwerfer und Nebelscheinwerfern ausgestattet.
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Ein Echter! Für die Herbie-Filmreihe wurden ja zig Käfer in dem typischen Dekor beklebt. Dieser ist einer von den rund 30, die ...
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... Für den Film "Herbie goes to Monte Carlo" von 1977 gebaut wurden. Eine Plakette und weitere Dokumente bestätigen das.
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Dieser Herbie kann auf Knopfdruck seine vordere Haube hochschnellen lassen. Dazu gibt's allerlei Deko.
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Eingemauert von britischen Soldaten: Dieses frühe Modell gehörte einst einem Pfarrer, wurde dann von britischen Soldaten entwendet....
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... und in einer alten Spinnerei neben der Kaserne eingemauert. Dort fand man ihn später.
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Ein Blick in das "Youngtimer-Museum": Hier stehen neuwertige Golf, Scirocco, Jetta und Passat - die angesprochenen Beifänge.
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Das Lenkrad zeigt schon Spuren der Zeit, doch der Stoff und das Kunstleder der Sitze wirkt wie neu.
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Farbenspiele: Auch dieser Scirocco, schon mit dem späteren "Spucknapf"-Lenkrad, zeigt sich farbenfroh.
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Ein viertüriger Käfer? Ja, bei Papler in Köln entstanden viertürige Cabrios für die Polizei.
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Extrem selten: Jetta-Cabriolet von VW Nordstadt.
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Mutige Farbkombination - dem damaligen Zeitgeist entsprechend.
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Walter dekorierte mit vielen seiner wertvollen Teile seine Hallen und Scheunen.
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Und Teile finden sich in unglaublicher Zahl. Kein Wunder, Hermann Walter schlachtete pro Monat rund 3 bis 4 Autos im Schnitt.
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Einer von nur 10000: Ein Wirtschaftsabkommen zwischen der BRD und der DDR sorgte für eine Lieferung von VW Golf in den Trabi-Staat. Dieser ist einer der ersten 200.
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Bei dem Auto dabei sind sämtliche Dokumente vom Erstbesitzer. Vom Bestellschein über Fahrzeugpapiere bis hin zu Prospekten, Bedienungsanleitungen und Serviceunterlagen. Links daneben steht übrigens das einzige vierrädrige Fremdfabrikat der Sammlung: ein Trabi im Neuzustand.
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Zwei GTI: Unten ein Einser mit Treser, ATS und anderen Tuning-Komponenten. Auf der Scherenbühne steht ein Golf II-GTI der Edition One.
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Hermann Walter hatte offenbar beste Kontakte zu VW-Händlern und ins Werk. Zahlreiche Automobilia und Prototypen fanden den Weg in seine Sammlung.
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Goggo-Roller, Eriba-Puck Wohnwagen und eine Strandszene lassen den Besucher in die Vergangenheit reisen.
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ABBA-Käfer: Dieses wunderbar erhaltene Modell soll einst einem der ABBA-Mitglieder gehört haben.
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In der Jukebox daneben ist schonmal der richtige Titel vorhanden.
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Innen erstrahlt der schwedische Wagen in neuwertigem Zustand.
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Prototyp: Dieser Golf II wurde nur 4 Kilometer gerollt. Der Motor ohne Kühlleitungen, die Fahrgestellnummer nicht vorhanden.
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Der Tacho zeigt 4 Kilometer an. Absolut werkneuer Zustand.
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Neben Käfern sammelte Hermann Walter auch Automobilia, zeitgenössische Werkstattausrüstüng und Miele-Fahrräder sowie -Mopeds.
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Ein Blick in deine der vielen Scheunen: Das letzte bei Karmann gebaute Cabriolet, noch mit Schutzfolie über den Sitzen.
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So begann die Käfer-Karriere: als "Kraft-durch-Freude-Wagen" der Nationalsozialisten. In der Sammlung stehen zwei originale Kdf-Wagen. Standen, muss man allerdings sagen, denn ein holländischer Sammler kaufte den unrestaurierten, originalen.
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Im restaurierten lässt sich die simple Technik bestaunen.
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Einer der ersten Käfer aus der Nachkriegszeit im Originalzustand.
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Gut zu sehen: das aus drei Teilen verschweißte Dach.
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The Thing! Wurde der VW 181 in den USA genannt. Es ist ein Käfer mit Ecken, schimpfen manche, doch bei Militär...
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... Und Katastrophenschutz war der günstige Wagen beliebt.
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Dieses Exemplar lief in Bielefeld - oder stand wohl eher, denn sogar die umfangreiche Bordausstattung scheint unberührt.
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Nasenbären: VW 411 und 412 als Schräghecklimousine und Variant. Der Erfolg war mäßig bis gar nicht vorhanden, doch heute wirken die skurrilen Heckmotorautos knuffig.
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Im Untergeschoss finden sich Ovalis, Brezelkäfer und ganz frühe Cabrios mit den dicken A-Säulen.
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In der Sammlung von Walter lassen sich Baujahresunterschiede und auch die zwischen Standard- und Exportversionen anschaulich erklären. Etwa die Ziergitter der "Lufteinlässe" an den vorderen Kotflügeln.
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Was schaut denn da heraus? Ein "großer Karmann", der Karmann-Ghia Typ 34.
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Nobel ausgestattet mit dem Becker Europa Radio, Holzarmaturenbrett und schönem Schriftzug sowie Chromschmuck.
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Natürlich ist er auch nicht alleine, ein zweites Exemplar, ebenfalls in betörendem Zustand steht ihm bei.
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Nobelpreisverdächtig: Ein Rettungswagen der Dynamitfabrik Nobel.
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Toller Originalzustand mit der üblichen Ausstattung der 50er-Jahre.
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NSU-Erbe: VW K70. In den Radhäusern erkennt man den guten Zustand.
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Das sind zwei der insgesamt drei Käufer der riesigen Sammlung: Links Ralf Reller, rechts Hubertus Bettenworth. Sie stehen am Tor einer der insgesamt 5 Scheunen, von denen sie eine noch gar nicht gefunden haben.
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In der Scheune sieht es so aus: Brezel und Ovali, eingerahmt und eingebaut von mehr als 120 Motoren, zig Getrieben und Achskomponenten. Im Vordergrund ein Cabriolet, das noch nicht identifiziert wurde. Ein holländischer Experte meint, ein Hebmüller-Prototyp zu erkennen.
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Und dann steht da mittendrin auch noch einer der extrem gesuchten Barndoor-Bulli. Gute Substanz, lohnt sicherlich, aufgebaut zu werden.
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Haben gut Lachen: Reller und Bettenworth sind Autohändler, doch so etwas haben auch sie noch nie erlebt. Gut ein Fünftel der Sammlung ist bereits verkauft.
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Als Fotograf Jonathan und ich die ersten Blicke hinter das Hallentor werfen, reiben wir uns die Augen. Ist das gerade wirklich wahr – oder träumen wir? Das Spiel wiederholt sich hinter jeder Tür, durch die wir mit immer größeren Augen treten, und auf jeder neuen Etage. Und stets dieselbe Frage: Wo gibt’s denn so was? Die Antwort ist einfach: Nur hier. Hier in Kaunitz bei Verl. Auf einem weitläufigen Gelände mit Lagerhallen, Mehrfamilienhäusern sowie einigen Schuppen und Nebengebäuden.
Wichtiger allerdings: Wir befinden uns mitten im Lebenswerk eines VW-Enthusiasten, der mehr als 50 Jahre lang alle Käfer und dessen Derivate geschenkt bekommen, gesucht, gekauft, gerettet hat. Hermann Walter hat seine extreme Sammelleidenschaft frei und finanziell offenbar unabhängig ausleben können. Dabei fing alles ganz harmlos an: Seine erste Frau brachte einen Käfer mit in die Ehe. Und dieser, na ja, lief und lief eben. Mehr als 300 000 Kilometer sammelte er als Berufspendlerauto. Hermann fand das gut. Und er kaufte hernach alles, was andere Käfer-Fahrer nicht mehr wollten. "Das waren ja damals einfache Verbrauchsprodukte", sagte er mal.
Das Pendel der Definition allerdings, was als "verbraucht" oder "noch zu gebrauchen" gilt, schwang bei Walter besonders stark zu Letzterem aus. Aus Sammeln wurde Horten, selbst als er sein Ziel erreicht hatte: Aus jedem Jahr der Käfer-Produktion wollte er ein Exemplar besitzen – und forschte dann doch noch weiter nach seltenen Preziosen. Er fand sie in einer Hülle und Fülle, die heute schwer vorstellbar ist. Schnelle Rechner kommen bei der angenommenen Produktionszeit von 1938 bis 2003 auf 66, doch die Sammlung von Hermann Walter umfasste bei seinem Tod mehr als 180 Fahrzeuge. Genau sagen lässt sich das noch nicht, denn ein "Nebenlager" zu einem von insgesamt fünf vorhandenen Scheunen- oder Hallenschlüsseln wurde noch nicht gefunden.
Seltene Käfer aus WOB, OS und Mexico
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Käfer der Última Edición von 2003 in beiden lieferbaren Farben Harvestmoonbeige und Aquariusblue – und mit elf Kilometern auf der Uhr.
Hermann Walter verstand es vortrefflich, die Medien für seine Leidenschaft zu nutzen. Seine zweite Frau wohnt im Haus direkt neben der von ihm gebauten Halle. Sie präsentiert zahlreiche Ordner mit Presseberichten, die seit den späten 70ern über sein Tun und Wirken berichteten. Auch im Fernsehen – heute noch bei Youtube & Co. zu finden – gab es reihenweise Auftritte, bei denen Walter darauf hinwies, dass er bestimmte Teile suche. Das führte dazu, dass er über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. So bekam er reihenweise Autos auf den Hof gestellt – bis zu 20 Käfer schlachtete er pro Monat. Einen kleinen Eindruck davon erhalten wir in einem – dem kleinsten – Nebenlager. Der ehemalige Stall ist proppenvoll, bis zur Decke gefüllt mit Teilen und Vierzylinder-Boxermotoren, die sogar rund um jeweils zwei Ovalis und Brezelkäfer sowie einen ultraseltenen Barndoor-T1 gestapelt wurden. Bei 120 Motoren hören wir auf zu zählen.
Hebmüller und Sondermodelle
Dazwischen und halb darunter entdecken wir noch ein Cabriolet, das in der Form an Hebmüller erinnert. Ralf Reller und Hubertus Bettenworth, zwei der drei Besitzer dieser außergewöhnlichen Sammlung, wissen auch noch nicht mehr darüber: "Ein holländischer Käfer-Experte vermutet einen Hebmüller-Prototyp", so Reller. Jener Holländer hat am Vortag unseres Besuchs gleich drei Raritäten gekauft, darunter einen ganz frühen KdF-Wagen. Weitere warten noch auf Käufer: etwa das letzte Cabriolet, das bei Karmann gebaut wurde, noch mit in Folie verpackten Sitzen und mit null Kilometern Laufleistung. Daneben parkt – mit einem Abstand von drei Millimetern zwischen den Kotflügeln – einer der Jubi-Käfer von 1985, ebenfalls innen noch in Folie eingeschlagen, der Lack mit dem originalen Werks-Schutzwachs versiegelt.
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Eng an eng stehen die Käfer-Raritäten.
In diese Kategorie gehört auch der 1978er T2b Camper, den Hermann Walter neu kaufte, um mit dem Sohn eine Frankreichfahrt zu unternehmen. Nach dieser Reise stellte er ihn ab. Exakt 3777 Kilometer weist der Kilometerzähler auf, der Wagen glänzt im Auslieferungszustand. Daneben parken noch drei Bullis, nach denen sich viele die Finger lecken: ein T1 Camper mit seitlich nach oben öffnendem Dachteil, ein ehemaliges Molkereifahrzeug aus den 50ern mit originaler Zapfanlage und Milchkannen sowie ein Rettungswagen von Dynamit Nobel. Alle in betörendem Zustand 1.
Die Sammlung war in der Szene bekannt
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Hermann Walter sammelte nicht nur Autos von VW, sondern auch Fahrräder von Miele, Schilder von Tankstellen, Schaufensterpuppen, ...
Kein Wunder, dass diese Sammlung in der Käfer-Szene sagenumwoben war. Walters Privatmuseum war Ziel vieler Clubausflüge und Recherche-Ort für Käfer-Fans und -Restaurierer. Hier konnte die Entwicklung des populärsten Autos studiert werden, wurden Kindern die Besonderheiten des Export-Käfers nicht nur erklärt, sondern am Objekt gezeigt: Chromschmuck und Hydraulikbremsen konnten direkt mit dem Standardmodell verglichen werden – von 1938 bis zu den jüngsten Käfern der Última Edición von 2003. Natürlich in beiden erhältlichen Farben Harvestmoonbeige und Aquariusblue – und mit elf Kilometern auf der Uhr.