Golf-Vorgänger VW EA 266
Warum der Golf fast ein Porsche wurde
Ende der 1960er hatte VW ein Problem: Der Käfer lief nicht mehr so gut, ein Nachfolger war nicht in Sicht. Abhilfe sollte eine Porsche-Entwicklung schaffen: der EA 266.
14.05.2020
Andreas Of-Allinger
Foto: Porsche AG
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Flache Front, hohes Heck: So hätte der Nachfolger des VW Käfer aussehen können. Wenn es nach dieser Designskizze gegangen wäre. Ging es aber nicht.
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Porsche hatte von VW den Entwicklungs-Auftrag bekommen, dachte über diverse Möglichkeiten nach, den Käfer-Nachfolger zu konstruieren und entschied sich für einen Unterflur-Mittelmotor.
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Modelleure bringen das 1:1-Modell in Form.
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Das sah dann so aus: lange Front, kompaktes Heck.
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An die Karosserie geklebte Wollfäden zeigen im Windkanal, wie die Luft über die Karosserie strömt.
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Anfangs lief das Projekt unter der Porsche-internen Nummer 1866. Später wurde dann unter der Projektnummer 1966 weiterentwickelt.
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Der Prototyp 1866 wirkt noch etwas kompakter und geradliniger als das Projekt 1966.
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Acht zwei- und viertürige 1866/70 hat Porsche gebaut.
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Einen hat VW bekommen, der Rest wurde verschrottet.
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VW bekam ebenfalls einen Kadett, mit dem die Aggregate erprobt wurden, sowie Motoren und Getriebe. Hier steht der Versuchsträger am Hockenheimring.
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Der "VW 191" im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger, dem Typ 1.
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Hier noch einmal der Käfer und direkte Konkurrenten: Ford Escort, ganz klassisch mit Hinterradantrieb, Fiat 128 mit Frontantrieb.
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Porsche hatte eine komplette Modellfamilie angedacht. Gebaut wurden zunächst diverse zweitürige Prototypen, von denen die meisten vernichtet wurden.
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VW-Chef Rudolf Leiding stoppte das Projekt und ließ den Golf entwickeln.
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Stehende Pedale, schlichtes Armaturenbrett, dünne Türverkleidungen: Der EA 266 orientiert sich nahe am Käfer und seinen Fahrer zentral über die Drehzahl. Der Tacho befindet sich links vom Kombiinstrument.
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Besonders üppig wirken die Platzverhältnisse nicht.
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Von den Prototypen gingen 12 an VW. Der Rest wurde verschrottet.
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Das Projekt war am Ende laut Porsche "nahezu serienreif".
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Dieser Prototyp hat schon Rückleuchten, die jenen des späteren Golf ähneln.
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Hinten an der Wand hängen Zeichnungen zum Projekt 1866, im Hintergrund steht ein kleineres Modell.
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Vorn war Platz für Gepäck vorgesehen. Käfer-Fahrer hätten sich gar nicht so arg umgewöhnen müssen.
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Alternative aus Wolfsburg: Golf-Prototyp von 1974, noch mit Blinkern neben den Scheinwerfern.
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Nur ganz frühe Golf I hatten den doppelten Knick im Heckblech unterhalb der Rückleuchten.
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Noch einmal zum Vergleich: Typ A und das Serienauto.
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Der wurde es dann: Ein früher Designentwurf von Giorgio Giugiaro aus dem Jahr 1970. Die Scheinwerfer sind zwar noch eckig, aber die Karosserie wirkt aus heutiger Sicht bereits sehr vertraut.
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Am Ende kamen die Panzer: Zwei Leopard-Tanks beendete 1971 das kurze Leben der Prototypen des EA 266. Was da unter die Ketten kam, hätte der Nachfolger des VW Typ 1 werden sollen, des Käfer. Der hatte Volkswagen groß und erfolgreich gemacht, zum Schluss aber auch gelähmt.
Mehrere Anläufe und zwei Chefwechsel benötigte VW, bis der Golf dann endlich kam: Frontantrieb, Quermotor und Wasserkühlung beendeten die Heckmotor-Ära und auch die des EA 266. Zwei Prototypen, die beide VW gehörten, blieben übrig. Jeweils 3,60 Meter lang, 1,60 Meter breit und 1,40 Meter hoch. Eine ganze Modellfamilie sollte aus dem Type 1966 entstehen: ein Roadster war ebenso angedacht wie ein Van mit acht Sitzen.
Nordhoff suchte einen Käfer-Nachfolger
Foto: Reinhold Lessmann
Heinrich Nordhoff gab den Auftrag, einen Nachfolger für den Typ 1 zu entwickeln.
Angefangen hatte die Entwicklung 1967 mit einem Anruf von VW-Chef Heinrich Nordhoff bei Porsche: Ein Nachfolger des Typ 1 sollte entwickelt werden. Entwicklungschef bei Porsche: Ferdinand Piëch. Nordhoff wünschte sich ein Auto, das weniger als 5000 Mark kosten sollte, vier bis fünf Personen Platz bieten und 450 Kilogramm zuladen konnte. Kritikpunkte am Käfer wie den schmalen Innenraum, wenig Kofferraum und die altmodische Form sollten außerdem beseitigt werden. Die Wahl des Antriebs und die Position des Motors waren frei wählbar.
Porsche wählte den Mittelmotor
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Den Motor platzierte Porsche unter der Rücksitzbank.
Porsche entschied sich für einen Mittelmotor. Der wassergekühlte Reihen-Vierzylinder lag unter Rücksitzbank und Kofferraum, trieb von dort die Hinterräder an. Es sollte Versionen mit 1,3 und 1,6 Liter Hubraum geben, Vergaser und Einspritzer mit bis zu 105 PS. Vier- und Fünfgang-Getriebe waren vorgesehen, ein Automatikgetriebe angedacht. Die Autos sollen mit ihrem niedrigen Schwerpunkt ziemlich flott zu fahren gewesen sein, neigten aber auch zu urplötzlichem Ausbrechen des Hecks.
VW entwickelte ebenfalls
Foto: Volkswagen AG
VW entwickelte Käfer-Alternativen und kam schließlich zum Golf (rechts).
Volkswagen selbst entwickelte gleichzeitig ebenfalls einen Nachfolger. Baute den EA 235 mit wassergekühltem Reihen-Vierzylinder-Frontmotor. Baute probehalber einen luftgekühlten Boxermotor vorn ein: Front- statt Heckantrieb. Die Idee dahinter: Das Käfer-Image des Zuverlässigen (und nebenbei die Werkzeuge) behalten und damit einen modernen Frontantriebs-Wagen bauen. Versuche mit Transaxle gab es ebenfalls: Motor vorn, Getriebe hinten. VW schaute sich die Konkurrenz genau an: Autobianchi Primula, Morris 1100, Mini. Die Briten wurden als konzeptionell gut, aber mangelhaft gefertigt bewertet.
Kadett als VW-Technikträger
Foto: Porsche AG
Porsche probierte die Technik in einem Kadett aus.
Den Opel Kadett bauten die Porsche-Techniker sogar auf ihre eigene Technik um. Außerdem entstand in Weissach und Zuffenhausen eine ganze Flotte an Testfahrzeugen. Doch es half alles nichts: 1968 verstarb überraschend Nordhoff, der den Auftrag gegeben hatte. Sein Nachfolger, Kurt Lotz, ließ das Projekt weiterlaufen. Doch 1969 übernimmt Volkswagen NSU und bekommt neben Audi die zweite Marke mit Frontantriebs-Wissen ins Haus. Ab 1970 arbeitet Volkswagen am EA 337, der später zum Golf wird. Erst 1971 stoppt Lotz-Nachfolger Rudolf Leiding den EA 266. Kurz darauf, rollten dann die Panzer an.