Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer-Sammlung
Die 5 interessantesten Bullis aus der VW-Sammlung
Wir durften uns in der Oldtimer-Sammlung von VW umsehen. In Hannover stehen 150 Bullis vom ältesten T1 bis zum letzten T6.1 – fast alle im Topzustand. Wir zeigen einige besonders interessante Exemplare.
16.01.2025 Andreas Of-AllingerIn den Heiligen Hallen sammelt VW Nutzfahrzeuge alles, was je als Transporter, Multivan, California oder Bus auf die Welt kam. Etwa 150 Bullis, Caddys, Fridolin und LT bewahrt der Hersteller in Hannover für die Nachwelt auf. Darunter sind der älteste noch straßenzugelassene T1, Baujahr 1950, und der letzte T6.1, der 2024 in Stöcken vom Band lief. Dazwischen finden sich Dutzende alte Bullis aller Generationen. Darunter sind Autos mit besonderen Geschichten, berühmten Vorbesitzern oder auch technische Kuriositäten. Wir waren dort, durften uns umsehen und stellen die fünf bemerkenswertesten Modelle vor. Im Video sehen Sie noch einige mehr – zum Beispiel den Plattenwagen, mit dem alles anfing, oder einen seltenen LT mit Doppelkabine und Allradantrieb.
Gruppen können nach Voranmeldung die Sammlung besuchen. Ein Showroom mit wechselnder Ausstellung befindet sich im ehemaligen Autohaus Nordstadt an der Vahrenwalder Straße 203 in Hannover. Dort bietet die Oldtimer-Abteilung von Volkswagen Nutzfahrzeuge auch Werksrestaurierungen an und vermietet Bullis für Events oder zum Selberfahren.
Sofie, der älteste T1 mit Kennzeichen
Die Geschichte des Volkswagen Transporter beginnt am 8. März 1950 in Wolfsburg mit der Serienfertigung des Typ 2. Neben dem Käfer rollen im Werk am Mittellandkanal Kastenwagen vom Band. Natürlich mit luftgekühltem Boxermotor im Heck. Der leistet 25 PS, ein halbes mehr als im Käfer. Knapp eine Tonne, genau 990 Kilogramm, wiegt der erste Bulli, schleppt 760 Kilogramm und fährt maximal 80 km/h schnell. In diesem gemächlichen Tempo hilft der Transporter beim Wiederaufbau und wird Teil des Wirtschaftswunders in der Bundesrepublik.
Der taubenblaue T1 mit der Fahrgestellnummer 20-1880 rollt am 5. August 1950 vom Band nach Hildesheim. Es ist der erste Bulli in der niedersächsischen Stadt, und er ist 23 Jahre im Einsatz. Anschließend kümmern sich diverse Liebhaber um den Bulli, bis ihn 1992 ein Däne ungesehen am Telefon kauft. Mit weniger als 100.000 Kilometern auf dem Tacho. Der neue Besitzer macht den Transporter fit für die Straße und tauft ihn "Sofie" – nach dem ersten in Dänemark ausgelieferten T1. Nach einer Vollrestaurierung im Jahr 2000 besucht der dänische Besitzer diverse Treffen, mehr als 20.000 Kilometer kommen dabei zusammen. Als er älter wird und nicht mehr so häufig unterwegs sein will, verkauft der Däne "Sofie" 2014 an VW Nutzfahrzeuge. Dort ist der älteste zugelassene T1 seitdem Teil der Sammlung.
Der Blitzer-Bulli
Nur drei Jahre jünger als Sofie und immer noch topfit: Der Blitzer-Bulli könnte heute noch am Straßenrand zuverlässig Temposünder überführen. Das Telefunken VRG2 Verkehrsradargerät "misst auch heute noch sehr genau, ihre Fehlerquote hat eine maximale Abweichung von drei km/h, liegt damit im absoluten Toleranzbereich", sagt Frank Märtens von der Physikalisch Technischen Bundesanstalt. Das Messprinzip ist auch heute noch das Gleiche. Die erste Radarmessung machte die Polizei offiziell am 15. Februar 1959 an einer Straße zwischen Düsseldorf und Ratingen.
Der Bulli mit Radargerät ist also ein Zeitzeuge. Dabei stand er 54 Jahre unentdeckt in einer Halle, gar nicht weit vom heutigen Standort. Nachdem die Polizei Hannover den Bulli im Einsatz hatte, wurden ein Blitzgerät und eine Radaranlage eingebaut. Von 1961 bis 1964 lernten Polizisten in Niedersachsen im Bulli den Umgang mit der neuen Technik. Danach verkaufte die Polizei den elf Jahre alten Transporter an einen privaten Besitzer. Der letzte Eigentümer fand nie die Zeit für die geplante Restaurierung, was vielleicht ein Glücksfall war. Denn so blieb er erhalten, wie er ist. Nach dem Einbau einer neuen Starterbatterie und einem Ölwechsel lief sogar der Motor wieder.
Der Bahn-Bulli
Dieser Bulli hat kein Lenkrad: Die Bahn ließ 30 VW Transporter für die Schiene umbauen. Die "Klv-20" waren bis in die Siebzigerjahre zum Beispiel für Inspektions- und Reparaturfahrten im Einsatz. Ein Vierzylinder-Boxermotor im Heck treibt den Bulli im Bahndienst auf bis zu 70 km/h. Geschaltet und gebremst wird wie gewohnt mit vier Gängen und Pedal, das auf alle vier Räder wirkt. Wenden kann der Bahn-Bulli ebenfalls: Eine hydraulische Dreheinrichtung sorgt dafür, dass der T1 die Fahrtrichtung wechseln kann.
Nachdem er außer Dienst gestellt worden war, besaßen Sammler in der Pfalz und in Hessen den seltenen Schienen-Transporter. Mitte Mai 2024 absolvierte der T1 seine Premierenfahrt auf einer Draisinenstrecke bei Lengenfeld unterm Stein. Dabei fuhr er fünf Kilometer durch Tunnel und mehrmals über den 24 Meter hohe Lengenfelder Viadukt. Seither steht er auf seinem eigenen Stück Bahngleis in der Sammlung von Volkswagen Nutzfahrzeuge.
Der Lego-Camper
Aus 400.000 Klemmbausteinen haben zwei Modellbauer einen T2 Camper nachmodelliert. Der Lego-Camper ist etwas größer als das Original, ein von 1967 bis 1971 gebauter T2a, der ebenfalls Teil der VW-Sammlung ist. Diesen Bus haben Rene Hoffmeister und Pascal Lenhard vermessen und mithilfe von 3D-Programmen einen Bauplan erstellt, bevor sie losgelegt haben. Sechs Wochen benötigten Hoffmeister und Lehmann, dann war der fünf Meter lange und 1,90 Meter breite Camper fertig – inklusive Küche und funktionierender Schiebetür. Seine Premiere erlebte der Lego-Bulli 2019 während einer Freizeitmesse in München.
Der Porsche-Bus
Irgendwann Anfang der Achtziger waren es die Porsche-Techniker leid, dass sie bei Erprobungsfahrten mit schnellen Tagesetappen auf den Transporter mit Ersatzteilen und Messgeräten warten mussten und installierten zunächst das 100-PS-Aggregat eines 914 im T3-Heck. Damit ging der Bulli schon besser. Doch richtig schnell wurde der Bus mit einem Sechszylinder aus dem 911. Dafür waren ein paar Anpassungen – auch am Fahrwerk – nötig. Das Ergebnis überzeugte so, dass Porsche über eine Kleinserie nachdachte. Doch der Bus wäre sehr, sehr teuer geworden – und so blieb es bei einer Handvoll Umbauten.