Volvo 850 2.5 20V Kombi im Fahrbericht

Geräumiger Langläufer ab 950 Euro

Der 850 Kombi kam, als der ewige 240er gehen musste. Für Volvo ist er nicht weniger bedeutsam, als Alltagsauto nicht weniger empfehlenswert.

Volvo 850 2.5 20V Kombi, Frontansicht Foto: Archiv 10 Bilder

An diesem Satz ist nichts auszusetzen: "Der Volvo 850", so ist es auf der Seite des Herstellers nachzulesen, "war ein komplett neu entwickeltes Fahrzeug, das sich von seinen Vorgängern nahezu in jeder Hinsicht unterschied." Die entscheidende Passage des Satzes allerdings überliest sich seiner Formulierung wegen nur allzu schnell.

Sie besteht aus genau einem Wort: nahezu. In wesentlicher Hinsicht nämlich unterscheidet sich der Volvo 850 Kombi ganz und gar nicht von seinen Vorgängern – beziehungsweise den Modellen der 200er-, 700er- und 900er-Baureihe, die Volvo zum Debüt der Limousine 1991 ja ebenfalls produzierte.

Volvo 850 Kombi mit hoher Laufleistung

Und mehr noch als der Viertürer fährt der Volvo 850 Kombi, der zwei Jahre später hinzukam, auf der Linie, die Volvo seit Mitte der 60er definierte, und zwar schnurstracks. Von der geraden Linie wich Volvo bei der Gestaltung der Autos seit der 140er-Serie so ungern ab, wie man mit den Fahrzeugen selbst von der Geraden abweicht.

Nun ja, das ist so absolut ausgedrückt ein bisschen übertrieben. Der Volvo 850 Kombi fährt, wenn man ihm nur sein Untersteuern und die ein oder andere Karosseriebewegung zugesteht, schon auch schnell um Kurven. Aber die erste Wahl für wirklich unvermittelte Richtungswechsel ist auch der 850 nicht. Sich beharrlich einem einmal ins Auge gefassten Ziel nähern, das kann er besser, egal ob dieses Ziel nun 500, 5.000 oder 50.000 Kilometer weit entfernt liegt.

Denn noch müheloser als zumindest einigermaßen hohe Drehzahlen, die er mit einer wunderbar charakteristischen Mischung aus Singen und Knurren begleitet, liefert der Fünfzylinder hohe Laufleistung. Und er braucht, um still und zuverlässig zu funktionieren, nur ein Mindestmaß an regelmäßiger und gut gemeinter Zuwendung. Dann machen ihm lange Distanzen so wenig aus wie allen, denen der Volvo 850 Kombi seinen Platz anbietet. Er hat für die meisten Gelegenheiten mehr als genug davon.

Beliebter Kombi in Schweden und Deutschland

Was freilich daran liegt, dass er noch aussehen darf wie ein richtiger Kombi und nicht wie die seit einiger Zeit in Mode gekommenen Halbwesen, die mit ihren nach hinten abfallenden Dachlinien dynamisch wirken sollen, aber vielmehr doch an die stets jämmerliche Figur eines hüftkranken Hundes erinnern. Der Volvo 850 Kombi muss ohne Mitleid auskommen, sich sogar gegen Vorbehalte behaupten, er sei gar kein richtiger Volvo mehr, weil er, wie die kleinen 300er und 400er, einen Frontantrieb hat und sein Motor ihm quer über der Vorderachse hängt. Und?

Dem ließe sich doch entgegenhalten, dass er, der Volvo 850 Kombi, das letzte Modell war, bevor Volvo 1999 seine Unabhängigkeit an Ford verlor. An ihm hat es nicht gelegen. Er ging auch im Verkauf rasanter als seine Markenkollegen. Vor 20 Jahren war er in Schweden die Nummer eins der Zulassungsstatistik und in Deutschland jeder zweite neue Volvo ein 850.

So zahlte sich der immense Aufwand aus, den Volvo im Rahmen des Programms "Galaxy" für den Volvo 850 Kombi seit 1978 schon betrieben hatte. 15 Milliarden Kronen flossen in die Entwicklung. Eine größere Investition in ein einzelnes Projekt hatte es in Schweden bis dahin nicht gegeben. Aber, schon klar, es ist nicht nur das, was den 850 heute so wertvoll macht.