Porsche 550 Spyder von Wendler
Einer wie James Deans Porsche
Im Rahmen der Tegernsee-Auktion vom 26. bis 27. Juli 2024 versteigert RM Sotheby's einen von 90 ultraleichten Porsche 550 Spyder mit Wendler-Karosserie.
09.07.2024 Carina MollnerDen Aufzeichnungen zufolge wurde das hier vorgestellte Modell am 29. April 1955 fertiggestellt. Die Chassisnummer lautet 0038. Der ursprünglich weiße Wagen mit weinrotem Interieur war einer von zwei Exemplaren mit Wendler-Karosserie für den portugiesischen Markt. Der erste Besitzer, Fernando Mascarenhas, nahm mit dem Porsche an unterschiedlichen europäischen Rennen teil. Die größten Erfolge waren Podiumsplatzierungen in Barajas und Monsanto 1955. Laut den Aufzeichnungen war Mascarenhas im selben Jahr auch bei den 500 Kilometern auf dem Nürburgring angetreten. Hier musste er nach einem Unfall das Rennen aufgeben.
Drei Jahre später verkaufte er den Spyder an Cypriano Flores, der an weiteren nationalen Rennen teilnahm. Nach dem Tod des Vaters übernahm Sohn Caesar Flores den Rennwagen. Er begann in den 1980er-Jahren mit einer Restaurierung. Die Herausforderung – er fand keinen Fachmann für den 1498 cm³ Carrera-Boxermotor mit Trockensumpfschmierung und für die Aluminiumkarosserie. Daher richtete er sich direkt an Porsche, wo die Technik komplett überholt wurde. Um die Karosserie kümmerte sich der Spezialist Wender aus Reutlingen, der bereits in den Fünfzigerjahren für den Bau der ultraleichten Karosse zuständig war.
Originale Technik
Bis heute behält der Spyder seinen originalen Motor und das originale Getriebe. Das Stahl-Chassis ist auch dasselbe wie bei der Auslieferung im Jahr 1955. Beides geht aus den ausführlichen Aufzeichnungen von Herbert Linge hervor. Er war in den Fünfzigerjahren Mechaniker bei Porsche und führte handschriftlich Buch über jeden einzelnen 550er. Die Bezeichnung stammt übrigens vom Leergewicht, das etwa 550 Kilogramm beträgt.
Weitere Originalteile sind die Schottwand, das Armaturenbrett, die hintere Motorhaube und der Boden, in dem sich auch noch die einstigen Abflusslöcher befinden. Mit deren Hilfe sollte eingedrungenes Wasser aus dem zweisitzigen Cockpit abfließen. Allerdings verwendete Wendler im Zuge der Restaurierung am Boden und der Front moderne Poppnieten. Zusätzlich lackierten die Mechaniker den Wagen in Silber und bezogen die Innenausstattung mit schwarzem Leder. Der 110-PS-Doppelnockenwellenmotor vom Typ 547/1 soll angeblich seit 2010 nicht mehr gelaufen sein. Das bedeutet, vor dem Start ist ein Komplettservice durchzuführen. Der Rennwagen soll für einen Preis zwischen 3,5 und 4,2 Millionen Euro den Besitzer wechseln.
Historie des 550 Spyder
Der Porsche 550 war der erste Rennwagen, den der schwäbische Automobilhersteller ausschließlich für den Rennsport konzipierte. Die ersten Exemplare wurden 1953 noch im Karosseriewerk Weinsberg gebaut. Es gab sie als Coupé und Spyder. Zwei Jahre später konstruierte dann Wendler besagte 90 Modelle und verkaufte sie an Privatkunden. Die meisten gingen in die USA und einer der Kunden war der bekannte Schauspieler und Rennfahrer James Dean, der mit dem 550er tödlich verunglückte.
Für den Motor beauftragte Porsche den damaligen Konstrukteur Ernst Fuhrmann. Er entwickelte einen luftgekühlten 1,5-Liter-Vierzylinder-Boxermotor – den Fuhrmann-Motor. Block, Zylinder und Zylinderköpfe bestehen aus Leichtmetall. Königswellen treiben vier obenliegenden Nockenwellen an. Der Motor hat außerdem zwei Solex-Doppelfallstromvergaser und Doppelzündung mit zwei getrennten Zündverteilern und Zündspulen. Grundsätzlich dient das der Betriebssicherheit. Doch die Doppelzündung sorgt auch für eine gleichmäßigere und energieeffizientere Verbrennung. Für die Trockensumpfschmierung baut Porsche einen separaten Öltank mit acht Liter Fassungsvermögen ein.
Rennerfolge
Im Rennsport nahm der 550 Spyder an den angesehensten Rennen der Fünfzigerjahre teil. Beim 24h-Rennen von Le Mans 1953 gewannen Richard von Frankenberg und Paul Frère die 1.500ccm-Klasse. Ein Jahr später erreichte Hans Herrmann bei der Carrera Panamericana den dritten Rang der Gesamtwertung und sicherte sich den Sieg in seiner Klasse. Es folgten mehrere Pokale in der Sportwagen-Weltmeisterschaft und Starts bei der Mille Miglia. Bis 1958 war der 550er im Werks-Renneinsatz, dann löste ihn der Porsche 718 ab.