Silvretta Classic 2010 - Geschichten vom Streckenrand
Vater und Sohn – kennen die Tricks
Morgens, 9.00 Uhr in Schruns: Zig Oldtimer stehen vor der Startrampe und werden von den fleißigen Teilnehmern poliert, Kühlwasser wird nachgefüllt, die Motoren laufen warm und manche markieren ihr Auto mit Klebestreifen. Alle warten auf den Start der Silvretta Classic Rallye Montafon 2010.
08.07.2010
Foto: Kai Klauder
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„So, jetzt sitzt es, kleb' mal fest“, sagt Hans-Dieter Honsel zu seinem Sohn Jan. Die beiden starten auf einem 1960er Austin-Healey Mk1.
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Mit dem Klebeband wird auf dem Kotflügel die Höhe der Reifenaufstellfläche markiert, um bei den Schlauchprüfungen einen Anhaltspunkt zu haben.
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Die Begeisterung für klassische Autos hat Hans-Dieter Honsel an seinen Sohn weitervererbt, der „die Kombination aus Stoppuhrdrücken, mit dem Fahrer korrespondieren und dem Spiel mit dem Gas“ als die größten Herausforderungen bei der Teilnahme an einer Oldtimerrallye nennt.
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Einige Stimmen der Teilnehmer: Der TV-Koch Horst Lichter ist begeistert:“Sehr schön, sehr warm und es sieht so aus, als hätte ich mächtig ins Höschen gemacht. Die Sitze absorbieren aber auch überhaupt keine Flüssigkeit.“
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„Ich hab' meinen Mann von Mai an eigentlich gar nicht mehr gesehen“ - was sich wie eine verzweifelte Ehefrau bei der Aufgabe einer Vermisstenanzeige anhört, ist das beste Beispiel für eine funktionierende Ehe – inklusive Happy-End.
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Rolf Spang kaufte sich anno 1975 einen der letzten BMW 2002. „Einen der letzten Sonderserie in schwarz, von der nur 600 Exemplare aufgelegt wurden“, weiß der Schweizer.
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Dem 2002 spendierte Spang einen Recaro-Sportsitz und zu Beginn der 80er-Jahre eine Alpina-Doppelvergaseranlage - „das brachte merklich Leistung und Fahrspaß“. Sonst blieb der BMW serienmäßig.
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Vorsorglich kaufte Spang 1990 noch einen nagelneuen Austauschmotor. Danach lagerte der BMW 20 Jahre in der Garage, sehr zum Leidwesen der Ehefrau: „Diese Schrottfliege war mir immer im Weg und so bedrängte ich meinen Mann, dass er den BMW doch endlich verschenkt oder verkauft.“
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Aus dieser misslichen Lage kam Rolf Stang nur durch einen Vorschlag: „Ich melde uns mit dem BMW bei der Silvretta Classic an. Wenn sie uns nehmen, baue ich ihn wieder auf.“ Darauf ließ sich seine Frau ein und es kam, wie es kommen musste, im Mai flatterte die Bestätigung ins Haus. „Dann hieß es 'in die Hosen steigen“, sagt Beatrice Spang.
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Für den Hund haben die Spangs dir Rücksitzbank mit einem Laken gegen die Hitze abgedeckt.
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Selstverständlich fahren die Spangs in der Sanduhrklasse. „Das gehört da schon zum sportlichen Anspruch dazu. „Dieses ganze elektronische ChiChi ist doch gar nicht adäquat für so eine Oldtimer-Rallye“, sagt Rolf Stang.
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Harald Frese (rechts) und Dietmar Bussmann auf Mercedes-Benz 280 SE von 1969: „Wir sind zum ersten Mal dabei und erleben gerade viele ungewohnte Dinge. Die schmalen Straßen und die tolle Landschaft sind überwältigend.“
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Norbert und Annemarie Indlekofer im Triumph TR 4 RS: „Die Prüfungen liefen mittelprächtig, die geheime haben wir so richtig versemmelt. Und heiß ist's. Die Sonne brennt von oben, der Motor strahlt von unten. Aber wir wollen uns nicht beklagen – das ist doch viel besser als Regen.“
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Axel Lies und Henning Kantner auf 1966er Ford Mustang Fastback: „ Zauberhaftes wetter, perfekte strecken und Spaß ohne Ende, nur die Geheime Wertungsprüfung hat uns eiskalt erwischt.“
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Jochen Bechtle und Bernhard Mattes auf Ford Taunus 17 M: „Unser Jubiläumsford, der in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, bekommt mit dem Wetter ein zusätzliches Geschenk.“
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Bernd Ostmann, Chefredakteur auto motor und sport: : „Jedes Mal, wenn ich offen fahre, regnet es. Und wenn ich mal geschlossen unterwegs bin, brennt der Planet“ Beifahrer Achim Storz: „Wir haben nur ein Problem, wir finden den Knopf nicht, mit dem man die Sitzheizung abschalten kann.“
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Jörg Mannsperger und Stephan Heigl auf Mercedes-Benz 220 Seb: „ Einfach Super-Klasse, auch die geheime WP, die wir mächtig versaubeutelt haben.“
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Norbert Schrader und Ferdi Stutz auf Porsche 911 von 1977: „Der Überraschungseffekt ist absolut gelungen. Die WP war sehr gut versteckt und schwer zu sehen.“
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Karl und Monika Griesheimer sind mit einem Lamborghini Espada bei der Silvretta Classic 2010 am Start. „Die Landschaft ist wunderschön und die Teilnehmer sympathisch. Wir kommen hauptsächlich wegen der guten Rallye-Organisation ins Montafon.“
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Markus Krämer fährt zum ersten Mal bei einer Oldtimer-Rallye mit. Er fährt einen silbernen Porsche 911 T aus dem Jahr 1970 und berichtet begeistert von der Geschichte des Zuffenhauseners.
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Er ist begeistert von der bodenständigen Basistechnologie, bei der man selbst noch Hand anlegen kann und alles reparieren kann.
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„Das ist es doch, was so begeistert, der Motor spuckt und röchelt – er lebt einfach. Die klassischen Fahrzeuge sind zwar nicht perfekt, aber sympathisch.”
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Ein Nardi-Lenkrad wurde montiert und der Motor wurde mit K&N-Luftfiltern zwecks besserer Beatmung behandelt.
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Den Dachgepäckträger hat sich Krämer aus einem universalträger aus den 70ern selbst zurechtgeschweißt, die Skier gab es bei ebay günstig zu ersteigern.
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Zu den Klebern gehören auch Hans-Dieter Honsel und sein Sohn Jan. Der Senior sitzt am Steuer und dirigiert den Filius, der das Klebeband in der Hand hält, an die richtige Stelle. "So, jetzt sitzt es, kleb' mal fest", sagt der Pilot des Austin Healey Mk I-Pilot, der schon zum dritten mal bei der Silvretta Classic mitfährt.
Traumauto der Jugend: Austin Healey Mk I
Sein englischer Roadster aus dem Jahr 1960 bringt die besten Voraussetzungen für die Strapazen der Alpenpässe mit: "Der Sechszylinder mit drei Litern Hubraum hat mehr als genug Drehmoment für die verwinkelten Straßen mit den starken Steigungen."
Seit zehn Jahren besitzt Honsel den Austin Healey, doch die Leidenschaft für den kräftigen Briten reicht weit zurück. "Schon als Jugendlicher fand ich den Wagen toll, zu seiner Zeit gehörte der Mk I zu den schönsten und sportlichsten Autos überhaupt. Doch damals konnte ich ihn mir nicht leisten", schwärmt der Tessiner.
In der heimischen Garage hat Honsel noch weitere britische Klassiker geparkt, darunter ein Jaguar XK 150 von 1959 und ein 1960er Mk II aus gleichem Hause. "Das Fahren mit diesen Autos ist wirklich noch Fahren. Das sind Autos mit Charakter, nicht so wie die heutigen gleich aussehenden Einheitsautos."
Beste Rallye nördlich der Alpen
An der Silvretta Classic nimmt Hans-Dieter Honsel gerne teil, denn "das ist die beste Rallye für Oldtimer nördlich der Alpen." Die Mille Miglia ist er schon vier Mal gefahren, zum ersten Mal im Jahr 2000 auf einem Jaguar SS 100 - "Das war mein bisher einziger Ausfall, sonst kam ich immer ins Ziel.
Die Begeisterung für klassische Autos hat Honsel an seinen Sohn weitervererbt, der die Kombination aus Stoppuhrdrücken, mit dem Fahrer korrespondieren und dem Spiel mit dem Gas als die größten Herausforderungen bei der Teilnahme an einer Oldtimerrallye nennt.
Sportlichen Anspruch hat Jan Honsel, Verlagsleiter der Gruner und Jahr-Wirtschaftsmedien, schon vor dem Start entwickelt: Unser Ziel ist ein Platz unter den ersten 40 - bei insgesamt 192 Startern im Feld."