Lane Motor Museum
US-Museum verkauft schräge Euro-Klassiker
Ein US-Automuseum der etwas anderen Art verkleinert seine Sammlung an ausgefallenen Exponaten. Grund: Es soll Platz für mehr außergewöhnliche Fahrzeuge entstehen.
16.01.2024
Andreas Jüngling
Foto: Lane Motor Museum
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Äußerlich unscheinbar und in einer ehemaligen Brotfabrik beherbergt, zeigt sich das Lane Motor Museum in der Country-Metropole Nashville im US-Bundesstaat Tennessee.
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Bei einem früheren Besuch im Lane Motor Museum fanden sich in der Haupthalle gleich mehrere Sonderausstellungen: Autos von Tatra, aus Frankreich, besonders sparsame Microcars, sowie Autos mit Propellerantrieb. Bunter kann eine Mischung kaum sein.
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Sowohl mikroklein als auch mit Propeller versehen, als auch französisch ist dieser L'Eclair von 1930. In Sachen Antriebseffizienz und Fußgängerschutz konnte sich dieser Entwurf nicht durchsetzen.
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Der 1967er Datsun Bluebird parkt zur Verdeutlichung des Größenwachstums bei seinem Ururenkel Nissan Altima von 2019.
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Ein Dreirad-Eigengewächs eines technisch begnadeten US-Architekten namens Buckminster Fuller ist das Dymaxion Car von 1933. Ziel war die maximale Antriebseffizienz in Sachen Leistung und Verbrauch, kombiniert mit größtmöglicher Raumausnutzung. Dass das funktionierte, zeigen Werte wie 193 km/h Höchstgeschwindigkeit und ein Durchschnittsverbrauch von nur 7,8 Liter auf 100 km mit 3,6-Liter Ford-Flathead-V8.
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Das Schnittmodell lässt grob erahnen, wie viel Raum sich unter der stromlinienförmigen Aluhaut verbirgt. Der lange Radstand mit extrem langer Hinterradschwinge sorgt für gute Fahreigenschaften trotz der eher prekären Lenkungskonstruktion und des Heckmotor-Frontantriebs-Konzepts.
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Zwischen 1947 und 49 war der Davis Divan ein abermaliger Versuch, ein tatsächlich nutzbares Dreiradauto zu konstruieren. Die äußerst üppige Breite sollte für mehr Kippsicherheit sorgen. Nicht minder sehenswert als das Originalexemplar im Museum sind zeitgenössische Werbefilme, die sich zum Auto im Netz finden.
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Wieder ganz anders, aber kaum weniger schräg: der Daihatsu Midget II von 1996. Er unterbot den bereits dem mickrigen Kei-Car-Format entsprechenden Daihatsu Hijet bei annähernd gleicher Nutzlast um rund die Hälfte des Leergewichts.
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Ungewöhnlich, aber auch gerade zu herkömmlich sieht das Cockpit des Einsitzer-Minitrucks aus. Anders als viele Exponate im Lane Motor Museum handelt es sich hier nicht um ein verschrobenes Einzelstück, sondern um ein tausendfach gebautes Serienmodell.
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Zu den angebotenen Verkaufsautos gehören auch mehrere eigensinnige Formel-Rennwagen. Dieser Deutsch-Bonnet-Monoposto nutzt die Technik des Citroën 2 CV und ist maximal auf das Nötigste reduziert. Aus der Frontpartie der 2019 angefertigten Replik ragen die beiden Auspuffkrümmer des Zweizylinder-Boxers hervor.
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Bei diesem LeGrand Mk.12 handelt es sich um eine US-Interpretation eines Formel-Super-V-Rennwagens. In den bis 1973 bestehenden Formeln V und Super-V nutzte man hierzulande die weitverbreiteten VW-Motoren aus Käfer und Co. Dieser hier stemmt stramme 175 PS.
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Wer als Autofan eine Reise in die USA unternimmt, hat nicht selten den einen oder anderen Roadtrip in kultige Gegenden im Sinn. Keinesfalls sollte man sich dabei auf die Küsten beschränken, wo es doch dazwischen so viel Interessantes gibt. Ein empfehlenswertes Ziel gibt es im Bundesstaat Tennessee.
Hier, genauer gesagt in der Metropole der Countrymusik Nashville, steht das Lane Motor Museum. Dessen Gründer Jeff Lane hat es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Besuchern mitten im tiefen Süden der USA die ausgefalleneren Autos dieser Welt nahezubringen. Die abertausendste Ansammlung eingestaubter Musclecars sucht man hier ebenso vergebens, wie Klassiker-Standards à la Porsche 911 oder Mercedes SL. Mehr noch: viele Exemplare lassen sich zur Teilnahme an Oldtimerrallyes buchen.
Ein Museum für die Sonderlinge dieser Welt
Vielmehr geht es im Lane Motor Museum um das Ungewöhnliche, das Ausgefallene, aber auch das völlig unauffällig Alltägliche aus vergangenen Tagen oder fernen Ländern. Im Fundus des übersichtlich aufgebauten Museums, das sich in den Hallen einer ehemaligen Brotfabrik ausdehnt, findet sich eine eigene Tatra-Ausstellung, mehrere japanische Kei-Cars, ultraseltene Spritsparer, wie etwa der VW XL 1, oder ein Korridor mit Zweirädern für den Pendlerverkehr. Dazwischen: alles noch so ausgefallene, von Aero bis Zündapp. Viele Exponate sind schlicht Beispiele für die bisweilen eigenwillige Kunst des europäischen Autobaus: Modelle etwa, wie Citroën 2CV oder Fiat Multipla, die es auf offiziellem Wege, nie in die USA geschafft haben.
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Besonders, einzigartig, manchmal merkwürdig. Autos wie dieses, 1951 in München gebaute Einzelstück, stehen für Erfindergeist und neuartige Ideen. Dahinter zu erkennen: eine Ausstellung über Kleinstautos aller Art.
Interessantes und Verkaufsware im Anbau
Auf europäische Besucher mag das an einzelnen wenigen Stellen unspektakulär wirken, das große Ganze ist jedoch eine absolut besuchenswerte Sammlung an Kuriosem und Besonderen, für die der Eintrittspreis von 15 Dollar wahrlich nicht zu hoch ist. Wunderbar unkompliziert: Neben dem akkurat arrangierten und mit aussagekräftigen Infotafeln bestückten Museumsbereich, steht an den meisten Tagen auch eine benachbarte Halle offen, in der all das zu finden ist, was gerade nicht in die Ausstellungsräume passt – zwar nicht perfekt beleuchtet und dicht aneinandergereiht, aber dennoch frei zugänglich. Profitipp: Am Eingang dieser Halle befindet sich ein großer Wühltisch mit alten US-Automagazinen, die auf Vertrauensbasis für eine Handvoll Dollar in die Blechkasse erworben werden können.
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Schon allein mit dem knapp zwölf Tonnen schweren Tatra 6x6, der 45.000 Dollar kosten soll, ist die Nebenhalle für vorgehaltene Exemplare gut gefüllt. Der kaum weniger raumgreifende Transport-CX hat schon deutlich über 500.000 km auf dem Zähler.
Besagte Halle, die die überschüssigen Exponate beherbergen soll, platzt mittlerweile aus allen Nähten, sodass ein paar Fahrzeuge nun zum Verkauf stehen. "Seien Sie versichert, die Auswahl wurde nicht ohne reifliche Überlegung und Diskussion getroffen. Wir hoffen, dass das Schaffen von Raum für neue Anschaffungen es uns ermöglichen wird, die Geschichten, die wir in den kommenden Jahren durch unsere Sammlung erzählen können, zu stärken," heißt es auf der Website des Museums.
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Beinahe gewöhnlich, dafür nicht weniger elegant, wirkt der zum Verkauf stehende Mercedes W108. Der 280 S mit Vergasermotor soll für faire 15.000 Dollar den Besitzer wechseln. Er soll gut fahren und sich in einwandfreiem Zustand befinden.
Eine Schnittmenge der insgesamt zehn zum Kauf angebotenen Fahrzeuge zu finden, ist nicht leicht. Ein 1969er Mercedes 280 S, oder ein Alfa Spider von 1986 erscheinen aufgrund ihrer einstigen US-Verfügbarkeit möglicherweise zu gewöhnlich, was sich jedoch von reinen Europa-Sonderlingen wie Lancia Appia oder einem von zwei (!) Minibus Lloyd LT 600 nicht behaupten lässt. Daneben stehen einige Formel-Rennwagen in sämtlichen Ausprägungen zum Verkauf, aber auch verrücktes, wie ein Citroën-CX-Autotransporter oder ein riesenhafter Tatra-Abschlepper mit V12, 6x6-Allradantrieb und 20-Tonnen-Winde.
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Ebenfalls mit 15.000 Dollar angemessen bepreist ist dieser Alfa Spider von 1986. Seine ursprünglich aus den 60er-Jahren stammende Karosserie wurde von Alfa immer wieder geliftet. Dieses Aerodinamica-Modell trägt den typischen Gummilippen-Look.
Die aufgerufenen Preise lassen sich aufgrund der Seltenheit der meisten Fahrzeuge schwer einschätzen, wirken aber durchaus fair. 15.000 Dollar für Mercedes bzw. Alfa liegen voll im Rahmen, zumal fast alle Museumsautos vom hauseigenen Werkstattteam fachkundig fahrbar und in gutem Zustand gehalten werden.
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Der Lancia Appia von 1960 kostet 12.000 Dollar und ist in akzeptablem Zustand. Eine bereits mehrere Jahre zurückliegende Restauration bestimmt den Zustand. Trotz seiner zeitgenössisch eher gewöhnlichen Optik verbirgt der Lancia viele feine technische Besonderheiten.
Alle Verkaufsautos, sowie kurze Erklärungen zu allen wunderbar ausgefallenen Exponaten finden sich unter: https://www.lanemotormuseum.org/our-collection/