Tuthill Porsche 911 SCRS als Backdate-Umbau
Sieht aus wie ein 930 Turbo, ist aber keiner
Der britische Porsche-Restaurator Tuthill schafft mit seiner neuesten Kreation die perfekte Illusion. Unter einer Hülle im Stil des ersten 911 Turbo steckt ein viel modernerer Elfer.
25.09.2022 Thomas HarloffUnter Porsche-Kennern ist der Restaurator Richard Tuthill längst eine bekannte Größe. Einem breiteren Publikum ist er jedoch erst seit der Monterey Car Week im August ein Begriff: Damals zeigte der Brite mit dem 911K (siehe Video) einen Restomod-Umbau, dessen nackte Zahlen hochgradig beeindrucken. Nur wenige Wochen später informiert Tuthill über sein nächstes Projekt – es ist sein erster Umbau, der auf einem Porsche 911 der Generation 993 basiert.
Dass hier der letzte luftgekühlte Elfer die Technik spendiert, ist von außen nicht mehr zu sehen. Tuthill verpasst dem 993 ein Karosseriekleid, das jenem des ersten 911 Turbos – Werks-Code 930 – nachempfunden ist. Es handelt sich hier also um einen Backdate-Umbau, bei dem ein vergleichsweise modernes Auto optisch auf einen älteren Stand gebracht wird. Mit seinen steiler aufragenden Scheinwerfern, den Felgen im Fuchs-Design, den dicken hinteren Kotflügeln und dem großen Heckspoiler sieht er einem echten 930er nicht nur auf den ersten Blick verdammt ähnlich.
Porsche 911 SC/RS als Inspirationsquelle
Allerdings dient Tuthill zufolge nicht dessen Standardvariante als Inspirationsquelle, sondern der kaum bekannte Porsche 911 SC/RS. Von dieser Variante des G-Modells hat Porsche 1984 lediglich 20 Exemplare zum Stückpreis von 188.000 Mark (was heute inflationsbereinigt ziemlich genau dem Eurowert entsprechen würde) aufgelegt. Sie dienten als Homologationsmodell für ein Rallyeauto nach Gruppe-B-Reglement. Unter anderem dank Leichtbau-Karosserieelementen aus Aluminium, besonders dünnen Scheiben und des Verzichts auf Dämmmaterialien und Teppiche drückten die Ingenieure das Gewicht auf nur 960 Kilogramm.
Anders, als es der große Heckspoiler des seltenen Originals suggeriert, verfügte der Porsche 911 SC/RS nicht über einen Turbomotor. Der im Heck installierte Sechszylinder-Boxer war ein drei Liter großer Sauger, der 255 PS leistete. Auf Aufladung verzichtet auch der Tuthill SCRS; hier stammt der Motor allerdings – na klar – vom Porsche 993. Viel verraten die Briten nicht über das Triebwerk, die Leistungs-, Drehmoment- und Fahrdaten bleiben bislang im Dunkeln. Bekannt ist immerhin, dass der Hubraum von 3,6 auf 3,8 Liter wächst, eine neue Luftansaugung zum Einsatz kommt und die Motorsteuerung aus dem Hause Motec für den elektronischen Feinschliff sorgt.
16-Zoll-Räder im Fuchs-Stil
Auch das Getriebe des 993 verwendet Tuthill weiter: Die manuelle Sechsgang-Schaltung leitet die Motorkraft auf die Hinterräder weiter. Hinter den hauseigenen 16-Zoll-Rädern, die – wie bereits erwähnt – in ihrer Form den früheren Porsche-Füchsen nachempfunden sind, steckt eine Bremsanlage, die mit hauseigenen Sätteln arbeitet. Das Fahrwerk verfügt über zweifach verstellbare Dämpfer.
Innen verschleiert der Tuthill SCRS seine Herkunft nicht gar so gekonnt. Das originale Airbag-Lenkrad weicht zwar einem tief geschüsselten Volant ohne Luftsack. Auch den Mitteltunnel haben die Briten umgestaltet und vor dem Schalthebel ein neues Bedien-Panel angebracht. Aber sowohl der Schaltstock als auch das Armaturenbrett mit modernerer Uhrensammlung weisen eindeutig auf die 993-Basis hin.
Sportlich, aber nicht karg
Auch sonst geht es hier längst nicht so motorsportlich-karg zu wie im originalen Porsche 911 SC/RS. Die Klimaanlage übernimmt Tuthill ebenfalls vom Spenderauto, während ein neues Soundsystem mit Bluetooth-Konnektivität einzieht. Die Schalensitze sehen leichtgewichtig, aber nicht unbequem aus. Im Fond gibt es anstelle der Rücksitze ein weiteres Gepäckabteil, in dem das Transportgut mit Gurten festgeschnallt werden kann.
Eine Preisvorstellung nennt Tuthill nicht für seinen 993er mit 930-Optik und 911-SC/RS-Inspiration. Klar ist lediglich, dass die Kleinserie maximal 15 Exemplare umfassen wird.