Japan-Exot Toyota Sera

Kennen Sie den meistgebauten Flügeltürer der Welt?

Zwischen 1990 und 1995 baute Toyota den Sera knapp 16.000-mal. Wie er Gordon Murray bei der Entwicklung des McLaren F1 inspirierte, und wie er sich fährt, erfahren Sie hier!

Toyota Sera Baujahr 1990 (Baureihe: EXY10) Foto: Markus Schönfeld 16 Bilder

Seltene Autos gibt es viele in Deutschland. Doch ausgerechnet von diesem nur 3,86 Meter kurzen und 930 Kilogramm leichten Japaner dürfte es hierzulande höchstens eine Handvoll geben. Schließlich bot Toyota den Sera ausschließlich in Japan an. Und seine Schmetterlings-Türen sind längst nicht die einzige Kuriosität des brillant-grünen Mini-Sportwagens.

Ohne Toyota Sera kein McLaren F1

Seine Weltpremiere erlebte der Toyota Sera im Oktober 1989 auf der Tokyo Motor Show in Japan. Im Februar 1990 begann die Produktion in Ōhira im Nordosten Japans. Zur Überraschung der Verantwortlichen war die Nachfrage von Anfang an gewaltig. Innerhalb der ersten zwölf Monate konnte Toyota bereits 9.000 Fahrzeuge verkaufen. Die Kunden waren begeistert vom futuristischen Innenraum, dem vielen Glas und natürlich dem Türkonzept.

Angeblich ließ sich sogar der ehemalige Formel-1-Konstrukteur Gordon Murray vom Toyota Sera inspirieren. Murray traf wohl zufällig auf einen Toyota Sera, als dieser gerade für sein Gesamtkonzept aus Glaskabine und rundlichen Bioformen den italienischen Car Design Award Torino-Piemonte 1991 gewonnen hatte. Als Chefdesigner von McLaren verantwortete Murray zu dieser Zeit die Konzeption des schnellsten Hypercars der 1990er – dem McLaren F1. Und prompt erhielt der 1993 die nahezu identischen Schmetterlings-Türen mit der kleinen, zu öffnenden Glasscheibe.

8.000 Touren und kein Halleluja

Doch zurück zum Toyota Sera – der versteckt bekanntermaßen nicht etwa einen hochdrehenden Zwölfzylinder im Heck, sondern einen gerade 1,5 Liter kleinen Vierzylinder unter der Fronthaube. Immerhin darf der kompakte Sauger der Baureihe 5E-FHE – war auch im Toyota Corolla oder Paseo verbaut – gut 8.000 Touren drehen. Im Sera bringt es der 16-Ventiler auf 108 PS und 136 Newtonmeter Drehmoment. Damit zieht man heute freilich keine Wurst mehr vom Teller. Dennoch reicht der quirlige Langhuber völlig aus, um das Leichtgewicht zügig zu beschleunigen.

Sogar mit der etwas trägen Vierstufen-Automatik, die übrigens nahezu alle Kunden wählten. Doch die Box mit dem handtellergroßen Wählhebel erfüllt ihren Job anständig. Gerade auf Landstraßen ziehen die Bäume bereits bei 80 km/h schon beängstigend zügig über der kleinen Glaskapsel vorbei. Die ist übrigens nur durch den relativ schmalen Mitteltunnel im Dach getrennt. Hier verstecken sich auch zwei niedliche Sonnenblenden in Längsrichtung. Während der Fahrt lassen sich nur die kleinen Seitenfenster öffnen, deren Ausschnitt gerade für den lässigen Ellenbogen reicht. Offiziell gab Toyota als Höchstgeschwindigkeit 180 km/h. Auf dieses Erlebnis verzichten wir lieber im 34 Jahre alten Japaner.

Toyota Sera Baujahr 1990 (Baureihe: EXY10) Foto: Harald Dawo

Faszination mal anders – der Toyota Sera begeistert mit exotischen Attributen.

1990er-Jahre-Zukunft in einer Schneekugel

Ansonsten findet man im Innenraum nahezu alles, was Anfang der 1990er-Jahre wahnwitzige Zukunftsvisionen ausgelöst haben muss. Das Cockpit schmiegt sich rund und wulstig um den Fahrer, alle Anzeigen inklusive Tacho und Blinker sind gelb eingefärbt, und das CD-Radio!!! mit DSP (steht für Digital Signal Processing) hat eine "WARP"-Taste. Sie zu drücken, haben wir uns nicht getraut. Dennoch erinnern Geruch, Haptik und Materialien an diese typische Toyota-Generation mit der Affen-Werbung.

Das luftige Raumgefühl im Toyota Sera ist wirklich einzigartig. Viel Bewegungsfreiheit für groß gewachsene Mitteleuropäer gibt es nicht. Trotzdem fühlt man sich so wohl wie unter freiem Himmel. Am Ende fährt sich der Sera so unspektakulär wie jeder andere Toyota aus der Zeit. Beeindruckend ist aber die Qualität, mit der gerade die fahrzeugspezifischen Dinge wie Türen oder Cockpit eingearbeitet sind. Kleinserien-Schnellschüsse mit Detail-Abstrichen, wie sie manche europäischen Hersteller hin und wieder in Kauf nahmen, gibt es bei Toyota eben nicht. Nicht nur das macht den Sera zu einem wirklichen Exoten auf unseren Straßen.