Toyota Land Cruiser FJ60 Restomod
Die 80er sind zurück - mit modernem Corvette-V8
Der FJ60 war DER Toyota Land Cruiser der Achtzigerjahre. Brian Corsetti hat es diese Generation besonders angetan – und nun fertigt er Restomod-Kunstwerke aus ihnen.
16.09.2021 Thomas Harloff2021 ist das Jahr des Land Cruisers. Vor genau 70 Jahren brachte Toyota das Modell – wir kennen das von anderen Geländewagen-Urgesteinen – als Militär-Fahrzeug heraus, bevor es kurze Zeit später Spaß an einem zivilen Leben fand. In den Sechzigerjahren verstärkte sich das sogar: Vom Hardcore-Offroader, das nun separat weiterentwickelt wurde, leiteten die Japaner eine etwas kommodere (heute würde man sagen: SUV-igere) Station-Wagon-Variante ab. Deren jüngstes Baby ist der kürzlich vorgestellte Land Cruiser 300. Doch in den Achtzigerjahren prägte allein die exakt von 1980 bis 1989 gebaute FJ60-Generation (oft auch als J6 bezeichnet) diesen genetischen Strang in der Land-Cruiser-Ahnenreihe.
Der FJ60 hat es Brian Corsetti besonders angetan. Mit seiner Firma Corsetti Cruisers handelt und restauriert der Amerikaner fast ausschließlich mit Exemplaren dieser Baureihe. Manchmal unterzieht er einen FJ60 auch einer Restomod-Komplettbehandlung. Wie in diesem Fall: Der blaue Land Cruiser mit dem herrlichen Eighties-Dekor vertraut nämlich auf die Kraft eines vergleichsweise modernen Sportwagen-Motors – und auf weitere Komponenten aus den Regalen renommierter Spezialisten für Offroad-Technik.
Früher in der Corvette, heute im Land Cruiser
Im Bug des Leiterrahmen-Geländewagens kommt neuerdings der aus der aus dem General -Motors-Regal bekannte LS3-V8 zum Einsatz, den der Konzern heutzutage noch als Crate Engine (zum Nachrüsten in einer Kiste verschickter Motor) anbietet. Seinen ursprünglichen Arbeitsplatz trägt der 6,2-Liter-Saugbenziner noch stolz als Schriftzug auf den Ventildeckeln: "Corvette" steht da in Versalien zu lesen. Genauer: In der Generation C6 kam dieses Triebwerk ab Modelljahr 2008 als Standard-Motor zum Einsatz.
436 PS und maximal 575 Newtonmeter waren seinerzeit die offizielle Leistungsangabe des LS3-V8 im Corvette-Trim. Klingt nach einem standesgemäßen Wert für den betagten Land Cruiser, der im Original mit einem 137 PS und maximal 285 Newtonmeter starken 4,2-Liter-Reihensechser ausgerüstet war. Doch Corsetti war das nicht genug: Er hob die Leistung des Corvette-Motors auf satte 502 PS an. Das ursprünglich installierte manuelle Viergang-Getriebe ersetzte Corsetti, in der US-Autoszene durch zahlreiche Fernsehauftritte kein Unbekannter, durch eine Automatik mit ebensovielen Fahrstufen, das freilich auch aus dem GM-Angebot stammt.
Neues Fahrwerk, neue Bremsen
Dass der Wechsel beim Allrad-Antriebsstrang weitere tiefgreifende technische Änderungen nach sich zieht, versteht sich fast von selbst. Beispiel Fahrwerk: Das originale Layout, das die Starrachsen durch Blattfedern ergänzte, weicht einem aus Schraubenfedern und einstellbaren Stoßdämpfern bestehenden Pendant aus dem Hause ARB, das die charmante Modellbezeichnung "Old Man Emu" trägt. Richtig geschlussfolgert: Die Teile stammen aus Australien. Die grobstolligen und auf 16-Zoll-Felgen sitzenden 33-Zoll-Reifen steuert dagegen die US-Marke BF-Goodrich bei. Neu sind zudem die Scheibenbremsen an der Hinterachse.
Innen bleibt diese FJ60-Restomod dem praktisch veranlagten Charakter des Basisautos weitgehend treu. Die Gummi-Fußmatten sind ebenso leicht abwaschbar wie die Sitzbezüge und Türverkleidungen aus recht grobem braunen Leder, das ästhetisch ein wenig mit dem quietschbunten Äußeren bricht. Ebenso cool wie schrullig sind die beiden im Kofferraum untergebrachten und herunterklappbaren Sitzbänke, die den Land Cruiser bei Bedarf zum Neunsitzer machen. Eine verbesserte Schalldämmung und eine moderne Stereoanlage heben Komfort und Unterhaltungswert des Japaners zusätzlich an.
2.200 Arbeitsstunden
Was dieser Restomod-Umbau des Toyota Land Cruiser FJ60 kostet, muss an dieser Stelle leider im Unklaren bleiben. Falls er überhaupt zum Verkauf steht: Auf der Internetseite von "Corsetti Cruisers" taucht er unter dem Menüpunkt "For sale" nämlich nicht auf. Ganz günstig dürfte er allerdings nicht werden, sollte er irgendwann auf den Markt kommen: Die etwa 2.200 Arbeitsstunden, die Corsettis Truppe in das Projekt gesteckt hat, wollen schließlich auch finanziell honoriert sein.