Tatra Tatraplan T600 (1950) Auktion
Seltener Tatra in traurigem Zustand versteigert
In Schweden wurde vor Kurzem dieser kleine Tatra in traurigem Zustand versteigert. Der Preis ist erstaunlich hoch.
25.02.2022 Andreas Of-AllingerLuftgekühlte Vierzylinder-Boxermotoren im Heck gab es in den 1950er-Jahren nicht nur bei VW und Porsche. Auch Tatra baute solche Autos. Kein Wunder: Tatras berühmter Chefkonstrukteur Hans Ledwinka hatte sowohl die frühen Tatras, als auch wichtige Komponenten des VW Käfer entwickelt – 1961 musste VW wegen des Abkupfern des später Käfer genannten Kdf-Wagens von Tatra-Entwürfen eine Millionen DM zahlen. Der tschechische Nachkriegs-Heckmotorwagen war längst eine Weiterentwicklung: Er hat vier Türen und eine Finne auf dem Heck – wie die größeren Modelle der Marke. Mit breiten Schultern und schwungvollen Formen inklusive des typischen Hecks hat der T600 eine große Ähnlichkeit mit den größeren Achtzylindern von Tatra. Vor allem von schräg hinten erinnert gar nichts an den deutschen VW Käfer.
Eine Nummer größer als der VW Käfer
Der wuchtigere Eindruck kommt nicht von ungefähr: Mit 2,70 Meter hat der Tatra einen 30 Zentimeter längeren Radstand als der Volkswagen. Die Karosserie bietet mit 4,54 Meter Länge und 1,67 Meter Breite fünf bis sechs Personen auf zwei Sitzbänken Platz. Die Vorderräder sind einzeln aufgehängt, die Hinterräder führt eine Pendelachse mit Drehstabfederung.
Der Boxermotor im Heck sitzt unter einer großen Klappe und leistet 52 PS. Er beschleunigt den Viertürer auf etwa 130 km/h – mit längerer Übersetzung waren auch 10 km/h mehr drin. Bemerkenswert niedrig für eine Konstruktion aus den 1940er-Jahren: Der Cw-Wert von 0,32 wäre auch für ein aktuelles Auto noch in Ordnung.
Produktion zu Skoda ausgelagert
Für Tatra war der Tatraplan ein Exporterfolg: 43 Stück gingen nach Österreich und 200 nach Deutschland. Auch nach Belgien, China, Finnland, Kanada, in die Schweiz und nach Ungarn gingen jeweils zwischen 150 und 200 T600. Insgesamt baute Tatra von 1948 bis 1951 im eigenen Werk in Kopřivnice 4.242 Tatraplan. Weitere 2.100 entstanden 1951 und 1952 bei Skoda in Mlada Boleslav, weil in Kopřivnice Platz für den Bau von Lastwagen gebraucht wurde.
Verkaufspreis 23.200 Euro
184 Stück wurden nach Schweden verkauft. Einer davon kam nun bei Bilweb Auctions unter den Hammer. Trotz des traurigen Zustandes der Karosserie ging der tschechische Heckmotorwagen für erstaunlich viel Geld weg: Mit 110.000 bis 130.000 schwedischen Kronen (10.420 bis 12.310 Euro) hatte das Auktionshaus gerechnet. Am Ende lag das Höchstgebot bei 245.000 Kronen, das sind umgerechnet etwa 23.200 Euro.
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