Talbot-Lago T150 C Teardrop by Figoni & Falaschi
Das schönste Auto der Welt?
Der Talbot-Lago T150 SS mit Karosserie von Figoni et Falaschi ist schön, selten und teuer. Kommt eines der 16 Autos auf den Markt, bezahlen Sammler Millionen.
01.06.2021 Andreas Of-AllingerDie Geschichte der heute nur noch Kennern bekannten Automarke Talbot muss kurz erklärt werden. Zuletzt gab es in den 1980er-Jahren Neuwagen von Talbot zu kaufen, die Rancho, Bagheera oder Samba hießen. Die Technik für diese Modelle stammte von Simca, Matra oder Chrysler – mehr oder weniger anspruchsvolle Massenware mit teilweise originellen Karosserien. So gab es zum Beispiel den Matra Rancho, einen Familientransporter im Offroad-Look, den Sportwagen Murena mit drei Sitzen in der der ersten Reihe oder den Kleinwagen Samba als Cabrio. Heute gehört die Marke zu PSA.
Talbot: lange Tradition, heute fast vergessen
Der erste Talbot kam 1904 auf die Straßen, als Charles Chetwynd-Talbot ein Auto auf Clément-Basis montierte. Drei Jahre zuvor hatte Chetwynd-Talbot begonnen, Autos des Herstellers Clément zu importieren. Ein eigenes Auto folgte 1906. Darraq übernahm die Firma 1919, kaufte 1920 Sunbeam dazu. Im Jahr 1935 ging die Firma in Konkurs. Die Produktion britischer Talbot endete 1938.
Daran würde sich heute vielleicht kaum noch jemand erinnern. Wenn nicht der ehemalige Produktionschef Antonio Lago die französische Niederlassung in Suresnes übernommen hätte. Der ließ zunächst zwei neue Modelle entwickeln – beide mit leistungsfähigen Reihensechszylinder-Motoren. Teuer waren die Autos außerdem: "Allein das Chassis des Talbot kostete 80.000 Franc; der komplette Wagen annähernd das doppelte. Zum Vergleich: Ein Offizier verdiente damals rund 1.000 Franc im Monat", scheibt Bernd Wieland in Motor Klassik 5/1997 über den T150C-SS. Die Karosserie des Autos war in mehr als einer Hinsicht das Besondere an dem Auto.
Chassis von Talbot-Lago, Karosserie von Figoni & Falaschi
Lago hatte auch ein Auge für die Ästhetik seiner Autos. Statt, wie damals üblich, Chassis mit Motoren zu bauen und den Kunden die Auswahl eines Karosseriebauers zu überlassen, beauftragte er die besten Karosserieschneider jener Zeit – Saoutchik, Graber oder Ghia zum Beispiel. Zu den allerbesten Adressen gehörte Figoni & Falaschi. Der 1894 gegründete Betrieb baute Karosserien für Autos von Duesenberg, Delahaye und Delage. Auch Bugatti kleidete der Blechschneider aus Boulognes-sur-Seine ein. "Alles fließt an diesem Auto, dem nicht umsonst der Name "Goutte d’Eau" – Wassertropfen verliehen wurde. Keine Linie war gerade gezogen, der Reiz lag in der Kombination von Karosseriekurven verschiedener Radien", schreibt Wieland.
Diese die fließenden Formen sind typisch für eine Karosserie von Giuseppe Figoni und die Zeit. Denn das Autodesign veränderte sich Mitte der 1930er-Jahre sehr stark: Stromlinienförmiges Design war angesagt und löste die geradlinigen, noch sehr kutschenähnlichen Aufbauten ab.
Designerstück für die Rennstrecke
Talbot und Figoni-Falaschi landeten gleich mit ihrem ersten gemeinsamen Auto einen Volltreffer: Das T150 SS Coupé war nicht nur sehr schön, sondern auch sehr schnell. Unter der Karosserie steckte ein Vierliter-Sechszylinder mit Leichtmetall-Zylinderkopf und halbkugelförmigen Brennräumen. Das Triebwerk leistet zwischen 140 und 160 PS. Der Motor ist an ein kompliziertes Wilson-Vorwählgetriebe gekoppelt, mit dessen Hilfe der Fahrer per Tritt auf die Kupplung den nächsten Gang einlegen kann. Der Vorteil: Die Hände können beim Schalten am Lenkrad bleiben. Der Nachteil: Das "komplexe Gewirr der Metallbänder und Zugstrippen sorgt für einen störenden Verzögerungseffekt", schreibt Wieland. Doch mit ein bisschen Nachhilfe von Rennleiter Réne Dreyfuß, den Lago von der Scuderia Ferrari abgeworben hatte, siegten die schönen Talbot-Coupés 1937 beim französischen Sportwagen-Grand-Prix und bei der British Tourist Trophy.
Höchstgebot: 3 Millionen Euro
Der schöne schnelle Wagen blieb zeitlebens selten: Die Rede ist von 16 Exemplaren, davon elf SS und fünf S. Fünf T150 "Goutte d’Eau" – oder "Teardrop", wie die Modelle in den USA heißen – hat RM Sotheby’s in den vergangenen 12 Jahren versteigert Exakt drei Millionen Euro lautete das Höchstgebot für einen zweifarbigen T150C-SS von 1937, der während der Villa-Erba-Auktion am 27. Mai 2017 versteigert wurde.