Subaru SVX (1992)
Oberklasse-Rarität aus Japan
Die Zeitreise beginnt vor der Garage. 1991 wirkte der Subaru SVX futuristisch. Auch im Jahr 2020, also mitten in der Zukunft, sorgt das japanische Oberklasse-Coupé für Aufsehen.
13.06.2020 Bernd ConradDer Konsonant im Allgemeinen und das X im Besonderen hatte den japanischen Automobilherstellern angetan, wenn es um die Modellbezeichnungen ihrer Flaggschiffe ging. Es war die Zeit, als Sportwagen aus Fernost für staunende Gesichter vor den Verkaufsräumen und auf Messen sorgten. Ende der 1980er und Anfang der 1990er sorgten Modelle wie Honda NSX, Nissan 300 ZX und Mitsubishi 3000 GT (okay, ohne "X") für Aufsehen.
Auch Subaru spielte mit. Als möglichen Nachfolger des zwar exzentrisch gestalteten, technisch aber gutbürgerlichen XT zeigte der Hersteller auf der Tokyo Motor Show 1989 die Studie Subaru SVX (Subaru Vehicle X). Stardesigner Giorgio Giugiaro half bei der Gestaltung des großen Coupés mit einer großzügig verglasten Kuppel über dem Passagierabteil.
Nur 854 Zulassungen in Deutschland
1991 ging das optisch kaum veränderte Serienmodell in Produktion, ab 1992 boten auch die deutschen Subaru-Händler den SVX für üppige 73.350 Mark (umgerechnet circa 37.500 Euro) feil. Ein wirtschaftlicher Erfolg stellte sich für den Hersteller nicht ein. Bis 1997 wurden weltweit nur 25.000 SVX verkauft, gerade einmal 854 Exemplare fanden ihren Weg nach Deutschland. Eines davon, Erstzulassung November 1992, steht fast 28 Jahre später zur Probefahrt bereit.
"Auch die Zukunft braucht Legenden" titelte damals der Prospekt des Importeurs. Nachdem wir jetzt sozusagen in der Zukunft unterwegs sind, kann man dieser Aussage rückblickend zustimmen. Das flache Coupé mit der typischen Zweifarbenlackierung (Karosserie "White Mica, Kofferraumdeckel und Dach in Schwarz) sorgt für irritierte Gesichter. An der Tankstelle oder der roten Ampel kommen Fragen zum Auto. Erstaunlich: Oft können Menschen nicht einordnen, ob es sich beim SVX um ein altes Auto oder ein ganz neues Modell handelt.
Die, aus heutiger Sicht, relativ kleinen 16-Zoll-Leichtmetallfelgen und gelbliches Halogenlicht anstelle LED-Lichterketten sind Hinweise auf den Besucher aus der Vergangenheit. Der sich aber auch im Jahr 2020 problemlos im Alltag bewegen lässt.
Sechszylinder-Boxermotor mit 230 PS
Ein Dreh am filigranen Zündschlüssel weckt den 3,3 Liter großen Sechszylinder-Boxermotor auf. Landestypische Diskretion statt vorlautem Gebrabbel lassen die beiden flachen Endrohre schon im Leerlauf walten. Die Handbremse wird über einen Hebel im Flugzeug-Style gelöst, die Viergangautomatik wechselt von der Parkstellung in "Drive".
Auch während der Fahrt fällt sofort die Laufruhe des Sechszylinders auf. Das passt zum komfortablen Fahrwerk. Schnell greift der Gran-Turismo-Stil des SVX auf den Fahrer über. Auch heute lässt sich der SVX auf der Autobahn noch auf deutlich über 200 km/h hetzen (Höchstgeschwindigkeit 235 km/h), bleibt auch dabei gelassen.
Doch viel mehr Fahrfreude bereitet das Cruisen über Landstraßen, das Rollen lassen vor Ortseinfahrten und der vorhandene, aber nicht übermäßige Schub am Ende der Wohnhausansammlung. Der Boxermotor saugt frei, verzichtet auf einen Turbolader. 309 Newtonmeter maximales Drehmoment, die bei 4.800 U/min anliegen, locken heutzutage keinen TDI fahrenden Außendienstler mehr hinter dem Sofa hervor, passen aber hervorragend zum entspannten Stil des SVX. Das gilt auch für die Maximalleistung von 230 PS – damals üppig, heute oberer Durchschnitt.
Die Lenkung arbeitet direkt, das große Lenkrad stört beim Fahren weit weniger als gedacht. Auch die Sitzposition auf den Ledersitzen mit integrierten Kopfstützen passt prima. Als 2+2-Sitzer bietet der SVX auch zwei Plätze im Fond, die man aber eher als Gepäckablage ansehen sollte. Der 240 Liter große Kofferraum lässt sich zudem durch das Umklappen der Rücksitzlehne erweitern.
14,5 Liter Verbrauch
Die eigentümliche Form mit den kleinen, versenkbaren Fenstern in der Glaskuppel sorgt für eine überraschend gute Übersicht. Die schmalen Leisten der Fensterrahmen stören weder beim Blick in einen der Außenspiegel oder beim Abbiegen. Unschlagbarer Vorteil dieses Designelements: Selbst bei 100 km/h kann man die Seitenscheiben öffnen, ohne dass es stark ins Auto hineinzieht oder der Wind für starke Geräusche sorgt.
Effizienter ist aber das Fahren mit geschlossenen Fenstern, dann arbeitet die serienmäßige Klimaautomatik einer starken Aufheizung des Innenraums entgegen. Wobei, so richtig effizient ist der Subaru SVX nicht. 3.319 ccm Hubraum, vier Stufen der Wandlerautomatik und für damalige Verhältnisse üppige 1,6 Tonnen Leergewicht zollen Tribut an der Tankstelle. 14,5 Liter Super (95 Oktan) fließen alle 100 Kilometer durch die Kraftstoffleitungen. Immerhin wurde dem Durst damals noch ganz pragmatisch begegnet: Man schraubte einfach einen 70 Liter großen Tank ins Auto.
1997 war Schluss
Auch als gut erhaltener Youngtimer zeigt der Subaru SVX oberklassige Qualitäten. Gerade die haben ihm aber auch den Erfolg verwehrt, das Coupé war zu teuer. Nicht einmal die Subaru-verliebten Amerikaner griffen zu wie erwartet. 1997 lief der SVX ersatzlos aus.
Erst 2021 kam mit dem Subaru BRZ, einer Gemeinschaftsentwicklung mit Toyota, ein neues Subaru-Coupé. Mit Vierzylinder-Boxer und 200 PS sowie einer kompakteren Karosserie war der BRZ aber kein wirklicher Nachfolger des SVX. Was beide eint ist die Wiederholung der Geschichte. In diesem Jahr verschwindet auch der Subaru BRZ aus dem Programm, eine "Final Edition" ist angekündigt. Nachfolger? Nicht in Sicht.