"Sonntagsauto"
Mercedes CLK DTM AMG, der Brutalo-Benz
Breitschultrig, beflügelt, brutal – der Mercedes CLK DTM AMG zählt zu den wohl untypischsten Mercedes-Modellen, die je gebaut wurden. Wir nehmen den Start der DTM-Saison 2013 zum Anlass und stellen den Super-CLK noch einmal vor.
Motorsporterprobte Technik, maßlose Kraft und höchste Exklusivität zeichnen ihn aus. Die Botschaft des Mercedes CLK DTM AMG ist klar: Hier kommt ein reinrassiger Rennwagen für die Straße. Geboren nach einer für die Schwaben äußerst erfolgreichen DTM-Saison im Jahr 2003 (Mercedes gewann 9 von insgesamt 10 Rennen), ging die Ableitung des DTM-Siegerautos auf Basis des CLK 55 AMG ab 2004 mit rennsport-typischen Genen wie extra-breiten Kotflügeln, einem riesigen Heckspoiler und reichlich Kohlefaser auf die Jagd nach exakt 100 gut betuchten Kunden. Mit Erfolg. Der Straßenrenner war bereits nach wenigen Wochen ausverkauft. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen seines enorm hohen Preises von 236.060 Euro.
Mercedes CLK DTM AMG leistet 582 PS
Damit der Mercedes CLK DTM AMG seiner aggressiven Optik gerecht werden konnte, wurde ihm der 5,5-Liter große Kompressor-V8 aus dem Mercedes SL 55 AMG eingepflanzt. Natürlich leistungsgesteigert. 582 PS und ein maximales Drehmoment von 800 Nm fallen über die Hinterachse her und machen die DTM-Replika zu einem schier unbändigen Raubtier, das auch öffentliche Straßen als Jagdrevier nutzen darf. Sein V8-Gebrüll entlässt der CLK über eine doppelflutige Abgasanlage mit vier Endrohren in die Umwelt, üppig dimensionierte Semi-Slick-Reifen (255er vorn, 285er hinten) krallen sich breitspurig in den Asphalt, in hitzigen Kurvenfahrten sorgt eine Differenzialsperre für die optimale Kraftverteilung zwischen den beiden Hinterrädern. Dank des Verzichts auf eine Rückbank im Fond und dem großzügigen Einsatz von kohlefaserverstärkten Kunststoffen in Türen und Hauben sowie an den Schalensitzen bringt der muskulöseste aller CLK 1.678 Kilogramm und damit immerhin 20 Kilogramm weniger als die Ausgangsbasis auf die Waage.
Derart gerüstet, fegt der Mercedes CLK AMG DTM mit bis zu 320 km/h über die Straße – erst dann weist ein elektronischer Dompteur das Daimler-Alphatier in seine Schranken. Wer das Gaspedal durchdrückt wird in 3,9 Sekunden vom Fleck weg auf 100 km/h katapultiert, Tempo 200 oder der Moment, ab dem der große Heckflügel für 12 kg Abtrieb an der Hinterachse sorgt, ist in weniger als 12 Sekunden erreicht. Anschließend bringen 360 mm große Bremsscheiben und zwölf Kolben an der Vorderachse den DTM-Ableger nach etwas mehr als 130 Metern wieder zum Stehen. Ein 4,7-Sekunden-Manöver, das die Sechspunktgurte in den Schalensitzen für die Insassen unverzichtbar macht.
Mercedes-Philosophie: ESP bleibt an
Trotz seiner respekteinflößenden Fahrleistungen (im Sportauto-Supertest im Jahr 2005 raste der Mercedes CLK DTM AMG in 7.54 Minuten über die Nordschleife) musste sich der Krawall-Daimler auch den Ruf als effekthaschender Poser gefallen lassen. Die Lüftungsgitter in der Kotflügelverbreiterung haben zum Beispiel keine echte Funktion. Sein oben wie unten abgeflachtes Lenkrad ist angesichts der Platzverhältnisse nicht mehr als ein Styling-Gag und die kleinen Knöpfe, die aussehen, als könne der Fahrer damit vitale Funktionen beeinflussen, dienen dem Abrufen der bekannten Bordcomputer-Informationen. Selbst der winzige Schaltknüppel auf der Mittelkonsole, der die Präsenz eines sequenziellen Schaltgetriebes vorgaukelt, stellt nichts anderes als den stark geschrumpften Wählhebel einer konventionellen Wandler-Automatik dar.
Den Abstand zu erbarmungslosen Rennsport-Maschinen wahrt der Mercedes CLK DTM AMG mit Komfortextras wie der Klimaanlage oder dem Navigationssystem. Ambitionierte Rundenzeitjäger stolpern außerdem über das nicht komplett abschaltbare ESP.
Mercedes CLK DTM AMG kam auch als Cabrio
Gebaut wurde die Sonderserie des CLK übrigens nicht bei AMG, sondern bei HWA, der DTM-Rennabteilung von Mercedes. Einzig der Vertrieb des Mercedes CLK DTM AMG erfolgte über den Mercedes-Veredler aus Affalterbach.
Nach exakt 100 Exemplaren hieß es für den CLK DTM AMG dann Schluss, aus, basta. Doch um das selbst auferlegte Produktionslimit zu umgehen, legte Mercedes kurzerhand eine offene Version auf. Stoffdach drauf, zwei Sitze hinten rein – fertig war eines der schnellsten viersitzigen Cabrios der Welt. Zum Preis von 277.820 Euro, also 40.000 Euro teurer als das Coupé.