Kaufberatung Skoda 440, 445, 450, Octavia, Felicia
Die Ost-Isabella
Die Octavia ist ein knorriger 50er-Jahre-Oldtimer mit günstigen Unterhaltskosten. Die offene Felicia ist nur etwas kapriziöser, jedoch deutlich teurer. Beide Skoda-Modelle leiden vor allem unter improvisierten Karosserie-Reparaturen und Restaurierungen. Die Technik ist beherrschbar.
Karosserie-Check
Gute Blechqualität, wenig Hohlräume und großzügig dimensionierte Blechstärken sorgen dafür, dass die Octavia- und Felicia-Modelle dem Rost weit besser standhalten als ihre Heckmotor-Nachfolger mit dem Kürzel MB 1000. Trotzdem haben beide ihre speziellen Schwachstellen. Die verschweißten Vorderkotflügel rosten gern über den Scheinwerfertöpfen und entlang der A-Säule. Die A-Säulen selbst faulen schon mal am unteren Ende durch, auch die flachen Schweller erwischt es vorzugsweise an ihren Enden. Der Zentralrohrrahmen besitzt unter der Fahrgastzelle zwei Ausleger auf jeder Seite, die in Form von Längsträgern die Karosserie aufnehmen. Träger und Befestigungspunkte rosten mit Vorliebe durch, ebenso die verstärkten Aufnahmen der Vordersitze. Das gravierendste Karosserieproblem bei der Felicia sind jedoch stark unterschiedliche Spaltmaße als Folge unsachgemäßer Karosseriereparaturen. „Selbst wenn die Spaltmaße einigermaßen stimmen, sind die Karosserien oft nicht maßhaltig, sondern krumm und regelrecht nach unten durchgesackt“, klagt Jens Herkommer, der Spezialist für klassische Skoda aus dem sächsischen Schwarzenberg. Er rät deshalb zu Raritäten im unrestaurierten Originalzustand, ob gut oder schlecht, oder zu pingeligem Sachverständigenrat beim Einkauf. Sonst erwischt es die rundliche Karosserie von Octavia und Felicia gelegentlich an den Türböden, den Endspitzen und den Bodenblechen im Kofferraumbereich. Auch die Innenausstattung speziell des Cabriolets hält keine 50 Jahre, aber es gibt inzwischen authentische Nachfertigungen.
Technik-Check
Die kopfgesteuerten, dreifach gelagerten Octavia/Felicia-Motoren mit 1098 und 1221 Kubik sind robust, drehzahlfest und vertragen hohe Laufleistungen. Die nassen Grauguss-Laufbüchsen lassen sich problemlos austauschen. Trotzdem empfiehlt Herkommer bei einer Motorüberholung die Umrüstung der Hauptlager auf moderne Dreistoff- Lagerschalen und den Einbau moderner Wellendichtringe. Das typische Bläuen verhindern die Ventilschaftdichtungen des VW Golf II. Skoda hat einen weniger effektiven Nebenstromölfilter vorgesehen. Der Umbau auf einen Hauptstromfilter ist die bessere Lösung. Leichtes Tuning wie schärfere Nockenwelle, höhere Verdichtung und größere Ventile verträgt der Motor problemlos. Die ungeteilte Kardanwelle neigt zu Schwingungen im Zentralrohr. Schiebestücke mit neuen SAE-Kreuzgelenken mildern dies. Eine Tellerfederkupplung sorgt für ruckfreies Anfahren und dichtet besser ab. Bei der Elektrik gilt: Plus an Masse.
Preise
Substanziell gute Skoda Felicia mit vorbildlichen Fahreigenschaften werden mittlerweile für 15 000 Euro gehandelt. Auch das Ost-West-Gefälle verringert sich, die Felicia hat inzwischen auch in den alten Bundesländern einen festen Liebhaberkreis erobert. Anders sieht es bei Octavia nebst Vorgängern aus. Die urige tschechische Limousine mit dem herben Charme eines Volvo Amazon ist selbst in tadellosem Zustand für weniger als die Hälfte des beliebten Schweden-Klassikers zu haben. Sie bleibt auch eher Hausmannskost im Osten, hier zu Lande gilt die Octavia noch als preiswerter Geheimtipp für diejenigen, die einen 50er-Jahre-Oldtimer zum Schnäppchenpreis erwerben wollen.
- Bei Einführung 1959 (Skoda Felicia) :
- 6.650 Mark
- Bei Produktionsende 1964 (Skoda Felicia Super) :
- 7.020 Mark
Ersatzteile
Die Teile-Situation für die Felicia ist entspannt und unproblematisch. Es gibt zahlreiche Nachfertigungen für Karosserie- und Interieurparts. Auch Reparaturbleche und Zierteile werden reichlich angeboten. Mit kleinen Einschränkungen gilt das auch für die Octavia und ihre Vorgänger. Die technische Seite profitiert von der langen Bauzeit des Octavia-Kombi – immerhin bis 1971 –, und des verwandten Kombis 1203, bis 1973. Dessen geteilte Kardanwelle lässt sich beispielsweise zwecks Optimierung anpassen. Selbst eine Getriebeübersetzung für höheres Tempo bei niedrigerer Drehzahl, die den typischen Octavia-Drehzahlsprung vom Dritten auf den Vierten vermeidet, ist so realisierbar.
Schwachpunkte
- Verschweißte Vorderkotflügel
- Schweller und A-Säule
- Rahmenausleger
- Karosserie-Anschraubpunkte
- Spaltmaße und Maßhaltigkeit
- Radäufe und Endspitzen
- Kurbelwellenlager
- Ventilführungen
- Gelenke der Kardanwelle
- Fahrwerksbuchsen
- Kurbelwellendichtung
- Kupplung
Wertungen
Fazit
Die Octavia ist ein knorriger 50er-Jahre-Oldtimer mit günstigen Unterhaltskosten. Die offene Felicia ist nur etwas kapriziöser, jedoch deutlich teurer. Beide Skoda-Modelle leiden vor allem unter improvisierten Karosserie-Reparaturen und Restaurierungen. Die Technik ist beherrschbar.