Silvretta Classic Rallye Montafon 2016
Vorausschauend fahren für den Erfolg
Für Rallye-Neulinge und alle, die ihr Wissen auffrischen wollen, veranstaltete das Organisationsteam um Harald Koepke vor jeder Rallye einen Lehrgang, bei der die wichtigsten Begriffe und Elemente einer Oldtimerrallye erklärt werden. Lehrer und Meister war in diesem Jahr Christian Geistdörfer.
06.07.2016Rallye-Chef Koepke hatte sich zur Unterstützung einen echten Rallye-Weltmeister eingeladen: Christian Geistdörfer, als Co-Pilot von Walter Röhrl zweimaliger Rallye-Weltmeister und vierfacher Rallye Monte Carlo-Sieger, gab einen kleinen Einblick in sein Motorsport-Wissen und erklärte den Teilnehmern des Lehrgangs unter anderem, was ein Roadbook ist, was man unter Chinesen-Zeichen versteht und warum die Bordkarte so wichtig ist. Der Weltmeister begrüßte die rund 80 Anwesenden im Vallüla-Saal mit den Worten „Willkommen in einer großen Familie!“ Der Oldtimer-Sport werde immer beliebter, sodass man sich auf die neuen Teilnehmer freue und sie gerne bei diesem herausfordernden Sport begleite und unterstütze.
Rallye-Schnelldurchgang für neue und alte Hasen
Das eingespielte Team mit Harald Koepke und Christian Geistdörfer vermittelte in rund 90 Minuten komprimiert das Wissen, das für eine Gleichmäßigkeits-Rallye wie die Silvretta Classic nötig ist. Begriffe wie Stempelkarte, Durchgangs- und Zeitkontrolle, Wertungsprüfung, straffreies Abwarten, Veranstalterzeit, Sanduhr-Klasse, Doppel-Kurz-Kurz und Dreifach-Hintereinander, Schlauch- und Lichtschrankenprüfungen wurden dabei thematisiert – kein Wunder, dass einigen Teilnehmern dabei der Kopf zu rauchen begann.
Doch zum Glück konnten sie das Gelernte gleich unter fachkundiger Anleitung auf einem abgesperrten großen Parkplatz üben. An der Valiserabahn in St. Gallenkirch waren zwei Beispiele für eine Wertungsprüfung aufgebaut: eine mit Schlauchmessung und eine mit Lichtschrankenmessung. Nun galt es, die richtige Taste auf der Stoppuhr zu drücken, die Sekunden rückwärts abzuzählen, um dann entweder verblüfft auf die unerwartete Zeit zu starren oder sich befriedigt die Hände zu reiben. Die Teilnehmer tasteten sich an die vorgegebene Zeit heran, sodass es schon nach wenigen Runden die ersten gab, die bis auf wenige Hundertstel an die Zielzeit herankamen oder sie sogar trafen.
Theorie vor der Praxis
Vorher gab es aber noch viel Theorie zu bewältigen, unter anderem zum wichtigsten Stück Papier an Bord: Die Bordkarte ist der wichtigste Nachweis für die Strecke, da dort die Wegpunkte mit Ankunftszeit notiert und von den Streckenposten bezeugt werden. Ohne die Karte ist der Rallyetag vorbei. Es empfiehlt sich immer, die Zeiten erst bei der Ankunft in die Bordkarte einzutragen. Vorher macht wenig Sinn, da sich auf der Teiletappe immer unvorhergesehene Dinge ereignen können. Dann stimmt der Eintrag nicht und es gibt Strafpunkte. Auch beim Rechnen der Zeiten muss man aufpassen: „220 Minuten sind nicht zwei Stunden und 20 Minuten.“
In der Regel müssen die Teams auf die Minute genau bei der Zeitkontrolle ankommen. Eine Ausnahme bilden Kontrollen, bei denen Vorzeit erlaubt ist. Nicht kompensierbar dagegen ist eine verspätete Ankunft: Wer zwei Minuten zu spät an einer Zeitkontrolle ankommt, kann dies bei der nächsten Kontrolle nicht durch zwei Minuten Verfrühung reinholen. Im Gegenteil: Die doppelten Strafpunkte werden hier fällig. Seit der letzten Silvretta Classic sind geheime Durchfahrtskontrollen integriert: Diese finden unvermittelt auf der Strecke statt, um zu überprüfen, ob sich die Teilnehmer genau an die Route halten. Insgesamt gibt es in diesem Jahr 19 Wertungsprüfungen nebst einigen geheimen Prüfungen. Außer den Geheimprüfungen ist alles in den Roadbooks eingetragen.
Was ist eine Wertungsprüfung?
Bei Wertungsprüfungen geht es darum, festgelegte Strecken möglichst auf die Hundertstelsekunde genau in der vorgegebenen Zeit zurückzulegen. Dabei wird der Beginn und das Ende der Prüfung durch eine Lichtschranke oder einen Druckschlauch markiert und gemessen. Mit einem gelben Schild erfolgt die Ankündigung der Wertungsprüfung, das rote Schild danach gibt den Start bekannt. Für besondere Abwechslung sorgen die geheimen Wertungsprüfungen. Oft sind sie in anderen Prüfungen enthalten und tauchen unvermittelt mit einem grünen Schild auf. Der Beifahrer hat dann schnell zu reagieren, denn nun gilt es 100 Meter in genau 15 Sekunden zurückzulegen.
Generell ist eine Wertungsprüfung nicht ohne Teamwork zu schaffen. Nur wenn Fahrer und Beifahrer aufeinander eingespielt sind, geht es gut über die Bühne. Christian Geistdörfer betont vor allem den Blick nach vorne: „Wir arbeiten als Fahrer und Beifahrer vorausschauend.“
So gerüstet geht es am Donnerstag zum Start der ersten Etappe, die über 108 Kilometer von Partenen über die Silvretta Hochalpenstraße, die Bieler Höhe über St. Gallenkirch und Tschagguns nach Schruns führt. Die Teilnehmer der Silvretta Classic 2016 konnten an der Talstation der Valisera-Bahn in St. Gallenkirch am praktischen Rallye-Lehrgang teilnehmen. Bilder von verschiedenen Gruppen zeigen wir in der Fotoshow.