Silvretta Classic Rallye Montafon 2012
"Wir haben noch zwei PS gefunden"
Mit serienmäßigen 16 PS ist der Citroen 2CV das schwächste Auto im Feld der Silvretta Classic. Doch die etwas schwächliche Ente hält gut mit. Nicht zuletzt, weil Besitzer Christoph Gotthardt noch zwei PS gefunden hat.
06.07.2012 Kai KlauderDie Liebe zu seiner Ente dauert schon lange an: "1976 habe ich sie für 100 Mark gekauft und dann mein Studium hindurch rund 100.000 Kilometer gefahren", erzählt Christoph Gotthardt. Doch dann erkaltete die Leidenschaft, 1984 wurde das 1969er-Modell stillgelegt, vorübergehend natürlich, wie es in vielen Oldtimergeschichten so schön heißt.
Vom Studentenauto zum Rallyewagen
Und auch bei Gotthardt wurde aus der kurzen Stilllegung eine längere Periode. Erst nach 26 Jahren entmottete er das lädierte Federvieh. "Der Grund war ganz einfach: Ich wollte die Silvretta Classic mitfahren", erinnert er sich, "jeden Montag und Donnerstag habe ich seit Ende 2010 für zwei Stunden an meiner Ente geschraubt". Was dann in den letzten eineinhalb Jahren passierte, war eine gründliche Restaurierung. Sie bekam ein neues Chassis - "Ich lege viel Wert darauf, dass es ein originales Citroen-Chassis ist", verdeutlicht Gotthardt.
Außerdem wurde das Bodenblech teilweise erneuert, einige Stellen der Karosserie geschweißt, die Federung komplett zerlegt, neue Lager und Stoßdämpfer verbaut und der Innenraum samt Sitzen revidiert. Auch der Motor wurde komplett neu aufgebaut. "Die Kurbelwelle und die Nockenwellen durften allerdings bleiben - die haben nun mittlerweile schon 260.000 Kilometer geschafft - und werden das gleiche nochmals überleben", ist Gotthardt überzeugt.
"Aus der Mo-Do-Restaurierung wurde in den letzten vier Wochen vor der Silvretta ein Vollzeitprojekt - und letzten Montag wurden wir fertig, genau rechtzeitig, um die Jungfernfahrt im Montafon zu machen.
Bei der Restaurierung hat Christoph Gotthardt eine wertvolle Entdeckung gemacht: "Wir haben noch rund zwei PS gefunden", freut er sich. Das hat bei einem Blick in den Motorraum ganz offensichtlich etwas mit dem größeren Vergaser zu tun, der jetzt durch einen K&N-Luftfilter etwas freier atmen kann. So stehen also rund 18 stramme Pferdestärken an. "Damit kommen wir viel besser als gedacht die Berge hoch - runter geht es ja sowieso schnell genug. Bisher haben wir auch alle geforderten Schnitte geschafft. Nur bei der letzten Bergwertung waren wir zwei Sekunden zu langsam.
An dieser Ente können keine Muscheln ansetzen
Auffällig ist die Ente nicht zuletzt wegen ihrer knalligen Farbe. "Ich habe die Ente mit Zwei-Komponenten-Lack aus dem Bootszubehör gerollt. Und der Verkäufer im Hamburger Kontor hat mir versprochen, dass auf diesem Lack garantiert keine Muscheln ansetzen werden."
Rund 8.000 Euro hat Christoph Gotthardt in seine neue alte Ente investiert. Viel besser - und nachhaltiger - als in Aktien, denn so viel Spaß macht ihm nur seine neue alte Studentenente, und das hoffentlich noch viele Jahre lang.