NSU 1000 C von Andras Noszvai (1971)

Silvretta-Prinz aus Ungarn

Andras Noszvai fährt seit 2001 mit seinem NS 1000 C zur Silvretta Classic. Er fährt 900 km auf Achse, sein Beifahrer kommt aus Australien.

NSU 1000 C (1971) Silvretta Classic Rallye Montafon 2024 Foto: Arturo Rivas 9 Bilder

Der niedliche NSU in Riminigelb ist der ganze Stolz von Andras Noszvai. Bei der Silvretta Classic Rallye Montafon 2024 feierten der Ungar und sein in Neckarsulm geborener 1000 C silbernes Jubiläum: Vor 25 Jahren weckte der NSU-Fan den schwäbischen Familienwagen mit der Corvair-Linie aus dem Prinzen-Schlaf. Zur Krönung belegten Noszvai und sein australischer Freund Zoltan Vandulek in diesem Jahr den zweiten Platz im Gesamtklassement.

150.000 km seit der Restaurierung

Seit 2001 gehören Andras Noszvai und seine Nusi zu den Stammgästen der Silvretta Classic Rallye Montafon. "Es ist wahrscheinlich das Auto mit den meisten Silvretta-Teilnahmen", meint der Ungar. Wie jedes Jahr ist er aus seiner Heimat auf Achse angereist, 900 Kilometer hin und 900 Kilometer wieder zurück. Das scheint den NSU aus dem Baujahr 1971 jung zu halten: Seit der Restaurierung hat er schon über 150.000 Kilometer auf dem Zähler – trotzdem wirkt er wie aus dem Ei gepellt.

Ungarische Erstauslieferung

Sein 1000 C ist eine ungarische Erstauslieferung. Der Erstbesitzer muss den agilen Hecktriebler damals genauso geschätzt haben wie Noszvai seit 25 Jahren: "Im sozialistischen Ungarn eines der seltenen westlichen Autos zu besitzen, war ein Zeichen der Kreativität, Geld und Beziehungen", so Noszvai. Er selbst verliebte sich bei den damals in seiner Heimat beliebten Bergrennen in die erfolgreichen Leichtathleten vom Neckar: "Die haben immer die Klassenwertungen gewonnen und manchmal klappte es sogar mit dem Gesamtsieg – so träumte ich davon, einen zu besitzen."

Aber an einen TT war nicht heranzukommen. Also kaufte Andras Noszvai einen Typ 110 und fuhr ihn drei Jahre. Vor seiner Flucht nach Österreich musste er sich aber von seinem NSU wieder trennen. Nach zwölf Jahren kehrte er in seine Heimat zurück. Er begab sich wieder auf die Suche nach einem TT, konnte aber immer noch kein Auto finden. Dann erwarb er einen 1000er in schlechtem Zustand und baute ihn mit einem Freund zu einem TT auf. Allerdings musste er ihn bald schon verkaufen, weil er das Geld brauchte.

Erste Starts mit der Tochter

Die Liebe zu den kleinen NSU blieb erhalten. So kaufte sich Andras Noszvai 1999 den 1000 C, mit dem er seit vielen Jahren schon an Oldtimerrallyes teilnimmt. Zur gleichen Zeit, als seine Tochter geboren wurde, holte er seinen NSU ab. "So wurde der Prinz quasi der kleinere Bruder von Anna", erzählt der Familienvater. Als Anna alt genug ist, startet sie gemeinsam mit ihrem Vater im Brüderchen bei der Silvretta Classic Rallye Montafon, der Sachsen Classic und der Eifel Classic. "Sie war damals meistens die jüngste, aktive Teilnehmerin der Rallyes", berichtet der NSU-Fan stolz.

Mittlerweile arbeitet im Heck seines 1000 C ein 1,2 Liter-Vierzylinder mit zwei Vergasern, der wie die TT 65 PS leistet. Außerdem hat er einen Ölkühler installiert. Statt der serienmäßigen Trommelbremsen sorgen an der Vorderachse jetzt Scheibenbremsen für Verzögerung, an der Hinterachse die breiteren Bremstrommeln aus dem TTS. Für seinen NSU wie aus dem Verkaufsprospekt hat der Ungar mit den zeitgenössischen Umbauten einen FIA-Wagenpass.

Da seine Tochter ihn nicht mehr bei den Rallyes begleiten konnte, musste er einen neuen Beifahrer suchen. Er fand ihn in seinem Freund Zoltan Vandulek. Die beiden hatten sich noch in Ungarn kennengelernt, als Zoltan seine Liebe zu mechanischen Uhren entdeckte. Er arbeitete in der Heimat als Radiomoderator und zeitweise auch als Musiker. 2006 ist er nach Australien ausgewandert. Dennoch bestreiten die Ungarn seit drei Jahren die Silvretta Classic Rallye Montafon – Zoltan Vandulek reist eigens für die Veranstaltung aus seiner Wahlheimat Cairns in Queensland nach Europa.