8. Sachsen Classic

Die Kleinsten der Sachsen Classic

Sie sind zwischen 3,24 und 3,79 Meter kurz, doch für viele Zuschauer gehören sie zu den Größten: Die Kleinwagen im Starterfeld der Sachsen Classic wie Fiat 500 C Topolino und die NSU-Modelle Wankel-Spider, Sport Prinz oder 1000 C.

Fiat 500 C Topolino Foto: Kai Klauder 18 Bilder

Mit deutlichem Abstand ist der Fiat 500 C Topolino das kürzeste Automobil bei der Sachsen Classic 2010. Nur 3.240 mm misst der hübsche Italiener von Roman Rekos und Christine Friedel. Vor 17 Jahren kauften sie ihn aus erster Hand in Italien. "Wir haben uns ganz bewusst für einen Topolino entschieden, weil uns die Form so gut gefällt", sagt Christine Friedel.

Drei Jahre Restaurierungsmarathon - Fiat 500 C Topolino

"Außerdem ist die Technik interessant", fügt Roman Rekos hinzu. Der 0,6-Liter-Vierzylinder besitzt einen Leichtmetallzylinderkopf und gilt bei richtiger Pflege als äußerst zuverlässig. So schätzt Rekos die Gesamtlaufleistung seines Topolino auf mehr als 300.000 Kilometer. 

"Als wir ihn 1993 kauften, war der Kleine in schlechtem Zustand", erinnert sich der Essener, der in einem dreijährigen Marathon das Auto komplett restaurierte. "Seither kennt er wirklich jede Schraube mit Vornamen", fügt seine Beifahrerin hinzu. Die gründliche Arbeit hat sich gelohnt, auch 14 Jahre nach der Restaurierung überzeugt der Fiat 500 C Topolino durch seinen guten Zustand. Und selbst auf dem Sachsenring macht der mit nur 16,5 PS recht sparsam motorisierte Fiat eine gute Figur. "Wir hatten keine Probleme, der Motor läuft wie geschmiert und mit Rückenwind kommen wir auch auf 95 bis 100 km/h", sagen die beiden, die sich sichtlich freuen, bei der Sachsen Classic teilzunehmen.

NSU Sport Prinz mit doppeltem Motorradmotor

Startnummer 122 wartet mit einem interessanten Antriebskonzept auf: Der 3.560 Millimeter lange NSU Sport Prinz wird von einem Zweizylinder-Reihenmotor angetrieben. "Das ist im Grunde genommen ein doppelter NSU Max-Motorradmotor", weiß Günter Pietsch, der gerade mit Schaumstoff die Kühlung verbessert. "Der darf bei solcher Anstrengung keine Luft aus dem Motorraum ansaugen, sondern nur die gute, kühle Außenluft, sonst könnte er kollabieren." Das 600-Kubikzentimeter-Triebwerk mit Schubstangensteuerung und obenliegender Nockenwelle produziert immerhin 30 PS, die mit dem 565 Kilogramm leichten Coupé kaum Probleme haben. Günther Pietsch besaß bis zur Übernahme der Firma NSU durch Volkswagen in den 70er-Jahren eine NSU-Vertretung und kennt sich daher gut in der Firmengeschichte aus. So weiß er auch, dass 20.831 Exemplare des NSU Sport Prinz ab 1959 auf Basis des Prinz 4 gebaut wurden, die ersten 2.715 davon bei Bertone in Italien.

Viermaliger DDR-Tourenwagenmeister auf NSU Wankel-Spider

Zwei Zentimeter länger soll der Wankel-Spider sein, mit dem Rainer Seyfahrt und Alfred Lichtenberg bei der Sachsen Classic teilnehmen. Die beiden sind echte Legenden der DDR-Motorsportszene, Seyfahrt ist viermaliger DDR-Meister, zweimal mit Lichtenberg als Co-Pilot. Und überraschenderweise besaß Seyfahrt schon 1968 einen NSU Wankel-Spider. "Nur zwei Stück kamen in die DDR", erzählt er, "allerdings hatte meiner damals einen Motorschaden und es hat große Anstrengungen gekostet, an die Ersatzteile zu kommen. Die haben wir über einen Onkel aus dem Westen besorgt und dann von den Ingenieuren des VEB Sachsenring aufbauen lassen." Das Auto verschwand irgendwann spurlos und Seyfahrt blieb nur die komplette Akte samt Einfuhrgenehmigung. Doch durch Zufall bekam er 36 Jahre nach seinem ersten Wankel-Spider über einen NSU-Clubkollegen seinen jetzigen Wankel-Spider angeboten - und natürlich konnte er nur zuschlagen. Der ehemalige Besitzer einer Trabant-Werkstatt sieht auch eine Parallele zum Trabbi: "Die Motor-Charakteristik ist ähnlich, beide Motoren brauchen Drehzahl." Kurz nach der Wende wurde Seyfahrt VW- und Audi-Händler und beschäftigt in Gotha mittlerweile 65 Mitarbeiter.

Jüngste Teilnehmerin auf NSU 1000 C

Ein weiterer NSU verstärkt die Liga der kleinen Klassiker: Der 1000 C, mit dem Andràs und Anna Noszvai aus dem rund 800 Kilometer entfernten Budapest auf eigener Achse anreisten. Das ungarische Vater-Tochter-Team zeigte sein Können schon bei der diesjährigen Silvretta Classic mit einem dritten Platz in der Sanduhrklasse. Bei der Alpen-Rallye der Motor Presse war Noszvai seit 2001 schon fünf Mal dabei, die Sachsen Classic fährt er jetzt zum ersten Mal mit. "Was ich bisher gesehen habe, übertrifft unsere hohen Erwartungen. Die Organisation ist perfekt - und das sage ich nicht aus ungarischer Höflichkeit", zeigt sich Andràs Noszvai begeistert. Er organisiert in Ungarn nach dem Vorbild der Silvretta Classic Oldtimerrallyes, bei denen die Teilnehmer hohe Anforderungen erwarten. So werden die Zeiten von Teams mit Digitaluhren einfach verdoppelt - mit ein Grund für das sehr gute Abschneiden der fünf ungarischen Teams in der Sanduhrklasse der Silvretta Classic, die die Plätze eins bis drei belegten und alle in die ersten zehn Ränge fuhren.

Für die Bedienung der Uhren ist Andràs Tochter Anna zuständig, die mit ihren elf Jahren die jüngste Teilnehmerin der Sachsen Classic ist. Dabei ist sie schon fast ein Profi, denn seit ihrem siebten Lebensjahr ist sie an der Seite ihres Vaters bei Oldtimerrallyes aktiv. Anna war auch der Anlass für den Kauf des NSU 1000 C, denn zur Geburt seiner Tochter  kaufte sich der Budapester Noszvai den Heckmotorwagen, den er bis zum ersten Geburtstag von Anna komplett restaurierte.