Sachsen Classic 2017
Erfolgreich Rallye fahren
Beim Rallye-Lehrgang zur Sachsen Classic 2017 erfahren die Teilnehmer, wie man eine Gleichmäßigkeitsrallye in Angriff nimmt. Dirk Johae und Harald Koepke führen in die Kunst des Rallye-Fahrens ein.
17.08.2017 Michael RassingerWer bereits einmal im Rallye-Auto gesessen oder zugesehen hat, weiß Bescheid: Ohne Beifahrer geht's nicht. Der Fahrer bewegt zwar den Untersatz mehr oder weniger schnell auf Asphalt oder Offroad, aber ohne Richtungsansage wäre es schnell vorbei mit dem Spaß. Fahren und Lesen des Roadbooks geht eben nicht gleichzeitig, wenn man die Strecke nicht bis auf den letzten Meter auswendig gelernt hat – was in der Praxis kaum vorkommt.
Rallye-Lehrgang in Theorie und Praxis
Der Beifahrer ist also der wirkliche Chef, so erfahren es die mehr als 100 erschienen Teilnehmer beim Rallye-Lehrgang am Sachsenring. Dirk Johae, Motor Klassik-Redakteur, und Harald Koepke, Organisationsleiter der Klassik Rallyes, geben weitere wertvolle Tipps. So solle man doch immer das richtige Roadbook für den entsprechenden Tag benutzen – klingt kurios, hat aber bei Novizen im Rallyefahren schon stattgefunden. Auch empfehle es sich, die Zeitangaben genau zu prüfen: „2,5 Minuten sind eben nicht zwei Minuten und fünf Sekunden.“
Auch den Uhren sollte man Vorbereitungszeit widmen: Mechanische Zeitmesser müssen vor Rallyebeginn aufgezogen werden, bei elektronischen Versionen ist eine frische Batterie ratsam, sofern sie nicht kürzlich gewechselt wurde. Versagt dennoch mal ein Zeitmesser, rät Koepke zur Benutzung des Handy oder Smartphone, das heutzutage fast jeder besitzt. Auch bei älteren Geräten versteckt sich immer eine Stoppuhr im Menü, die beim Ausfall der Rallye-Uhr einspringen kann.
Verspätungen passieren, sind aber uneinholbar
Da es sich bei der Sachsen Classic um eine Gleichmäßigkeits-Rallye handelt, sind Verspätungen nicht mehr aufzuholen: Wer zwei Minuten zu spät an einer Zeitkontrolle ankommt, kann dies bei der nächsten Kontrolle nicht durch schnelleres Fahren und zwei Minuten Verfrühung reinholen. Es werden sogar doppelte Strafpunkte fällig, da es zwei Abweichungen vom Soll gab. Die Bordkarte muss genau kontrolliert werden, Ankunftszeiten sollte man nicht im Voraus berechnen und zur Zeitersparnis schon morgens eintragen. Steht eine falsche Zeit bei der Übergabe in der Karte, wird das Team dafür mit Punkten bestraft.
Jede Hundertstelsekunde zählt
Bei Wertungsprüfungen sollen festgelegte Strecken möglichst auf die Hundertstelsekunde genau in der vorgegebenen Zeit zurückgelegt werden. Dabei wird der Beginn und das Ende der Prüfung durch eine Lichtschranke oder einen Druckschlauch markiert und gemessen. Mit einem gelben Schild erfolgt die Ankündigung der Wertungsprüfung, das rote Schild danach gibt den Start bekannt. Für besondere Abwechslung sorgen geheime Wertungsprüfungen, die nicht im Roadbook eingetragen sind. Oft sind sie in anderen Prüfungen enthalten und tauchen unvermittelt mit einem grünen Schild auf. Der Beifahrer hat dann schnell zu reagieren, denn nun gilt es 100 Meter in genau 15 Sekunden zurückzulegen. Eine dritte Stoppuhr lohnt sich für solche Überraschungen also auf alle Fälle.
Dirk Johae schildert, wie man sich im Cockpit vor Wertungsprüfungen am besten abstimmt: Fahrer und Beifahrer sollen gemeinsam und aktiv die Prüfung beginnen, sodass sich eine vertraute Einheit im Team einstellt. Ein gemeinsames „Los“ und das zuverlässige Runterzählen des Beifahrers auf den letzten Metern einer Prüfung bringt viel Sicherheit und Ruhe in den Ablauf. Taucht eine geheime Wertungsprüfung völlig überraschend auf und ist keine Stoppuhr bereit, könne man sich mit lautem Zählen nach Gefühl sehr gut behelfen.
Kompetente Beifahrer reden viel
Der ideale Beifahrer weiß über alle Wertungsprüfungen Bescheid und hat die dazugehörigen Daten wie Typ, Länge, Durchschnittsgeschwindigkeit und Art der Zeitmessung (Lichtschranke/Druckschlauch) im Roadbook oder auf einem Klebezettel eingetragen. Ganz wichtig zu wissen: Wo geht es nach der Prüfung lang? So mancher Beifahrer wusste auf diese Frage des Fahrers nichts zu entgegnen, was zu Unruhe im Cockpit führen kann. Harald Koepke empfiehlt auch die Mitnahme von mehreren Kugelschreibern: Der Beifahrer solle im Roadbook jedes Teilstück als gefahren abzeichnen. Wenn der einzige Schreiber plötzlich verschwunden ist, steige die Unsicherheit.
In der Sanduhrklasse wird ausschließlich mit analogen Uhren gefahren, bei den elektronischen Zeitmessern herrscht freie Auswahl unter den Geräten. Nähert sich eine Prüfung dem Ende, muss sich das Team vorher abgestimmt haben, ob der Beifahrer das Ende durch rauf- oder runterzählen einleitet. Von Zehn auf Null ist einfach, aber wenn der Beifahrer in der Nervosität einfach die Zahlen auf der laufenden Stoppuhr mitbetet, wann ist dann Schluß?
Die Teilnehmer der Sachsen Classic 2017 übten auf dem Sachsenring das Fahren auf Zeit. Eindrücke davon zeigen wir in der Fotoshow.