Sachsen Classic 2015
Das V12-Trio der Sachsen Classic
Bei der Sachsen Classic 2015 fuhren drei Ferrari mit 12-Zylinder-Motoren mit. Wir schauten uns die Renner aus den Jahren 1965, 1967 und 1979 an und sprachen mit ihren Besitzern.
16.08.2015 Michael RassingerFerrari 330 GT (1965)
Mit der Startnummer 75 war Volker Wittig mit Frau Marion in seinem Ferrari 330 GT unterwegs. Der V12-Motor mit 4 Litern Hubraum leistet 300 PS und war mit ein Grund, dass Wittig auf den Wagen aufmerksam wurde:
"Ich war schon immer auf der Suche nach einem solchen Ferrari und habe online gesucht. Da ich Jahrgang '65 bin, fiel mir in den USA ein roter 330 GT aus dem Jahr 1965 ins Auge, den ich schließliche kaufte und nach Deutschland überführen ließ." Volker Wittig erstand den Ferrari, ohne ihn vorher in echt gesehen und gefahren zu haben. Auf den Bildern sah er traumhaft aus, entpuppte sich aber als eine große Baustelle. Die Restaurierung dauerte vier Jahre, führte jedoch dazu, dass der Ferrari erst vor kurzem die Note 1,8 von Classic Data zugesprochen bekam. "Es war ein langer Weg der Restauration und der Ersatzteilbeschaffung, denn fast jedes Teil, das fehlte, mussten wir über Ebay USA suchen und besorgen. Inzwischen sind wir aber sehr glücklich und zufrieden mit dem Wagen. Er macht Spaß; 300 PS von 1965, das ist schon was!"
Der V12-Motor laufe sehr ruhig und habe eine wunderbare Laufkultur, erzählt sein Besitzer. Das Overdrive-Getriebe lässt den Wagen auch bei Autobahnfahrten souverän dahingleiten, denn im vierten Gang wird bei Zuschaltung die Drehzahl reduziert, sodass der V12 absolut sauber und ruhig arbeiten kann. Allerdings stellt Wittig schmunzelnd fest: "Er braucht 30 Liter Benzin, was nicht so optimal ist." Insgesamt sei der Ferrari aber ein wunderschönes Auto, in dem man auch zu viert bequem reisen könne.
Die Restaurierung war sehr aufwendig, weil das komplette Fahrzeug ab der Schwellerhöhe aufgeschnitten werden musst. Dabei wurden die Schweller entfernt, der Unterboden kam bis auf den Rahmen raus, weil alles in den USA zugekittet war. Das Foto des Wagens in der Teilnehmerliste ist das originale Bild, wie der Ferrari verkauft wurde. "Auf dem Bild sieht der Wagen wie eine Eins aus. Es war aber keine Eins, es war eine Fünf." Trotzdem habe sich der Aufwand gelohnt, sagt Volker Wittig zufrieden.
Ferrari 330 GTC (1967)
Zwei Jahre jünger ist der Ferrari 330 GTC aus dem Jahr 1967 von Hans Schlickum, der wie der 330 GT von Volker Wittig mit einem 4 Liter V12-Triebwerk mit 300 PS motorisiert ist.
"Ich hab das Auto von einem Düsseldorfer Ferrari-Händler gekauft, weil einer der Verkäufer in Ruhestand ging und mir seinen Wagen anbot. Es ist ein wunderschönes, klassisches Auto! Mir hat die silberne Farbe gefallen, die für einen Ferrari eher ungewöhnlich ist. Man sieht nicht sofort, dass es ein Ferrari ist." Der Wagen sei sehr zuverlässig, und für die ruinierte Ölwanne bei der letztjährigen Sachsen Classic könne das Auto nichts. Schlickum zögerte nach dem Ausfall seines Ferrari nicht lange und erwarb innerhalb kürzester Zeit einen Trabant, mit dem er die Rallye "etwas untermotorisiert" fortsetzen konnte.
Der V12-Motor schlucke eine Menge Öl und Benzin, aber das dürfe er auch: "Ein Auto, das kein Benzin frisst, ist noch nicht erwachsen." Außer dem jährlichen Ölwechsel betreibt sein Besitzer keine intensiven Wartungsmaßnahmen, denn der Ferrari sei sonst ein "ganz geduldiges Baby".
Der Fuhrpark von Hans Schlickum ist komplett silbern gehalten, aber ein Porsche 356 in weiß sticht heraus. Mit diesem Auto gewann der Krefelder die Shanghai Classic von auto motor und sport China im letzten Jahr. Für die dortigen Straßen sei der 356er auch besser geeignet gewesen als eine Diva wie der 330 GT, der mit dem tiefen Auspuff sicher nicht ins Ziel gekommen wäre.
Ferrari 400 GTA (1979)
Der jüngste V12-Ferrari im Feld ist der GTA 400 von Michael Ernst Linke. Das 1979 gebaute Auto hat 4,8 Liter Hubraum und leistet 317 PS.
"Ich besitze das Fahrzeug seit etwa sechs Jahren, weil ich auch einen 12-Zylinder-Ferrari haben wollte. Ich fahre sonst einen Ferrari California, der natürlich anders fährt als der GTA 400. Es ist schön, dass Autos mit neuester Technik bald autonom fahren werden, aber wir gehen eher in die andere Richtung, wo das Fahren noch Spaß macht." Ein Kriterium für die Anschaffung des GTA 400 war auch der Preis, denn vor wenigen Jahren konnte man das Modell noch für kleines Geld kaufen. Die noch älteren Ferraris waren zu dieser Zeit bereits unerschwinglich. Allerdings gehe der GTA 400 von Linke auch langsam in diese Richtung.
Die Wartung des großen Triebwerks sei jedoch nicht zu unterschätzen: "Ein 12-Zylinder Ferrari mit sechs Weber Doppelvergasern ist immer aufwendig." Der Wagen mache seine Sache aber ausgesprochen gut, denn Linke nahm bereits mehrmals bei der Silvretta Classic und der Paul Pietsch Classic teil.