Sachsen Classic 2014
Horch mal her!
August Horch setzte Maßstäbe im Automobilbau und brachte die Autoindustrie 1904 nach Zwickau. Aus dem Gründungsjahr baut das Horch-Museum in Zwickau nun das Modell 14 - 17 PS Tonneau nach.
05.08.2014 Michael RassingerEiner der großen Pioniere des Automobilbaus war zweifellos August Horch. Der Maschinenbauingenieur arbeitete unter anderem bei Carl Benz in Mannheim, bevor er 1899 in Köln seine eigene Firma gründete und 1901 das erste Modell "Phaeton" vorstellte. Bereits drei Jahre später ging es nach Sachsen, zunächst mit einer Zwischenstation in Reichenbach im Vogtland, ab 1904 dann in Zwickau. Die Ortswechsel sind auch einem finanziellen Aspekt geschuldet: Um das Unternehmen mit Kapital zu versorgen, benötigte Horch Investoren. Diese wollten die Firma aber in ihrer Nähe haben, weshalb Horch auf Wanderschaft ging und 1904 in Zwickau die August Horch & Cie. Motorwagenwerke AG gründete. Der 33-jährige entpuppte sich als Glücksfall für die Stadt, die unter anderem durch den Steinkohlebau reich geworden war. Wohlhabende Bürger interessierten sich für das Automobil und schufen so die Voraussetzung für den Beginn des Autobaus in Zwickau.
Horch erfolgreich bei Zuverlässigkeitsfahrten
Horch konstruierte und baute in Sachsen zahlreiche Modelle, die bei Zuverlässigkeitsfahrten ihre technische Brillanz unter Beweis stellten. Ein Horch mit Aktionär Dr. Rudolf Stöß am Steuer gewann 1906 die bekannte Herkomer-Konkurrenz, eine von Hubert von Herkomer begründete Tourenwagen-Rallye. Trotz dieses Erfolgs verließ August Horch die von ihm gegründete Firma aber bereits 1909 wieder. Unstimmigkeiten mit dem Aufsichtsrat und eine fehlende Entscheidungskompetenz veranlassten ihn zu diesem Schritt, der schließlich zur nächsten Firma, der Audi Automobilwerke GmbH, führte.
Das Zwickauer Horch-Museum besitzt kein Modell aus den Anfangsjahren Horchs in Sachsen. Zwar gibt es einen Horch 10 - 12 PS aus der Reichenbacher Zeit, der aber im Besitz des Deutschen Museums München ist. Daher entschloss sich eine Gruppe begeisterter Autoliebhaber und Mitglieder des Museums-Fördervereins zum originalgetreuen Nachbau eines 14 - 17 PS Tonneau, wie er 1904 die Horch’sche Fabrik verließ und den Beginn des Automobilbaus in Zwickau markiert. Bereits 2011 wurde ein Nachbauprojekt erfolgreich abgeschlossen: Ein Auto Union Typ C, mit dem Bernd Rosemeyer unterwegs war, steht als besonderes Schmuckstück der Ausstellung im Horch-Museum.
Nachbau eines Horch 14 - 17 PS Tonneau
Der Typ 14 - 17 PS Tonneau ist ein offener Wagen für vier Passagiere, von dem 1904/05 insgesamt 52 Stück in den unterschiedlichsten Karosserieausführungen gebaut worden sein sollen. Tonneau steht dabei für den offenen Passagieraufbau. Für das Fahrzeug verwendete Horch einen in Reichenbach entwickelten Vierzylinder-Motor, der bei einem Hubraum von 2,7 Litern zwischen 14 und 17 PS bei 800 bis 1.000 Umdrehungen auf die Kurbelwelle brachte. Damit ließ sich eine Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h erzielen. Der entsprechende Motor steht bereits als Exponat im Horch-Museum. Faszinierend ist in diesem Zusammenhang auch das 3-Gang-Getriebe im Aluminiumgehäuse, das über eine Kupplung mit Lederkonus-Reibkegel Kontakt zwischen Motor und Antriebsachse herstellt.
Dr. Bernd Czekalla, Geschäftsführer des Museumsfördervereins, betont die Besonderheiten des 14 - 17 PS Tonneau. Neben einer Außenbandbremse und Petroleumbeleuchtung sei besonders der rekonstruierte Luftröhrenkühler mit rund 5.200 Messingröhrchen bemerkenswert. Ein Team von 10 bis 12 Konstrukteuren sowie zahlreiche Studenten und Praktikanten werden am Projekt beteiligt sein, dazu engagieren sich viele Firmen ehrenamtlich oder zum Selbstkostenpreis. Der ADAC Sachsen hat seine Unterstützung für den Kühler zugesagt, andere Unternehmen beteiligen sich beispielsweise bei Getriebe und Vorderachse.
Unterstützer für das Horch-Projekt gesucht
Die Fertigstellung des Horch 14 - 17 PS Tonneau wird sich aufgrund der Komplexität des Projekts noch mehrere Jahre hinziehen. Gesucht werden weitere Unterstützer, die sich entweder in Form einer Geldspende oder als Kooperationspartner beim Aufbau des Automobils beteiligen. Nähere Informationen gibt es auf der Webseite des Museums (www.horch-museum.de) und bei Dr. Bernd Czekalla (foerderverein@horch-museum.de).