Sachsen Classic 2013
Sonne, Sachsen und ein Käfer-Cabrio
Er sieht aus wie das blühende Leben: Die saftig grüne Zweifarblackierung strahlt in der Sonne und das offene Dach sowie die heruntergekurbelten Seitenscheiben machen den Käfer aus dem Baujahr 1952 zur einer verlockenden Einladung für eine beschwingte Spätsommertour.
24.08.2013 Dirk JohaeOffen gestanden habe ich in den letzte Wochen immer wieder darüber nachgedacht, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, die Sachsen Classic mit einem nur 25 PS starken Klassiker zu bestreiten. Schließlich weist die insgesamt 621 Kilometer lange Strecke zahlreiche, heftige Steigungen auf: Da sind meine Kindheitserinnerungen von der Rückbank des Käfers unserer Nachbarn, welcher nur mit großer Mühe und letzter Kraft die steile Dorfstraße zu unserem Wohnort erklomm.
Käfer-Zweifel verfliegen im Fahrtwind
Doch schon auf den ersten Kilometer im 1952 bei Karmann in Osnabrück gebauten viersitzigen Cabriolet verfliegen alle Zweifel im Fahrtwind. Der Käfer rollt brav über die Straßen von Zwickau zum Sachsenring und wieder zurück. Dazu brabbelt der luftgekühlte Boxer mit 282 ¾ ccm Inhalt je Zylinder unbekümmert sein Lied. Nur auf der sächsischen Traditionsstrecke bei Hohenstein-Ernstthal mit seinen kurzen und heftigen Anstiegen wirkt der Käfer mangels Mumm kurz wie ein hilflos auf dem Rücken liegendes Insekt.
Der Käfer wird schnell munter
Bergab aber wird er sofort wieder munter und wir holen die verlorene Zeit wieder auf. Leider herrscht auf dem Sachsenring beinahe so viel Verkehr wie in Zwickau oder Chemnitz im Berufsverkehr, so dass uns in der Bergaufpasssagen zu viele Autos überholen, die wir auf im Abwärtsschwung wieder passieren müssen. Die erste Etappe ist aber ohnehin nur der kleine Gruß aus Harald Koepkes Rallyeküche an die 180 Teams als Vorgeschmack auf die kommenden zwei Tagesabschnitte.
Unterwegs im Publikumsliebling
Der Käfer fährt sich nicht nur schön, er ist auch ein Publikumsliebling. Wenn wir die vielen Tausend winkenden Hände passieren, zählen nicht die PS, sondern allein der Promistatus des schicken VW. Alle kennen ihn, alle lieben ihn. Bei den Zwischenstopps gewinnen wir auch die letzten Sympathien, wenn wir zur Demonstration die Winker betätigen: So einfach ist es, Szenenapplaus zu bekommen. Auch die Trabi-Fahrer, die vereinzelt mit ihren Schmuckstücken am Straßenrand stehen, winken unserem Auto zu, als wäre es einer der ihren. Die Ost-West-Verständigung klappt.
Restauriertes Cabriolet
Der VW vom Typ 15 ist zwar restauriert, scheint aber nichts vom ursprünglichen Fahrverhalten eingebüsst zu haben. Dieses über 60 Jahre alte Käfer Cabriolet präsentiert sich jugendlich frisch, weil es mit wahrscheinlich nur drei Vorbesitzern seit 1980 in der Sammlung von Karmann stand. Ein Gastwirt aus Mellrichstadt in Bayern hatte das Cabriolet für 6.950 Mark als Neuwagen gekauft, den er aber nach nur einem Sommer an einen Drogisten in Unterfranken abgab, welcher den kultigen Käfer in Zweifarb-Lackierung über 20 Jahre nutzte. Über einen VW-Händler gelangte das Auto zurück zu der Firma, die es einst mit der Technik der Export-Version gefertigt hatte.