Sachsen Classic 2013

Biene Maja und der Geschäftswagen

Es gibt Autos, die mag jeder. Es gibt Autos, die mag fast keiner. Und es gibt Autos, die arbeiten in ihrem ersten Leben hart und blühen in ihrem zweiten Leben auf. Zwei davon stellen wir vor.

08/2013, Sachsen Classic, 2013, LKW Foto: Kai Klauder 20 Bilder

Ein Mercedes 300 SL hat viele Fans, ein Opel Kapitän oder Manta auch, doch wie sieht es mit den Autos aus, die nicht für den Boulevard, die Rennstrecke oder die Autobahn gebaut wurden, sondern für harte, ehrliche Arbeit? Wie etwa die Startnummern 25 und 43 der Sachsen Classic 2013.

Klein-Lieferwagen von Opel heißt "Geschäftswagen"

Hinter der Nummer 25 verbirgt sich ein Opel Geschäftswagen P4 - die nette Umschreibung für ein Arbeitstier, ein Lieferwagen oder, wie man heute sagen würde: ein Mini-Van. Der "Geschäftswagen" wurde 1939 auf der Basis eines P4 gebaut. Dass er überlebt hat, grenzt an ein Wunder, denn die meisten dieser Autos wurden im Alltagseinsatz verschlissen oder während des fortgeschrittenen Zweiten Weltkriegs eingezogen.

"Den habe ich in einer Zeitung entdeckt - das war sogar die Such+Find", erzählt Uwe Zach, der auch eine familiäre Verbindung zu dem Opel Geschäftswagen P4 hat. "So ein Wagen lief im Betrieb meines Großvaters, den es seit 1903 gibt."
 
2001 hat Zach die Überreste des besonderen Opel P4 in Dresden von einem Elektromeister gekauft. "Das war wirklich Kernschrott, doch wir haben uns an die Arbeit gemacht", erinnert sich Uwe Zach, "3 Jahre hat die Restaurierung gedauert. Zum Glück fanden wir einen patenten Stellmacher. Der war damals schon über 80, hat aber den ganzen Aufbau perfekt hingekriegt."

2004 wurde der Opel zugelassen und ist seither als Präsentationsfahrzeug für Radeberger und den Familien-Getränkebetrieb in Radebeul, den es immer noch gibt, im Einsatz. Nun wird er bei der Sachsen Classic erstmals bei einer Rallye eingesetzt. "Mit seinen 23 PS kommen wir auf 60 km/h, wenn es bergab geht, vielleicht auch mal auf 70 km/h", freut sich Zach.

Biene Maja zeigte 40 Jahre lang, wohin es geht

Ein zweiter Arbeiter ist Startnummer 43, ein Mercedes 170 V Pickup mit ungewöhnlicher Geschichte. "Der hat 40 Jahre lang Dienst auf dem Hamburger Flughafen getan - als Follow me-Car", weiß Rudolf  Broer, der sich vor 2 Jahren in der Klassikstadt Frankfurt in den 170 V verguckt hat. "Der ist zwar etwas knapp geschnitten, aber viel Spaß macht er trotzdem", sagt der 1,96 m große Broer, "und übrigens heißt er bei uns nur Biene Maja."
 
Wie Broer sagt, ist sein 170 V Pick-Up ein ganz seltener. "Der Abschluss der Kabine ist rund, bei den vielen Pick-Ups, die sich damals die Handwerker selbst umgebaut haben, ist da einfach nur eine Kante. Meiner lief dagegen wahrscheinlich schon original als Pick-Up so vom Band."
 
Bei kleinen Rallyes war der Mercedes 170 V schon im Einsatz, doch die Sachsen Classic ist auch für ihn die erste große Aufgabe. "Wir haben keinen Tageskilometerzähler, und der Tacho ist auch nicht gerade präzise, aber mit Leitpfosten und Mitzählen werden wir das schon hinkriegen", freut sich Broer vor dem Start der ersten Etappe. Im Vergleich mit dem Opel Geschäftswagen ist der Mercedes schon fast sportlich motorisiert: 38 PS und 600 Kubik mehr stehen auf dem Papier.
 
Beide Klassiker sind noch bis zum Samstag bei der Sachsen Classic 2013 zu sehen.