Sachsen Classic 2012

Unsere Streckensprecher

Streckensprecher gehören zu einer Oldtimer-Rallye wie Öl in den Motor - ohne sie läuft es nicht rund. Bei der Sachsen Classic 2012 werden die drei Automobil-Experten Johannes Hübner, Andreas Hoffmann-Sinnhuber und Lutz Weidlich live kommentieren.

Foto: Johannes Hübner 10 Bilder

Wenn mehr als 180 Oldtimer auf Sachsens schönsten Straßen unterwegs sind, wollen diese nicht unkommentiert bleiben. Die Streckensprecher der Sachsen Classic sorgen dafür, dass die Zuschauer neben dem optischen Genuss auch akustisch bestens informiert werden.

Johannes Hübner kam über die Ästhetik zum Automobil

Als Sohn eines Arztes war das Auto für Johannes Hübner zwar vorhanden, wurde von elterlicher Seite aber nicht mit Priorität behandelt. Sein Interesse für Automobile erwuchs aus der Freude an schönen und ästhetischen Formen, die viele Fahrzeuge boten. So machte sich der Teenie mit seiner Kamera auf den Schulweg und lichtete dabei diverse Autos ab, deren Negative sich noch heute im großen Oldie-Archiv befinden. Das Hobby wurde für Johannes Hübner irgendwann zum Beruf, denn Experten mit einem tiefgehenden und umfangreichen Wissen sind in der boomenden Oldtimer-Szene immer gefragt. So kommentiert er seit 1982 die wichtigsten Oldtimer-Rennen und feiert damit 2012 bereits sein 30-jähriges Jubiläum. Vor der Sachsen Classic wird er zusammen mit Andreas Hoffmann-Sinnhuber vom 10.-12. August den AvD-Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring moderieren.

Hübner betreibt eine umfangreiche Vorbereitung, um alle Details zu den Fahrzeugen parat zu haben. Meist weiß er sogar noch mehr als die Besitzer selbst. Auch Motor Klassik ist oft eine wertvolle Quelle, wenn es um Details geht. Diese Informationen dann gezielt bei der Moderation einzustreuen, ist eine große Stärke von Johannes Hübner. Eine große Herausforderung beim Event besteht darin, die einfahrenden Fahrzeuge sofort erkennen und vor allem die Teams richtig zuordnen zu können. Handelt es sich tatsächlich um den angekündigten Promi? Ist die Beifahrerin die Ehefrau oder Freundin? Selbst ein Blick auf die letzte aktualisierte Liste kann täuschen, wenn die Besatzung ohne Absprache gewechselt hat.

Normalerweise gehen Johannes Hübner nie die Worte aus. Als er aber die Zieleinfahrt bei der Paul Pietsch Classic 2011 moderierte und plötzlich den hundertjährigen Paul Pietsch für ein kurzes Interview vor dem Mikrofon hatte, schlich sich ein Kloß in den Hals. Ein Stück Automobilgeschichte, die noch vor dem Zweiten Weltkrieg begann, war nun zum Greifen nahe und ließ nicht nur den Moderator ehrfürchtig werden. Da hilft wohl - wie es Johannes Hübner schildert - tatsächlich nur der Gedanke an die Steuererklärung, um den Faden wieder aufnehmen zu können.

Ein Ur-Berliner: Andreas Hoffmann-Sinnhuber

Andreas Hoffmann-Sinnhuber ist eigentlich Radio- und TV-Moderator. In dieser Eigenschaft leiht er seine wohltönende Stimme auch großen Firmen und Institutionen, für die er ein angenehmes akustisches Ambiente schafft. Als Ur-Berliner interessierte sich der Steppke für das, was es in der Familie nicht gab: Autos. Alles, was also mit Verbrennungsmotor auf Rädern unterwegs war, nahm seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Durch die Bekanntschaft mit einem Autohändler während der Studienzeit lernte Hoffmann-Sinnhuber sowohl das Reparieren und Pflegen von Automobilen als auch das Hobby zur Aufbesserung der Kasse zu nutzen. Fachwissen und ölige Finger waren ihm dann auch bei der Restaurierung eigener Oldtimer sehr nützlich.

Die Vorbereitung auf eine Rallye verläuft bei Andreas Hoffmann-Sinnhuber einfach und pragmatisch: Packen, Tanken, Einsatzplan einstecken. Bei der Live-Moderation arbeitet der Oldie-Experte wie ein Schachspieler voraus und hat während des Sprechens schon die nächsten Infos zu den wartenden Fahrzeugen im Kopf. Herausfordernd ist vor allem der 30-Sekunden-Takt beim Start, wenn mehr als 180 Oldtimer vorbeirollen und damit mehr als 180 schlüssige Stories in jeweils eine halbe Minute verpackt werden müssen. Dennoch gingen dem in Nordrhein-Westfallen ansässigen Moderator noch nie die Worte aus.

Streckensprecher der ersten Stunde: Lutz Weidlich

Lutz Weidlich ist ein Motorsport-Enthusiast und Streckensprecher der ersten Stunde: Seit mehr als 50 Jahren ist der gebürtige Leipziger als Sprecher auf Rennstrecken in ganz Deutschland präsent. Wie bei seinen Kollegen Hübner und Hoffmann-Sinnhuber begann die Liebe zum Automobil für Weidlich im Kindesalter, als der Dreijährige sich unter einen elektrischen Oberleitungsbus legte, um den Motor zu suchen. Mit Zwölf lernte er Hans Stuck beim Leipziger Stadtparkrennen kennen und durfte in seinem AFM Platz nehmen.

Kein Weg war zu weit, um Rennautos und ihre Lenker zu sehen. 1957 fuhr Lutz Weidlich mit dem Fahrrad zum Nürburgring, um dort Fangio im Maserati gewinnen zu sehen. Das Interesse und die Kompetenz des Leipzigers zahlten sich schließlich aus: Im Jahr 1961 hatte Weidlich seinen ersten Auftritt als Streckensprecher beim Motorrad WM-Lauf auf dem Sachsenring, dem weitere folgten. Bereits 1967 wurde der Moderator Chef des ADMV-Sprecherteams und ersprach sich seinen legendären Ruf als eine der "Stimmen des Sachsenrings".

Sprechverbot nach Jubel für Westdeutschen

In einer stets verständlichen, bildhaften und emotionalen Sprache riß Weidlich die Zuschauer akustisch in seinen Bann, während auf dem Ring Motorräder und Autos vorbeirasten. 1971 wurde ihm seine Begeisterung zum Verhängnis: Beim Großen Preis der DDR bejubelte er den verdienten Sieg des Westdeutschen Dieter Braun nach Meinung der DDR-Funktionäre so überschwenglich, dass danach Tumulte ausbrachen. Diese "pro-westliche Einstellung" brachte Weidlich ein Sprechverbot ein, der Große Preis der DDR fand 1972 zum letzten Mal als WM-Veranstaltung statt.

Heute ist Lutz Weidlich ein gefragter Streckensprecher für historische Automobil-Veranstaltungen in ganz Deutschland. Sein riesiges Repertoire an Erinnerungen und Geschichten in der Welt des Motorsports ermöglicht ihm, zu nahezu jedem Fahrzeug etwas aus dem Hut zu zaubern. Wichtig sind für ihn vor allem eine deutlich artikulierte Sprache, die alle Zuschauer verstehen können, und die passenden Worte zu den Autos und deren Insassen. Ganz essentiell ist auch eine breite Allgemeinbildung, denn der Experte alleine ist noch kein Garant für informative Unterhaltung.

Die Worte gingen Lutz Weidlich noch nie aus. Nur wenn er wie in Glauchau 2010 beim Schwelgen in Details einen ordentlichen Stau verursacht, kann man ihn dazu bewegen, sich etwas kürzer zu fassen.

Die vollständigen Interviews mit den Streckensprechern finden Sie als PDF-Download auf dieser Seite.