Sachsen Classic 2011

TÜV-Prüfer mit Horch-Genen

Die Verbundenheit der Sachsen mit der Automobilgeschichte wird einem schon vor dem Start der Sachsen Classic gewahr. TÜV-Prüfer Klaus Joachim hat eine enge Verbindung zu Horch.

Sachsen Classic 2011, erste Etappe, Start in Dresden Foto: Kai Klauder 15 Bilder

"Mein Vater war Konstrukteur bei Horch, mein Großvater der erste Taxiunternehmer in Sachsen", erzählt Joachim, "da bin ich natürlich mit dem Automobil und der Technik aufgewachsen." So war die Karriere schon fast vorgezeichnet, denn Joachim folgte seinem Vater und studierte Kraftfahrzeugtechnik.

Konstruktion mit Rechenschieber und Bleistift

Der sympathische Bannewitzer geht zu seinem Audi A3, auch hier ist er August Horch treu geblieben, und holt einige Mappen aus dem Kofferraum. "Seh'n Sie mal", fängt er an, und hält eine Pappkarte in einem Aluminiumrahmen in die Höhe, "das ist der Auto Union-Personalausweis meines Vaters, als er 1932 in der Konstruktionsabteilung arbeitete und Fahrwerke entwickelte."

Wie genau das vor 70 Jahren funktionierte, kann Klaus Joachim genau erklären, er schlägt ein Buch auf: "Das sind die originalen Berechnungen und Zeichnungen meines Vaters Hans zum Wanderer W24", erklärt er und zeigt seitenlange Berechnungen sowie detaillierte Zeichnungen, mit Rechenschieber errechnet Bleistift aufs Papier notiert. "Damals gab es keine Computer, das war eben noch 'ne ganz andere Zeit. da wurden Brems-, Sturzwerte und alles andere noch mit Rechenschieber errechnet."

32 Männer auf dem DKW F5

Und ganz anders wurde auch die Sicherheit überprüft. Joachim zeigt Bilder von dem DKW F5, an dessen Entwicklung mit Schwebeachse sein Vater ebenfalls beteiligt war. "Um die Stabilität des neuen Zentralkastenrahmens zu beweisen, wurde einfach ein Holzgestell am Dach befestigt – und 32 Männer stellten sich darauf. Dann wurde das Auto aufs Dach gelegt und die 32 Männer stellten sich auf den Unterboden." Den so genannten 'Birnenrahmen' hat damals mein Vater mitentwickelt - und der Rahmen wurde in fast unveränderter Form bei DKW F9, F89, AWZ (Automobilwerke Zwickau) P70, Auto Union 1000 und bis zum letzten Wartburg weiterverwendet."

Im Zweiten Weltkrieg wurde Joachims Vater 1943 zwangsverpflichtet und arbeitete bei Junkers in Dessau und Taura. Nach Kriegsende arbeitete Hans Joachim bei der "Vereinigung Volkseigener Betriebe Land Sachsen - Fahrzeugbau Chemnitz". Klaus Joachim erzählt noch weitere Anekdoten von seinem Vater: "Er ist außerdem der geistige Vater des Multicar DK 2002, das steht für 'Dieselkarre, zwei Tonnen Nutzlast, zweiter Typ'". 

Alte Technik begeistert den TÜV-Prüfer

Bei so viel "automobiler Erziehung" war dann auch klar, welchen Beruf der Sohn einschägt, Klaus Joachim wurde  Diplom-Ingenieur der Kraftfahrzeugtechnik. Hier bei der sachsen Classic ist er in seinem Element: "Ach, das ist schon toll, die alte Technik nochmal zu sehen. Gerade die Vorkriegswagen sind höchst interessant - was die Ingenieure sich damals alles einfallen ließen, einfach schön". Zum Abschluss öffnet Joachim die vordere Haube eines Porsche 911 und scherzt: "Na, da ist ja gar kein Motor drin, das geht so aber gar nicht. Da kann ich mein Stempel nicht geben."