Ringbrothers Chevrolet K5 Blazer
900 Prozent Aufschlag
Einst war der K5 Blazer als verkürzter Pickup ein US-Schnäppchen. Dieser hier ist durch zahlreiche Anpassungen ziemlich teuer geworden. Lohnt sich das bei so einem Auto?
04.05.2020 Patrick LangStellen Sie sich vor, jemand möchte Ihnen in 40 Jahren einen VW Fox für 96.500 Euro verkaufen. Das sind 900 Prozent Aufschlag auf den originalen Basispreis. Weil, sagen wir mal, das komplette Interieur mit Blattgold überzogen wurde. Da würden Sie sich vermutlich fragen, wer auf diese bekloppte Idee gekommen ist und dem Blattgold im Geiste eine standesgemäßere Verwendung wünschen. Nun der hier angebotene Chevy K5 Blazer soll 300.000 Dollar kosten, was im Vergleich zum Neupreis aus dem Jahr 1972 (2.500 bis 3.200 Dollar) ebenfalls einer Steigerung von rund 900 Prozent entspricht. Heute läge der Neupreis inklusive Inflation zwar knapp über 20.000 Dollar, doch der Sprung zu 300.000 ist auch in diesem Fall noch ziemlich weit.
Tadelloser Zustand
Worauf wollen wir mit diesem Zahlenspiel hinaus? Es stellt sich die Frage, ob wirklich jemand 300.000 Euro für ein Auto bezahlt, das einst als Schnäppchen bei den Händlern verhökert wurde. Natürlich wurde an diesem Chevy Blazer einiges überarbeitet, und wir schauen uns jetzt an, ob das den sechsstelligen Betrag rechtfertigt. Dass der Blazer aus den Händen der US-Veredler "Ringbrothers" tadellos dasteht, ist erstmal über jeden Zweifel erhaben.
Die Karosserie ist teilweise runderneuert, teilweise ersetzt. Die Haube beispielsweise besteht aus Karbon, die übrigen Teile wurden komplett abgenommen, einmal durchs Säure-Bad gezogen, aufbereitet und neu lackiert. Zudem spendierten die Schrauber aus Wisconsin ein neues Softtop. Allein für diese Maßnahmen gehen schonmal einige Arbeitsstunden ins Land. Den Originalmotor haben die Jungs dagegen nicht mit so viel Aufwand überholt, sondern direkt weggeschmissen.
Großvolumiger V8-Smallblock
Unter der Kohlefaser-Haube sitzt jetzt ein 5,7-Liter-V8 mit 355 PS, gekoppelt an eine Viergang-Automatik von Bowler Performance. Die Kraft geht wahlweise an die Hinterräder oder alle Viere. Am Heck wartet eine Flowmaster Edelstahl-Abgasanlage darauf, die Verbrennungs-Überbleibsel rauszupusten. Das Fahrwerk haben die Ringbrothers nachgestrafft, Bilstein-Dämpfer ersetzen die Originalteile. Abschließend thront der Umbau auf sonderangefertigten 17-Zoll-Felgen mit Geländebereifung.
Für den Innenraum wurde Upholstery Unlimited verpflichtet. Blaues Vinyl und blaue Teppiche schmücken das Interieur, Aluminum-Kippschalter und ein Alpine-Touchscreen-Infotainment finden sich am Armaturenbrett. Die komplette Elektronik wurde erneuert, ebenso die analogen Instrumente, die um einige digitale Komponenten erweitert wurden. Natürlich beinhaltet die Überarbeitung auch eine Hifi-Anlage und eine Klimaautomatik. Alles in allem also ein ziemlich immenser Aufwand und am Ende steht hier im Prinzip ein Neuwagen, der nur 450 Meilen auf der Uhr hat. Für 300.000 Dollar müsste sich allerdings dennoch ein echter K5 Blazer-Liebhaber finden. Mit einem prallen Girokonto.