Retro Classics 2020 Tops & Flops
Schönheit und Grauen in Stuttgart
Die Redaktion hat sich auf der Oldtimer-Messe Retro Classics umgesehen und fand Schönes ebenso wie Schnäppchen oder schreckliche Hütten.
28.02.2020
Daniel Endreß, Hans-Jörg Götzl, Andreas Of-Allinger, Michael Schröder
Foto: A. Of
17 Bilder
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Mein persönlicher Flop auf der Messe ist dieser 82er Mercedes 380 SL für arg teuer empfundene 44.550 Euro. Zunächst verdient er Aufmerksamkeit wegen der seltenen Achtzylinder-Motorisierung und der tollen Farbe Manganbraun-Metallic.
Foto: A. Cremers
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Aber die extrabreiten AMG-Aluräder, dass unpassende Holzlenkrad und der fette Doppelrohrauspuff törnen ebenso ab wie der hohe Preis für dieses aufgebretzelte Gesamtkunstwerk. Hinzu kommt, dass die Angaben zum Auto äußert dürftig sind.
Foto: A. Cremers
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Eine Lancia 2000 Berlina Baujahr 1972 rostfrei aus erster Hand, wird für 9900 Euro in Halle 6 angeboten. Blaue Plüschausstattung, Vorhänge am Heckfenster.
Foto: A. Cremers
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Dazu ist die Limousine mit Frontantrieb, Fünfgang-Getriebe und Vierzylinder-Motor auch technisch liebenswert exotisch. Die vornehme Alternative zur Giulia.
Foto: A. Cremers
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Mein Favorit für den kleinen Geldbeutel ist dieser Ford Sierra 2.0 CLX Baujahr 1990 aus erster Hand für nur 3600 Euro. Die trotz ihrer immerhin 174 000 km überaus gepflegte Stufenheck-Limousine verfügt über die Topmotorisierung 2.0 DOHC mit 120 PS, der kettengetriebene Motor könnte einem Lotus zur Ehre gereichen. Die original RS-Felgen nehmen ihm das Spießige.
Foto: A. Cremers
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Peter Michaely: Ich muss ihn knuddeln, diesen Mitsubishi L 300! Unmittelbar nach meiner Führerscheinprüfung 1990 war er das erste Auto, das ich hochoffiziell selbst fuhr. Es stammte aus dem Fuhrpark des elterlichen Handwerksbetriebs. Leider nicht zu verkaufen, aber zu bewundern in Halle 7!
Foto: P. Michaely
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Peter Michaely: Hässlich, hässlicher, Hummer! Bevor dieses Auto zum Klassiker wird, bin ich hoffentlich in Rente. Ich appelliere an den guten Geschmack: Old- und Youngtimer brauchen Stil und Charme, keine Macho-Mentalität.
Foto: P. Michaely
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Michael Schröder: Es ist jedes Mal das Gleiche, sobald ich einen Lancia Stratos erblicke - Herzrasen. Der Stratos war schon immer MEIN Auto, erst recht als Gruppe 4-Rallye-Monster aus dem Jahr 1974 in dieser einmaligen Alitalia-Lackierung.
Foto: M. Schröder
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Dass dieses Exemplar in Halle 1 auch noch ein Auto von Sandro Munari ist, macht die Sache nicht leichter. Zu haben für den Gegenwert eines Einfamilienhauses - und angeblich auch schon so gut wie verkauft.
Foto: M. Schröder
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Michael Schröder: Der Porsche-Hype und seine Auswüchse, oder: Ob sich jemand ernsthaft für diesen leider sehr desolaten 912 interessiert hat, war nicht herauszufinden.
Foto: M. Schröder
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Immerhin soll das Auto aus eigener Kraft in die Halle gerollt sein, und das Getriebe soll geräuschlos schalten. Na gut, so kann man die Sache natürlich auch sehen. Netter Hinweis: Die Bremsen müssten überarbeitet werden. Aha. Der Preis: 23.900 Euro. Gesehen in Halle 8.
Foto: M. Schröder
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Hans-Jörg Götzl: Porsche 356 Speedster, 1957, restauriert und leicht modifiziert, wunderbar leuchtendes Aquamarinblau, wirklich perfekt gemacht bis in den letzten Winkel, gesehen am Stand von Ande Votteler in Halle 1. Preis? Fragen Sie besser nicht, dafür gibt es im Speckgürtel von Stuttgart schon ein renovierungsbedürftiges Haus: eine halbe Million Euro. Angesichts der wirklich beeindruckenden Qualität auch gerechtfertigt.
Foto: Hans-Jörg Götzl
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Hans-Jörg Götzl: Indian Scout 101, 750 ccm V2, 1930 nach Italien ausgeliefert mit europäischem Sportlenker. Absoluter Originalzustand, Originallack, fahrbereit. 39.000 Euro sind für diesen faszinierenden Zeitzeugen sicher nicht zu viel, im Winter macht die Indian im Wohnzimmer eine gute Figur. Gesehen in Halle 3 am Stand von Hubert Fehrenbach.
Foto: Hans-Jörg Götzl
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Andreas Of mag den Porsche 924, speziell als Turbo. Die filigranen Räder, die Zweifarbenlackierung und die Lufteinlässe geben subtile Hinweise auf den starken Motor in der schlanken Karosserie. Ein KKK-Lader pustet den Vierzylinder auf 170 PS. Zusätzliches Plus: Targadach, Nadelstreifen-Sitzbezüge, nur 85.000 Kilometer, erste Hand, frisch restauriert. Kostet leider turbomäßige 29.000 Euro.
Foto: A. Of
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Andreas Of: Ich mag originale Autos in gutem Zustand. Dieser Mercedes-Benz W108 ist weder original noch gut: Tönungsfolie in den hinteren Fenstern, pickliger Chrom, rostige Schweller und Türen. Dem Preis nach müsste der Zustand irgendwo bei 2 liegen: 14.900 Euro will der Händler haben.
Foto: D. Endreß
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Daniel Endreß: Ist der nicht schön? Dieser Chevrolet Camaro Z28 von 1980 strahlt doch mit seinem Auftritt in knallgelb pure Lebensfreude aus. Für 26.000 Euro bekommt man diese Heckschleuder mit 5,7-Liter-V8 (234 PS), 68.000 Meilen auf dem Tacho und Viergang-Schaltgetriebe. Da steige ich direkt ein.
Foto: A. Of
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Daniel Endreß: Die mazedonisch-deutsche-Koproduktion ZAS TC20 ist ein restaurierter Fiat 500 mit Elektroantrieb und angeschraubter Abarth-Stoßstange. Elektroflitzer im Retro-Look sind schön und gut, aber muss man dafür wirklich einen Klassiker verbasteln? Zumal die nächsten Projekte des Unternehmens sich auch Minis und alten Elfern widmen sollen.
Foto: A. Of
Alf Cremers: Lancia Berlina und Mercedes SL
Foto: A. Cremers
Alf Cremers empfiehlt eine Lancia 2000 Berlina.
Eine Lancia 2000 Berlina Baujahr 1972 rostfrei aus erster Hand, wird für 9900 Euro in Halle 6 angeboten. Blaue Plüschausstattung, Vorhänge am Heckfenster. Dazu ist die Limousine mit Frontantrieb, Fünfgang-Getriebe und Vierzylinder-Motor auch technisch liebenswert exotisch. Die vornehme Alternative zur Giulia.
Mein persönlicher Flop auf der Messe ist dieser 82er Mercedes 380 SL für arg teuer empfundene 44.550 Euro. Zunächst verdient er Aufmerksamkeit wegen der seltenen Achtzylinder-Motorisierung und der tollen Farbe Manganbraun-Metallic. Aber die extrabreiten AMG-Aluräder, dass unpassende Holzlenkrad und der fette Doppelrohrauspuff törnen ebenso ab wie der hohe Preis für dieses aufgebretzelte Gesamtkunstwerk. Hinzu kommt, dass die Angaben zum Auto äußert dürftig sind.
Daniel Endreß: Smallblock-V8 statt Akkupack
Ist der nicht schön? Dieser Chevrolet Camaro Z28 von 1980 strahlt doch mit seinem Auftritt in knallgelb pure Lebensfreude aus. Für 26.000 Euro bekommt man diese Heckschleuder mit 5,7-Liter-V8 (234 PS), 68.000 Meilen auf dem Tacho und Viergang-Schaltgetriebe. Da steige ich direkt ein.
Die mazedonisch-deutsche-Koproduktion ZAS TC20 ist ein restaurierter Fiat 500 mit Elektroantrieb und angeschraubter Abarth-Stoßstange. Elektroflitzer im Retro-Look sind schön und gut, aber muss man dafür wirklich einen Klassiker verbasteln? Zumal die nächsten Projekte des Unternehmens sich auch Minis und alten Elfern widmen sollen.
Hans-Jörg Götzl: eine Indian fürs Wohnzimmer…
Foto: Hans-Jörg Götzl
Diese Indian würde sich Hans-Jörg Götzl ins Wohnzimmer stellen.
Indian Scout 101, 750 ccm V2, 1930 nach Italien ausgeliefert mit europäischem Sportlenker. Absoluter Originalzustand, Originallack, fahrbereit. 39 000 Euro sind für diesen faszinierenden Zeitzeugen sicher nicht zu viel, im Winter macht die Indian im Wohnzimmer eine gute Figur. Gesehen in Halle 3 am Stand von Hubert Fehrenbach.
…und ein Porsche zum Hauspreis
Porsche 356 Speedster, 1957, restauriert und leicht modifiziert, wunderbar leuchtendes Aquamarinblau, wirklich perfekt gemacht bis in den letzten Winkel, gesehen am Stand von Ande Votteler in Halle 1. Preis? Fragen Sie besser nicht, dafür gibt es im Speckgürtel von Stuttgart schon ein renovierungsbedürftiges Haus: eine halbe Million Euro. Angesichts der wirklich beeindruckenden Qualität auch gerechtfertigt.
Peter Michaely fährt lieber Bus als Hummer
Foto: P. Michaely
Peter Michaely findet einen bodenständigen L300 besser als einen protzigen Hummer.
Ich muss ihn knuddeln, diesen Mitsubishi L 300! Unmittelbar nach meiner Führerscheinprüfung 1990 war er das erste Auto, das ich hochoffiziell selbst fuhr. Es stammte aus dem Fuhrpark des elterlichen Handwerksbetriebs. Leider nicht zu verkaufen, aber zu bewundern in Halle 7!
Hässlich, hässlicher, Hummer! Bevor dieses Auto zum Klassiker wird, bin ich hoffentlich in Rente. Ich appelliere an den guten Geschmack: Old- und Youngtimer brauchen Stil und Charme, keine Macho-Mentalität.
Andreas Of: Turbo fürs Herz und ein Benz zum Gruseln
Foto: A. Of
Erreichbarer Traum: Andreas Of mag den Transaxle-Turbo.
Ich mag den Porsche 924, speziell als Turbo. Die filigranen Räder, die Zweifarbenlackierung und die Lufteinlässe geben subtile Hinweise auf den starken Motor in der schlanken Karosserie. Ein KKK-Lader verhilft dem Vierzylinder zu 170 PS. Zusätzliches Plus: Targadach, Nadelstreifen-Sitzbezüge, nur 85.000 Kilometer, erste Hand, frisch restauriert. Kostet leider turbomäßige 29.000 Euro.
Ich mag originale Autos in gutem Zustand. Dieser Mercedes-Benz W108 ist weder original noch gut: Tönungsfolie in den hinteren Fenstern, pickliger Chrom, rostige Schweller und Türen. Dem Preis nach müsste der Zustand irgendwo bei 2 liegen: 14.900 Euro will der Händler haben.
Michael Schröder: Stratos-Herzrasen und Porsche-Hype
Foto: M. Schröder
Michael Schröders Herz rast beim Anblick dieses Stratos.
Der Porsche-Hype und seine Auswüchse, oder: Ob sich jemand ernsthaft für diesen leider sehr desolaten 912 interessiert hat, war nicht herauszufinden. Immerhin soll das Auto aus eigener Kraft in die Halle gerollt sein, und das Getriebe soll geräuschlos schalten. Na gut, so kann man die Sache natürlich auch sehen. Netter Hinweis: Die Bremsen müssten überarbeitet werden. Aha. Der Preis: 23.900 Euro. Gesehen in Halle 8.
Es ist jedes Mal das Gleiche, sobald ich einen Lancia Stratos erblicke – Herzrasen. Der Stratos war schon immer MEIN Auto, erst recht als Gruppe 4-Rallye-Monster aus dem Jahr 1974 in dieser einmaligen Alitalia-Lackierung. Das dieses Exemplar in Halle 1 auch noch ein Auto von Sandro Munari ist, macht die Sache nicht leichter. Zu haben für den Gegenwert eines Einfamilienhauses – und angeblich auch schon so gut wie verkauft.