Renault 4 GTL im Fahrbericht

Der Dauerbrenner unter den Ultrakompakten

Dank herausragendem Federungskomfort und einer Länge von 3,70 Metern gilt der Renault 4 noch heute als City-Express. Auch das letzte Modell von 1983 hat viele sympathische Eigenarten bewahrt.

Renault 4 GTL, Frontansicht Foto: Hans-Dieter Seufert 19 Bilder

Wie seine direkten Survival-Kollegen Austin Mini, Citroën 2CV und VW Käfer besitzt auch der Renault 4 einige zum Teil sehr markante und vor allem modelltypische Technikdetails, die den ultrakompakten Kombi so liebenswert machen und uns regelmäßig in die 60er-Jahre zurückversetzen.

Da gibt es beim Renault 4 GTL das unbeladen stets hoch stehende Wagenheck, die wie beim Jaguar E-Type nach vorn kippbare Motorhaube, den vom 2CV inspirierten Revolvergriff- Schalthebel im Armaturenbrett, vier seitliche Schiebefenster, in Mulden versteckte Innentürgriffe und schließlich die große Belüftungsöffnung unter der rechteckigen Windschutzscheibe, die bis zum zweiten Facelift von 1975 mit einer markanten Blechklappe versehen war.

Und wie vor 52 Jahren senkt sich der weich gefederte Renault 4 GTL beim Belasten des Fahrersitzes geschmeidig zur Seite und streckt uns tatendurstig seinen Schalthebel entgegen. Das inzwischen moderne Sicherheitslenkrad befindet sich wie eh und je nur wenige Zentimeter hinter der steil stehenden Windschutzscheibe. Nur der 1983 eingeführte schwarze Instrumentenkasten mit Rundtacho und einer Fülle von Warnlämpchen stört etwas die Wiedersehensfreude. Doch mit dem Starten des 34 PS starken Elfhunderters und nach den ersten Fahrkilometern stellt sich wieder das originale R4-Gefühl ein: souveränes, äußerst komfortables Gleiten, das ein durchzugskräftiger Motor mühelos unterstützt. Das altbekannte Vor und Zurück des robusten Schalthebels mit präzisen Druckpunkten beim Einrasten der Zahnräder ist schnell wieder erlernt und bereitet ebenfalls großen Spaß. Sogar Überholen auf Landstraßen ist mit der Sturzbombertaktik – Beschleunigen auf der rechten Spur und dann links raus – manchmal möglich.

Schnelles Kurvenfahren meistert der kleine Kombi wie die Ente mit abenteuerlichen, aber harmlosen Schräglagen. Was den Renault 4 dennoch vom großen Konkurrenten unterscheidet: Er wirkt technisch einfach eine Spur erwachsener. Außerdem ist der R4 zumindest ab 1971 mit seinem 34 PS starken Vierzylinder dem modernen Straßenverkehr etwas besser gewachsen.

Radstand im Renault 4 variiert von links nach rechts um fünf Zentimeter

Die relativ hohe Sitzposition, die praktische, bis zum Wagenboden reichende Heck klappe, die ausbaubare Rückbank, der geringe Benzinverbrauch und seine millionenfach bewährte, gut zugängliche Frontantriebsmechanik prädestinieren den Renault 4 zum tüchtigen, innerstädtischen Alltagsklassiker. Er war der unkomplizierte Nissan Qashqai der 60er- und 70er-Jahre. Sogar Technikfreaks kommen im R4 auf ihre Kosten. So sitzt das Getriebe vor dem in Längsrichtung eingebauten Motor. Die Vierzylindermaschinen mit 845 und 1.108 Kubikzentimetern verfügen über nasse Zylinderlaufbuchsen und einen Zylinderkopf aus Leichtmetall. Und was sonst wirklich keiner hat: Der Radstand des mit Einzelradaufhängung glänzenden R4 variiert von links nach rechts um satte fünf Zentimeter. Ursache sind die platzsparenden, vor den Hinterrädern quer eingebauten Drehstabfedern. Doch keine Bange: Der Renault 4 GTL fährt tadellos geradeaus.