Reformbedarf am Nürburgring

Verbesserungspotential beim 24h-Rennen

Marcus Schurig behauptet, dass das 24h-Rennen auf dem Nürburgring eine großartige Zukunft hat. Doch um das Potenzial voll auszuschöpfen, muss der Veranstalter einige heiße Eisen anpacken.

24h-Nürburgring, Zuschauer, Start-Ziel-Bereich Foto: BR-Foto, Rossen Gargolov 21 Bilder

Das 24h-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife ist nicht nur das größte Autorennen der Welt, sondern auch die beste deutsche Motorsportveranstaltung. Ich denke, dieser Aussage werden all jene zustimmen, die die Sache vorurteilsfrei betrachten. Das nationale und internationale Gewicht dieses einzigartigen Rennens ließe sich jedoch enorm steigern, wenn ein paar Stellschrauben endlich angepackt würden. Die Liste möglicher Verbesserungen ist lang. Es geht hier nicht darum, dem Veranstalter Versäumnisse vorzuhalten – sondern darum, das Verbesserungspotenzial aufzuzeigen.

Termin, Startzeit, Überschneidung

Wenn das 24h-Rennen seine Fan-Basis nicht verlieren will, muss dringend ein anderer Termin gefunden werden. Eine Verschiebung in den Juni oder noch besser in den Juli würde von allen Beteiligten im Fahrerlager und den Fans maximal begrüßt werden. Das wird nicht einfach, aus Gründen der Organisation oder wegen Konfliktpotenzial im internationalen Rennkalender. Dennoch: Wenn dieser Event weiter wachsen will und soll, dann brauchen wir einen Termin im Sommer. Dann regnet es wenigstens warm, und nicht kalt.
Die Startzeit um 17.00 Uhr war ein Witz, und die Gründe dafür sind hanebüchen: Die ARD hatte die Startzeit durchgedrückt, mit dem Versprechen, im Anschluss an die DTM-Live-Coverage aus Brands Hatch und auch am Montag über das 24h-Rennen zu berichten. Sechs Wochen vor der Veranstaltung wurde die Zusage zurückgezogen. Merke: Die Bedürfnisse der Kunden – Teams und Fans – sollten mehr zählen als halbgare Versprechungen.
Alle im deutschen Motorsport involvierten Parteien müssen darauf hinarbeiten, dass dem 24h-Rennen ein Platz zugestanden wird, der sich nicht mit der DTM überkreuzt – das kann ja wohl nicht so schwierig sein! Auch eine Überschneidung mit Le Mans wäre absolut kontraproduktiv.

Die Balance Groß gegen Klein

Langfristig muss verhindert werden, dass die kleinen Fahrzeugklassen zur Staffage für die Werkseinsätze werden. Niemand kommt zum Ring, um ein Schaulaufen von 30 GT3-Wagen zu sehen, so aufregend das auch sein mag. Die Reduzierung der maximalen Starterzahl hat auf der Rennstrecke zwar eine Entschärfung gebracht, aber man sollte nicht immer nur auf die Bedürfnisse der großen Teams eingehen, sondern auch mal mit Vertretern der kleinen Fahrzeugklassen reden. Auch die haben eine Menge zu erzählen ...
Um die Diskussionen, welche Fahrzeugklasse die Top-Kategorie stellen soll und wie schnell sie fahren darf, kommen wir leider auch nicht herum. Die GT3-Wagen fahren mittlerweile mit extrem viel Abtrieb, der Rest des Feldes fast ohne. So entsteht ein Konfliktpotenzial auf der Rennstrecke. Die These lautet: Die GT3-Autos sind viel zu schnell geworden – was zwangsläufig die Vertreter der kleinen Klassen in die Abwanderung treiben könnte. Hier geht es auch um die Sicherheit und den Frieden auf der Rennstrecke.

Entrümpelung des Reglements

Eine Überarbeitung des Reglements ist angezeigt. Die Zeitwertung der Rennunterbrechung war aus sportlicher Sicht nicht in Ordnung, aus internationaler Sicht sogar eine Farce. Die Rennhälften hätten addiert werden müssen. Auch sonst gibt es Reformbedarf: Fans und Medien sollten wissen, wer gerade im Auto sitzt – die Individual Driver Identification ist internationaler Standard!
Und wo wir gerade dabei sind: Es kann nicht angehen, dass Piloten auf dem Siegerpodest jubeln, die gar nicht gefahren sind. In der VLN muss jeder Pilot am Rennen teilgenommen haben, sonst bekommt das Team eine Drei-Minuten-Strafe verpasst. Das ist kein Hexenwerk, sondern ein Gebot der Logik.