RB26DETT kehrt zurück
Nissan legt legendären Motor neu auf
Ohne diesen Motor wäre der Skyline GT-R wohl nie die Autolegende geworden, die er heute ist. Nun bietet Nismo Heritage den RB26DETT wieder an. In Einzelteilen und zu vertretbaren Preisen.
02.04.2019 Thomas HarloffSechs Zylinder in Reihe, 2,6 Liter Hubraum, doppelte Turboaufladung, 280 PS: Die reinen Daten im Serienzustand sind es nicht unbedingt, die Nissans RB26DETT zum Motoren-Mythos machen. Was aber auch an der freiwilligen Leistungsbeschränkung liegt, die sich die japanischen Hersteller damals, von den Achtzigern bis hinein in die frühen Nullerjahre, auferlegt haben. Wobei nicht nur Japan-Experten wissen, dass der RB26DETT leistungsmäßig in Wahrheit deutlich nach oben streute.
Bekannt aus Film und Fernsehen
Doch selbst die kolportierten bis zu 330 Werks-PS alleine waren nicht gerade der Stoff, aus dem damals Autoträume gestrickt waren. Nein, seinen legendären Ruf hat sich der Motor auf andere Art erworben. Einerseits, weil er drei Generationen des Nissan Skyline GT-R befeuert hat. Zwischen 1989 und 2002 hat er sich im Bug des R32, R33 und R34 breitgemacht. Stufenheck-Coupés, die zwar nur in Japan offiziell angeboten wurden, aber dank der Filmreihe „Fast and Furious“ und Rennspiel-Simulationen wie der „Gran Turismo“-Serie einen weltweiten Siegeszug angetreten haben. Das wiederum hat zu einem Tuning-Hype geführt, bei dem der RB26DETT nicht selten auf das Doppelte oder Dreifache seiner Serienleistung gebracht wurde. Selbst 1.000-PS-Exemplare sind bekannt. Und der Motor machte das PS-geschwängerte Spiel meist klaglos mit.
Nicht nur die Kino-, Videospiel- und Tuning-Jünger, sondern die gesamte, als sehr enthusiastisch bekannte Japaner-Szene dürfte sich über folgende Nachricht freuen: Dank Nismo Heritage kehrt der Motor nun zurück. Zwar nicht komplett: Das jahrelang aufgelegte Crate-Engine-Programm, in dessen Rahmen RB26DETT-Motoren für mittlere fünfstellige Dollar-Beträge angeboten wurden, existiert nicht mehr. Dafür können Interessenten Einzelteile des Triebwerks für deutlich günstigere Tarife erstehen.
Motorblöcke und Zylinderköpfe als Neuteile
Der Standard-Grauguss-Motorblock für R32, R33 und R34-GT-Rs zum Beispiel ist für 170.000 Yen (aktuell gut 1.360 Euro) erhältlich. Ein verstärkter, als N1 bekannter Block für R33 und R34, der mehr Power verträgt, kostet 300.000 Yen (über 3.400 Euro). Einen Aluminium-Zylinderkopf gibt es für 187.000 Yen (etwa 1.500 Euro). Hinzu kommen schon länger angebotene Teile wie Kurbelwellen, Kolben und Pleuel, Kraftstoffpumpe, Filter und Dichtungen. Damit dürfte der Nismo-Teilekatalog endgültig zur Bibel für Fans japanischer Automobil- und Tuning-Kultur werden.
So dürfte die Legende um diesen Motor weiterleben. Und die kommt nicht von ungefähr, denn der RB26DETT-Vierventiler war seinerzeit ein echtes Stück Ingenieurskunst – und ist dies auch aus heutiger Sicht. Einerseits durch die Keramik-Turbolader vom Typ Garrett T28, die dem Reihensechser mächtig einheizen. Andererseits durch seine sechs Einzeldrosselklappen. Eine aufwändige Konstruktion, die in der Autoindustrie aus Kostengründen nur selten angewendet wurde, aber echte Vorteile in Sachen Ansprechverhalten bot.
RB26DETT: Der Name aufgeschlüsselt
Und wer jetzt immer noch rätselt, warum das Ding RB26DETT heißt: RB heißt die zwischen 1985 und 2004 produzierte Motorenfamilie. 26 beschreibt den Hubraum. D steht für „Dual overhead cams“, also doppelte obenliegende Nockenwelle. E bezeichnet die elektronische Kraftstoffeinspritzung, TT die Twin-Turbos. Und die von dieser Erklärung gelangweilten Experten schauen sich bestimmt schon längst die GT-R- und RB26DETT-Bilder in unserer Fotoshow an. Es lohnt sich.