Puma GT
Brasiliens Porsche der 70er
Den Puma GT kennt heute kaum jemand. Wir erzählen die Geschichte des brasilianischen Sportwagens mit Käfer-Technik.
13.11.2024 Andreas Of-AllingerEinen Puma GT gab es schon im Dezember 1966: Der brasilianische DKW Malzoni GT hatte leichte Änderungen und einen neuen Namen bekommen. Aus der Taufe gehoben hatte den kleinen Sportwagen mit Zweitaktmotor der Anwalt, Rennfahrer und Zuckerrohrfarmer Genaro "Rino" Malzoni.
Fittipaldis Beinahe-Sieg im Malzoni GT
Sein GT, ein kleiner Sportwagen mit 60 PS aus einem Einliter-Zweitakt-Dreizylinder, sorgte 1966 bei der "Mil Milhas" für Aufsehen: Jan Balder und Emerson Fittipaldi lagen bei der brasilianischen Variante der Mille Miglia bis zur drittletzten Runde in Führung. Technische Probleme zwangen das Duo an die Box, und trotzdem konnten sie das Rennen auf Platz drei beenden.
Käfer Coupé aus Brasilien
Die Technik kam von der VEMAG (Veículos e Máquinas Agrícolas S.A.), die in Brasilien DKW in Lizenz baute. Nachdem VW do Brasil 1967 VEMAG übernommen hatte, endete die DKW-Produktion und Malzoni stieg auf Käfer-Fahrgestelle um. Eine radikale technische Änderung, denn mit dem Wechsel vom Dreizylinder-Zweitakt-Frontantrieb zum luftgekühlten Boxermotor im Heck drehte sich das Antriebslayout um 180 Grad. Entsprechend änderte sich das Design vom Mini-Ferrari zu einem flachen Heckmotor-Faustkeil.
Puma GT im auto motor und sport Test
Karl Ludvigsen testete für auto motor und sport 8/1971 das Exportmodell Puma GTE: "Der Puma ist Brasiliens Corvette, Porsche, Jaguar, Mustang und Ferrari – alles in einem." Ein Versprechen, das auf den ersten Blick mit einem getunten Käfer-Motor nur schwer einzuhalten ist. Doch der Zweitürer schlug sich wacker: "Selbst mit dem niedrig verdichteten 70-PS-Motor der brasilianischen Ausführung kommt die Beschleunigung des Pumas der des 914/4 recht nahe: Er benötigt 13,8 s von 0-100 km/h."
Ludvigsen lobte die direkte Lenkung und das Fahrverhalten des brasilianischen Sportwagens: "Ausgerüstet mit Pirelli Cinturato-Reifen ließ sich der GTE weitgehend neutral durch alle Kehren fahren"
Preise und Stückzahlen
Der Puma GT 1500 kostete laut der Seite pumadobrasil.de 5.135 Real, ein VW Käfer 2.625 Real und ein Karmann Ghia 3.910 Real. Ab November 1968 baute die Firma in Sao Paulo den Puma GT. Im ersten Jahr waren es noch 151 Exemplare, im Jahr darauf fast doppelt so viele: 272. Erfolgreichstes Modell war der GT, von dem Puma zwischen 1970 und 1980 insgesamt 8.705 Exemplare baute. Weitere 7.828 GTS entstanden von 1973 bis 1980, dazu kamen 1.751 GTC-Cabrios.
Ab 1976 war der VW Brasilia die neue Basis für den Puma GT. Von außen ist dieses Modell am geänderten Heck mit nach innen geneigter Heckscheibe zu erkennen. Das
Armaturenbrett enthält fünf Instrumente, darunter Anzeigen für Öldruck und Öltemperatur. Die wichtigsten Märkte für den Puma GT waren Guatemala, die USA und Südafrika. Dort entsteht 1973 eine eigene Puma-Fertigung, doch schon 1974 ist das Unternehmen wieder pleite. Der niederländische Ingenieur Jack Wijker sichert sich die Konkursmasse, importiert zunächst Puma aus Brasilien. Als dort die Produktion endet, kauft er die Formen für die Karosserieteile und baut eine kleine Produktion in Südafrika auf. Dort kostete ein GT 1600 im Jahr 2014 umgerechnet 13.000 Euro.