Auktion Porsche Typ 64 Berlin-Rom-Wagen beendet
Dieser Porsche ist kein Porsche - und bleibt ohne Käufer
RM Sotheby's hat versucht, einen Porsche Typ 64 zu versteigern. Den Stromlinien-Wagen auf Volkswagen-Basis hat Ferdinand Porsche 1939 gebaut. Man ging von einem enorm hohen Preis aus. Aber der Porsche, der streng genommen kein Porsche ist, fand keinen Käufer.
18.08.2019 Gerd Stegmaier, Gregor HebermehlDer Wagen sollte auf der Monterey Car Week (15. bis 17. August) in Kalifornien als Höhepunkt einer Versteigerung einen neuen Eigentümer finden. Der Typ 64 auf Käfer-Basis ist auch als Berlin-Rom-Wagen bekannt: Er war für das 1.500 Kilometer lange Rennen von Berlin nach Rom gedacht. Das Rennen fand allerdings nie statt, weil Wochen vor dem geplanten Start der Zweite Weltkrieg anfing.
Porsches erster Sportwagen?
Mit dem Typ 64 wollte Professor Ferdinand Porsche zeigen, was in der Käfer-Basis steckte – und nebenbei seinen Traum vom Sportwagen realisieren. Also tunte er den Viertakt-Boxermotor auf 32 PS und ließ bei Reutter drei windschlüpfige Aluminium-Karosserien dengeln. Die Räder waren voll verkleidet. Viel Platz war in der schmalen Kanzel nicht, dafür soll die Höchstgeschwindigkeit bei 160 km/h gelegen haben. Kaum war das erste Auto fertig, marschierte Deutschland in Polen ein, der Krieg begann und aus dem Berlin-Rom-Rennen wurde nichts.
Typ 64 – von Porsche konstruiert, aber ohne Schriftzug
Ein zweiter Berlin-Rom-Wagen wurde im Dezember 1939 gebaut, im Juni 1940 entstand ein dritter – aus dem Chassis des mittlerweile verunfallten ersten Typ 64. Dieses Auto nutzten Ferry und Ferdinand Porsche als Familien- und Versuchswagen. Es kam auch mit nach Gmünd. Ein Jahr später wurde der Typ 64 dort restauriert und bekam vielleicht dabei schon von Ferdinand oder Ferry Porsche den Porsche Schriftzug verpasst. Berechtigterweise irgendwie. Schließlich geht der Typ 64 ja eindeutig auf Porsche zurück. Aber es ist eben kein Fahrzeug des Autoherstellers Porsche, sondern des Konstrukteurs Porsche, das den Schriftzug dementsprechend bei seiner Entstehung noch nicht trug – den gab es damals schlicht noch nicht.
Der 356 Roadster Nr. 1 ist der erste Porsche
Der erste echte Porsche Sportwagen ist der 356 Roadster Nr.1 mit Mittelmotor, der nicht umsonst die Zusatzbezeichnung Nr.1 trägt und heute im Porsche-Museum steht. Auf ihn bezieht sich das legendäre Zitat von Ferry Porsche: „Am Anfang schaute ich mich um, konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht finden. Also beschloss ich, ihn mir selbst zu bauen“.
1948 hat Porsche den 356 Roadster No. 1 beim Innsbrucker Stadtrennen präsentiert. Mit dabei war auch der Typ 64. Wohl eher aus Gründen der Selbstdarstellung – als Autobauer wollte man wohl nicht mit nur einem Auto auftreten. Spätestens hier war dann der neue Porsche-Schriftzug auf dem Typ 64 öffentlich sichtbar – auf einem neun Jahre alten Auto. Das dürfte auch das Auktionshaus bewogen haben, den Typ 64 zunächst als ersten Porsche zu versteigern, schließlich ist er deutlich älter als der 356.
Damit war Porsche nicht einverstanden. Denn laut Porsche ist aber der erste Wagen, der den Porsche Schriftzug erhalten hat, der 356 „Nr. 1“ Roadster. Mit Erlangen der allgemeinen Betriebserlaubnis am 8.6.1948 sei der Porsche-Schriftzug auf dem 356 „Nr. 1“ Roadster vermerkt. Der Typ 64 trage den Schriftzug erst seit dem „Stadtrennen Innsbruck“ am 11.7.1948 auf der Fronthaube – also erst einen Monat später.
Während dieser Präsentation in Innsbruck fuhr der Rennfahrer und Unternehmer Otto Mathé den Typ 64. Der gefiel ihm so gut, dass er ihn ein Jahr später kaufte, bei einigen Rennen einsetzte und bis zu seinem Tod 1995 behielt.
Nicht nur Porsche steigert nicht mit
Zwei Jahre später übernahm Porsche-Spezialist Thomas Gruber das Auto. Nun der Versteigerungsversuch für Los Nummer 362. Im Vorfeld schlugen die Wellen hoch, einige Spekulationen gingen von einem Preis von über 20 Millionen Dollar aus. Erfahrene Auktionsbesucher waren wiederum skeptisch, ob der Typ 64 diesen hohen Wert erzielen kann. Der Auktionator versuchte alles: Zuerst gaukelte er dem staunenden Publikum einen Einstiegspreis in Höhe von 30 Millionen Dollar vor, der sich angeblich durch Gebote in Zehn-Millionen-Dollar-Schritten erhöhte. Immer mehr Auktionsgäste wunderten sich, bei 70 Millionen Dollar waren die Zweifel allgegenwärtig. Der Auktionator löste seinen Scherz auf und eröffnete die richtige Versteigerung mit einem Startgebot in Höhe von 17 Millionen Dollar. Vielleicht war der vorherige Scherz auch nur ein tiefenpsychologischer Trick, der die jetzt aufgerufenen 17 Millionen gegenüber den imaginären 70 Millionen vergleichsweise winzig erscheinen lassen sollte.
Wenn es ein Trick war, so funktionierte er nicht: niemand wollte bei den geforderten 17 Millionen mitgehen. Die vorderen Gästereihen, aus denen bisher die meisten Millionen-Gebote kamen, wirkten wie versteinert. Der Auktionator, der vorher ein ums andere Mal Bieter gegeneinander ausspielte, um höhere Preise herauszuschlagen, erwähnte die 17 Millionen immer und immer wieder. „Zum Ersten“, „Zum Zweiten“ rief er ebenfalls mehrfach – aber niemand wollte das Geld für das Einzelstück berappen, kein einziges Gebot kam dem ansonsten bietfreudigen Publikum über die Lippen. Der Porsche Typ 64 Paris-Rom-Wagen wechselte, zumindest an diesem Abend, nicht den Besitzer. In Anbetracht der Spekulationen über einen 20-Millionen-Preis sorgt die Versteigerung für erste realistische Preisgrenzen – 17 Millionen und mehr ist der Initial-Porsche aktuell offenbar niemandem Wert. Das Porsche-Museum hatte bereits vorher angekündigt, sich nicht an der Auktion zu beteiligen.