Porsche 964 Turbo Safari von Ilovedust
Rebellen-Elfer zum Geschichten entdecken
Die Designer von Ilovedust feiern ihr Firmenjubiläum mit einem aufmüpfigem Geschichten-Porsche 964 Turbo Safari.
27.03.2021 Gregor HebermehlIlovedust ist eine Designfirma, die in den englischen Seebädern Brighton und Southsea (Stadtteil von Portsmouth) sitzt. Seit 17 Jahren entwerfen die 30 Mitarbeiter Designs für namenhafte Hersteller – immer ein bisschen frech, immer ein bisschen unangepasst und immer schön locker. Und das krumme 17-jährige feiern sie jetzt mit einem Projekt, das zu ihnen passt: Einem aufmüpfig designten Porsche 964 Turbo, dem sie auch noch einen Safari-Umbau verpassen. Das Auto ist kein Rendering, sondern es existiert tatsächlich.
Porsche-Logo angepasst
Den Jubiläums-Porsche haben die Designer von vorn bis hinten mit einem matten schwarzen Lack überzogen. In weiß kamen dann die Namen der 17 wichtigsten Unternehmen auf das Fahrzeug, für das Ilovedust im Laufe der Jahre Designs entwickelt hat. Dabei können sich die Designer auch ein paar lustige Respektlosigkeiten nicht verkneifen. So steht oben im Porsche-Logo nicht mehr der Porsche-Schriftzug, sondern Ilovedust. Und dort, wo sonst im Porsche-Logo Stuttgart als Heimatstadt von Porsche vermerkt ist, steht jetzt mit Southsea einer der Standorte von Ilovedust. Außerdem ist auf die Seitenfenster je ein weißes Sicherheits-Netz lackiert, das bei echten Rallye-Autos als echtes Netzt verhindert, dass der Fahrer seinen Arm oder Kopf aus dem geöffneten Fenster strecken könnte. Auf den hinteren Seitenfenstern hat sich die Firma mit "I.L.Dust" im Stil von auf Rallye-Fahrzeugen aufgedruckten Fahrernamen verwiegt.
Surreal mit Karl Lagerfeld
Die über die Fahrzeugseiten verteilten Firmenlogos sind für Ilovedust auch eine Art Erinnerungs-Tafel: Zu jedem Kunden gibt es eine Geschichte. So trat 2012 der deutsche Modedesigner Karl Lagerfeld an Ilovedust heran. Die Engländer arbeiteten an T-Shirts seiner neuen Karl-Kollektion mit und entwarfen Wandgemälde für Karl-Lagerfeld-Kunstausstellungen in Paris, London und New York, wobei sie diese Kunstausstellungen auch produzierten. Die Künstler beschreiben ihre Zusammenarbeit mit dem 2019 verstorbenen Modeschöpfer als sehr surreal, aber auch lustig – der Lagerfeld-Schriftzug hat einen Ehrenplatz an den Seiten des großen Heckspoilers bekommen.
Maulkorb von Apple
Auch die Zusammenarbeit mit Apple spricht Bände – die Designer betonen, dass der Konzern ein Traumkunde von ihnen ist, sie aber nicht darüber berichten dürfen, was sie für ihn machen und sie ebenso wenig zeigen dürfen, was sie für den amerikanischen Elektronikkonzern entworfen haben. Ende der Geschichte.
Vom Coca-Cola-Erfolg in der Tankstelle erfahren
Für den Energy-Drink-Hersteller Red Bull entwirft die britische Designfirma Dosen-Illustrationen – sie war das erste Designbüro, mit dem die Österreicher zusammengearbeitet haben. Und das Design der Coke-Zero-Flaschen kommt ebenfalls von den Engländern. Sie mussten unzählige Entwürfe zu den Coca-Cola-Verantwortlichen nach Amerika schicken und waren überrascht, als sie, ohne Vorankündigung von Coca-Cola, ihr Design auf den in ihrer nahegelegenen Tankstelle angebotenen Flaschen wiederfanden. Den Coca-Cola-Schriftzug haben sie am Heck-Stoßfänger angebracht. Auch der Spielehersteller Electronic Arts hat 2016 bei Ilovedust angeklopft – seitdem helfen die Engländer beim Design von Computer- und Konsolenspielen wie FIFA, Madden, NBA Live, UFC und Battlefield. Xbox-Titel designen sie schon seit 2014.
Sportmarken und eine Sängerin
Für die Kopfhörermarke Beats machte Ilovedust Installationen, Animationen und Fotoshootings mit Beats-Werbestars sowie dem Basketballspieler LeBron James, dem Fußballspieler Neymar Júnior und dem American-Football-Spieler Tom Brady. Und beim Thema Sport ist Ilovedust groß dabei: Für Nike haben die Designer Entwürfe für Bekleidung und Ausrüstung bei einem breiten Spektrum von Sportarten geliefert – von Golf über Fußball, Basketball, Skateboard-Sport bis hin zu Yoga. Für die Nike-Tochtermarke Jordan arbeiten die Engländer seit 2007. Dabei entwerfen sie nicht nur Designs für Kleidung, sondern sind auch für weltweit durchgeführte Produktvorstellungen zuständig. Und der Beyoncé-Schriftzug auf dem Safari-Elfer weist darauf hin, dass das Ilovedust auch im Musikgeschäft zu Hause ist: Für die R&B-Sängerin haben die Engländer, unter anderem, die künstlerische Gestaltung ihres zweiten Albums übernommen.
Entspannte Firmenlogo-Anspielungen
Die scherzhafte Verfremdung von Logos und Firmennamen findet sich auf dem ungewöhnlichen Safari-Elfer an verschiedenen Stellen: Aus dem Mineralölkonzern Shell wird "Hell" (Hölle), dazu prangt im Zentrum des berühmten Shell-Logos ein Dreizack. Die Reifen tragen zwar ein Pirelli-P – aber Ilovedust macht daraus den Firmennamen Psycho und der Schriftzug Tombstone (Grabstein) erinnert an den Reifenhersteller Firestone. Und an der Fahrzeugfront ist zwar das typische Marlboro-Grafikschema zu sehen, aber der dazugehörige Schriftzug weist mit Syrup Room aus den englischen Seebad Bournemouth auf das Studio hin, dass den Safari-Elfer für Ilovedust gebaut hat.
Designer fühlen sich mit dem Auto verheiratet
Auf der Fronthaube des Safari-Porsche haben die Designer eine Liedzeile aus dem ACDC-Song Black to Black verewigt: "Don't try to push your luck, just get out of my way" (sinngemäß: Versuche nicht, Dein Glück zu erzwingen, sondern geh' mir einfach aus dem Weg.).
Ansonsten hat der Wüsten-964er einen schwarzen Dachträger, auf dem ein Ersatzrad, ein Reservekanister und eine Schaufel liegen. Das Auto ist über und über mit Schlamm besudelt – als käme es direkt von einer Rallye. Der Elfer steht bei Ilovedust im Studio, Besichtigungen sind wegen der aktuellen Pandemie nicht möglich. Auf unsere Anfrage betonen die Designer, dass sie den Safari-Elfer so sehr lieben, dass sie sich mit ihm verheiratet fühlen – sie werden ihn auf jeden Fall behalten.