Louise Piëchs Porsche 916 (1972) verkauft

Piëch-916 bringt fast eine Million Dollar ein

Porsche hat 1971/72 zehn 914 mit Sechszylinder und festem Dach gebaut. Ein Teil der Autos blieb in der Familie. Nun wurde ein 916 verkauft, den Ferdinand Piëchs Mutter Louise gefahren hat.

Porsche 916 (1972) Louise Piëch Foto: Jasen Delgado/RM Sotheby's 23 Bilder

Porsche hatte mit dem 914 Großes vor: Mit Sechszylinder und festem Dach sollte der Mittelmotor-Sportwagen dem Dino Ferrari 246 Konkurrenz machen. Der Motor sollte aus dem 911 S kommen, der Preis bei 40.000 bis 50.000 Mark liegen und die Premiere sollte im Oktober 1971 auf dem Pariser Salon stattfinden. Daraus wurde nichts, die Premiere fand nicht statt.

Teuerster Serien-Porsche ging nicht in Serie

Porsche 916 (1972) Louise Piëch Foto: Jasen Delgado/RM Sotheby's
Einer von elf 916, die Porsche baute.

Die Serienfertigung wurde abgesagt, angeführt wurden technische Gründe. Es könnte aber auch am Preis gelegen haben: Der 916 wäre teurer gewesen als der Dino und viel teurer als der damals stärkste 911. Es wäre damit der teuerste Serien-Porsche jener Zeit gewesen.

Einen Prototyp mit dem Namen Brutus hatte Ferdinand Piëch seiner Frau gegeben. Zehn weitere 916 gab es auch schon. Fünf sollen die Familien Porsche und Piëch gefahren haben, der Rest wurde an Kunden des Hauses verkauft – zum Stückpreis von 41.000 D-Mark, wie das Portal Zwischengas berichtet. Möglicherweise ein Freundschaftspreis, denn der Preis des Serienautos wurde auf etwa 45.000 Mark geschätzt – gut 10.000 Mark mehr, als Porsche für den 911 S verlangte.

190 PS bei einer Tonne Leergewicht

Porsche 916 (1972) Louise Piëch Foto: Jasen Delgado/RM Sotheby's
Hinter den Passagieren steckt der 2,4-Liter-Motor aus dem 911 S.

Was hätte also dafür gesprochen, statt des 911 einen 916 zu kaufen? Das Leistungsgewicht zum Beispiel: 5,3 Kilogramm hatte jedes PS zu bewegen. Für die Beschleunigung von null auf 100 km/h sollen sieben Sekunden genügt haben, die Höchstgeschwindigkeit lag bei 240 km/h. Getriebe und Bremsen kamen, ebenso wie der 190 PS starke Motor, aus dem 911 S. Leer wog der Mittelmotor-Porsche nur eine Tonne.

Im Vergleich zum 914 war die Karosserie wegen der Kotflügelverbreiterungen aus Stahlblech neun Zentimeter breiter. Für die nötige Spurbreite sorgten Distanzscheiben und Sieben-Zoll-Felgen von Fuchs. Das Dach war fest verschweißt, die Längsträger hatte man verstärkt. Das Fahrwerk wurde mit Bilstein-Dämpfern und Querstabilisatoren an beiden Achsen straffer abgestimmt. Ein Frontflügel aus Kunststoff verbesserte den Abtrieb an der Vorderachse und bot Platz für einen Ölkühler.

Louise Piëch fuhr diesen 916

Porsche 916 (1972) Louise Piëch Foto: Jasen Delgado/RM Sotheby's
Louise Piëchs Porsche hat eine Innenausstattung aus kastanienbraunem Leder und Cord mit Paisley-Muster.

Den ersten 916 aus der Kleinserie mit der Fahrgestellnummer 9142330011 erhielt Louise Piëch. Die Schwester von Ferry Porsche und Mutter von Ferdinand Piëch bekam einen in Hellgelb lackierten Wagen mit einer Innenausstattung in kastanienbraunem Leder und dunkelbraunen Teppichen. Die Sitze waren mit Cord in einem Paisley-Muster bezogen – und sind es heute noch. Die Unternehmerin übernahm den Wagen am 23. Juli 1971 und behielt ihn bis 1973. Dann übernahm ihn die Porsche-Mitarbeiterin Erna Götten. Götten inserierte den Sportwagen 1978 in auto motor und sport und verkaufte ihn anschließend für 30.000 Dollar in die USA an den Porsche-Sammler Otis Chandler. Das Auto kam 2008 zum vorigen Besitzer nach Wien. Dort wurde die Technik revidiert, Rost an der Karosserie entfernt und das Auto neu in Lichtgelb lackiert. Ein Buch dokumentiert die Arbeiten. Seither legte es 800 Kilometer zurück. Mitte August versteigerte ihn RM Sotheby’s. Inklusive Aufgeld betrug der Preis 957.000 US-Dollar, umgerechnet 803.000 Euro. Brutus, der Prototyp war um einen ganzen, neuen 911 teurer: Der hatte am 8.22019 bei einer Artcurial-Auktion 928.000 Euro eingebracht.