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Von wegen billige 911-Alternative

Porsche 912-Preise verdoppelt

Für Fans der ursprünglichen 911-Karosserie ist der "Zwölfer" eine günstige Alternative zum Sechszylinder-Coupé mit weniger problematischem Fahrverhalten – aber günstig heißt bei Porsche längst nicht mehr billig. Die Preise des 912 haben sich seit 2010 verdoppelt.

Porsche 912 (1965-1968) Foto: Roman Rätzke 13 Bilder

Als Neuwagen war der Porsche 912 das Einsteigermodell bei Porsche: 16.250 Mark kostete das Porsche 912 Coupé in Deutschland und damit 5.650 Mark weniger als der 911 mit Sechszylinder-Boxermotor im Heck. Gegenüber dem Elfer gab es 20 PS weniger, Vierzylinderbrabbeln statt Sechszylindersound und anfangs drei statt fünf Instrumente im Cockpit. Der 912 ist insgesamt leichter, was einen Teil des Leistungsnachteils wettmacht – und hat wegen des kleineren Motors weniger Gewicht im Heck, eine günstigere Gewichtsverteilung und deshalb ein gutmütigeres Fahrverhalten.

Preisentwicklung Porsche 912: steil nach oben

Bis vor 15 Jahren war der Vierzylinder-Porsche wenig beliebt und entsprechend günstig zu haben: 21.000 Euro kostete ein 912 im Jahr 2010. Doch die Wertschätzung für den Vierzylinder ist gestiegen – und im Windschatten des 911 auch die Preise: Die haben sich bis 2015 innerhalb von nur fünf Jahren verdoppelt. Classic-Analytics listet 2015 für den 912 in gutem Zustand einen Wert von 43.000 Euro. Der Peak war 2017 mit 57.000 Euro erreicht.

Anschließend gab es eine kleine Korrektur, doch seit 2019 lagen die 912-Preise recht stabil oberhalb von 50.000 Euro. Wer einen 912 kaufen möchte, sollte für ein Exemplar in gutem Zustand rund 53.500 Euro einplanen.

Vor 50 Jahren stimmte der Sechszylinder-Boxer die Zukunftsmusik in Zuffenhausen an. Der anfangs 130 PS starke Motor steckte in einem neuen, sachlichen Kleid. Aber der Weg an die Spitze der Sportwagen-Charts war weit – nicht zuletzt wegen des Verkaufspreises, der jenseits der Schallmauer von 20.000 Mark lag. So teuer waren als Serienwagen zuvor nur die elitären Carrera-Versionen des 356.

Porsche verkaufte zeitweise mehr 912 als 911

Um möglichst viele Stammkunden in die neue Ära mitzunehmen und den unsteten Absatzzahlen des neuen Porsche entgegenzusteuern, reagierte das Familienunternehmen schnell: "Zur Rettung der Situation wurde ein Vierzylinder-Projekt geboren", erinnert sich VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, der 1965 als erst 28 Jahre alter Ingenieur zum Versuchsleiter von Porsche befördert wurde.

Nur knapp acht Monate nach dem Start der Serienproduktion des 911 stand ihm ein kleiner, günstiger Vierzylinder-Bruder zur Seite. Das Rezept ging auf: Zeitweise verkaufte Porsche sogar mehr Vier- als Sechszylinder-Modelle.

Porsche 912, Heckansicht Foto: Archiv
Erfolgsmodell: Porsche verkaufte von dem Vierzylinder-912 zwischenzeitlich mehr als vom Elfer.

Der Spar-Porsche 912 verfügt mit seinem herkömmlichen Vierzylinder über mehr Vorteile, als es zunächst scheint. Der kleinere Motor wiegt deutlich weniger als der neue Sechszylinder-Boxer. Dadurch wird der Porsche nicht nur leichter – vor allem wird aus dem in Kurven nervösen Sportwagen mit dem Drang zum Übersteuern ein gutmütiges Coupé.

Porsche 912 mit besserer Gewichtsverteilung

Die Diät verbessert die Gewichtsverteilung von 41 zu 59 auf 44 zu 56 Prozent Richtung Vorderachse. Über das Ergebnis freute sich schon auto motor und sport beim ersten Test des Porsche 912 im Jahr 1965: "Der Wagen bleibt im Kurvengrenzbereich völlig gutmütig."

Die Perfektionisten in Zuffenhausen überarbeiteten für das neue Porsche 912-Coupé den Motor aus dem 356 mit nur kleinen Veränderungen an der Nockenwelle, dem Ventiltrieb und den Ventilen. Gegenüber dem SC-Motor sank die Leistung dadurch um fünf auf 90 PS.

Aber dies veränderte den Charakter des Traditions-Boxers, so dass das maximale Drehmoment von 122 Nm bereits bei 3.500 statt erst bei 4.200 Umdrehungen pro Minute wirkt. Das sorgte schon bei Drehzahlen ab 1.500 Umdrehungen pro Minute für besseren Durchzug im Porsche 912.

Porsche 912 Targa Targa-Schriftzug Foto: fact
Seltener Zuffenhausener: Von dem Porsche 912 Targa wurden nur 2.562 Exemplare gebaut.

Karmann baut die Karosserien

Die Aufbauten für den Porsche 912 fertigte nicht Porsche in Stuttgart, sondern der Karosseriespezialist Karmann in Osnabrück, der damit einen Folgeauftrag nach der Einstellung des 356 erhielt. Porsches eigene Produktion in der ehemaligen Werkshalle von Reutter war mit dem 911 ausgelastet.

Weit über 30.000 der Vierzylinder-Coupés verkaufte der Sportwagenhersteller, im ersten Jahr mit 6.401 Autos sogar fast doppelt so viel wie vom 911 selbst. 1976 lebte der 912 als G-Modell noch einmal auf, allerdings ausschließlich für den US-Markt. Als direkter Nachfolger des Ur-912 ging der VW-Porsche 914 ins Rennen.

Lohnt der Kauf in den USA?

Vorsicht ist geboten vor Porsche 912 aus den USA. Zwar sind diese oft vom Blech her besser als ihre in Deutschland verbliebenen Fahrzeuge, doch um die Wartung und Reparaturqualität ist es bei diesen Re-Importen meist nicht so gut bestellt. Denn die kleinen Vierzylinder-Porsche haben noch deutlich weniger Fans als bei uns.