Porsche 911 Cabrio Typ 993 im Fahrbericht

Ausgereifte Technik im neuen Gewand

Die Zeit ist reif für einen offenen Elfer? Dann bitte auch die Baureihe 993 in Betracht ziehen, denn der letzte 911 mit Luftkühlung verfügt über alle wichtigen Porsche-Tugenden.

Porsche 911 Cabrio 993, Heckansicht Foto: Archiv 9 Bilder

Zumindest die Elfer-Grundform hat Designchef Harm Lagaay der 993- Baureihe gelassen. Trotz eines neuen Gesichts mit flacher verlaufenden Kotflügeln und fast liegenden Ellipsoid-Scheinwerfern anstelle der „Torpedorohre“ und einem stark verbreiterten Heck bleibt das Auto unverkennbar ein 911 – für viele wegen des harmonischen Designs sogar eines der schönsten neuen Elfer-Modelle.

Unter dem Blech der 1993 vorgestellten Baureihe stecken obendrein 400 Millionen Mark Entwicklungskosten, dementsprechend hoch sind die Erwartungen an den 964-Nachfolger, dem ein Jahr später die Cabrio- Version zur Seite gestellt wird. Mehr noch als das Coupé profitiert der offene 993 von der zum Vorgängermodell um zehn Prozent erhöhten Torsionssteifigkeit der Karosserie – bei gleichem Gewicht.

Während die Vorderachse in Teilen modifiziert wurde, handelt es sich bei der Hinterradaufhängung um eine komplett neu entwickelte Mehrlenker-Konfiguration mit sogenannten Selbstlenkeigenschaften – der 993 kassiert prompt Bestnoten für Fahrstabilität und Komfort.

Im Heck des 993 Cabrio arbeitet der bereits aus dem Vorgänger bekannte, jedoch stark modifizierte und nach wie vor luftgekühlte 3,6-Liter-Boxer mit 272 PS – ab 1995 schließlich mit 286 PS (das 360 PS starke Turbo-Cabrio spielt mit nur 14 gebauten Exemplaren bestenfalls die Rolle des Exoten). Erstmals bietet Porsche eine Tiptronic genannte Automatik an, und ab Modelljahr 1997 kommen Cabrio-Fans im Carrera 4 auf Wunsch in den Genuss von vier angetriebenen Rädern – damit ist der offene 993 mit seinem gefütterten (und elektrisch betätigten) Verdeck und dem ersten automatischen Windschott obendrein recht wintertauglich.

Hochqualitative Porsche 911 Typ 993 ab 60.000 Euro

Interessenten sollten sich vor dem Kauf eines 993 sehr genau den Dachverriegelungsmechanismus anschauen und überprüfen, ob die anfälligen Motoren im Zuge einer 2005 durchgeführten Rückrufaktion ausgetauscht wurden. Das Verdeck sollte obendrein genau auf Beschädigungen untersucht werden, da Ersatz sehr teuer ist. Eine verkratzte oder eingerissene Plexiglas-Heckscheibe wird einzeln bei Porsche nicht mehr ausgewechselt.

Der Traum vom günstigen 993 Cabrio? Diese Zeiten dürften vorbei sein – selbst diese vergleichsweise junge Baureihe orientiert sich preislich inzwischen stark an älteren 911-Generationen: Gute Cabrios klopfen bereits an der 60.000-Euro- Schwelle an. Nur auf den ersten Blick günstiger erscheinen da die Re-Importe aus den USA, die derzeit verstärkt auf dem Markt zu finden sind. Bei diesen Modellen sind jedoch Laufleistung, die Anzahl der Halter oder die Wartung nur schwer nachprüfbar. Vorrang sollte stets ein gepflegter 911 mit bestmöglicher Substanz und nachvollziehbarer Historie haben.

Das müssen Sie über das Porsche 911 Cabrio 993 (1994 bis 1998) wissen

Typ 993 mit neuer Form

Trotz einer an vielen Stellen neuen Designsprache bleibt der 993 unverkennbar ein Elfer. Seine Karosserie ist zudem wesentlich steifer als die des Vorgängers – bei gleichem Gewicht.

DER LETZTE LUFTGEKÜHLTE BOXER

Der 3,6-Liter-Boxer leistet im 993 Cabrio anfangs 272 PS, ab 1995 schließlich 286 PS (im Coupé bis 430 PS). Die Technik gilt als ausgereift – und ausgereizt: 1997 kommt der erste Elfer mit Wasserkühlung.

NEUE HECKPARTIE: BREIT UND FLACH

Der 993 erscheint von hinten betrachtet breiter und flacher als der 964. Die Stoßstangen sind harmonisch in die Karosserie integriert, die hinteren Kotflügel wirken trotz ihrer Breite jedoch nicht übertrieben.

EINE KOMPLETT NEUE HINTERACHSE

Der 993 erhielt eine neu konstruierte Mehrlenker-Hinterachse. Damit ist das Auto gutmütiger, gleichzeitig jedoch dynamischer geworden – es bietet sämtliche Porsche-typischen Fahreigenschaften.

Typ 993 mit moderneren Scheinwerfern

Die 993-Baureihe fällt vor allem durch ihre neue Bugpartie auf. Flachere Ellipsoid-Scheinwerfer und flacher verlaufende Kotflügel lassen das neue Auto wesentlich moderner als seinen Vorgänger erscheinen.

STÄRKEN

Die komplette Technik der 993-Baureihe gilt als ausgereift und besonders zuverlässig, ihre harmonische Form für viele Elfer-Fans obendrein als eine der schönsten (gilt für das Coupé wie für das Cabrio). Gut erhaltene Modelle verzeichnen längst eine deutliche Wertsteigerung. Der Letzte seiner Art (Stichwort Luftkühlung) befindet sich bereits auf dem Weg in den Klassiker-Olymp.

SCHWÄCHEN

Kein „Billig-Elfer“ mehr, sehr teuer im Unterhalt und noch teurer in der Wartung. Leider hoher Bremsen- und Reifenverschleiß (hinten), nach wie vor hoher Ölverbrauch beziehungsweise-verlust. Achtung: viele Blender auf dem Markt.

MOTOR KLASSIK-TIPP

Fürs Cabrio reichen 272 bzw. 286 PS (ab 1995) locker aus. Die Tiptronic ist zwar besser als ihr Ruf, mindert aber ein wenig den Fahrspaß. Der Allradler muss auf Grund höherer Wartungskosten auch nicht unbedingt sein.

DAS RICHTIGE AUTO FÜR …

… den Cabrio-Fan unter den Elfer-Fahrern (wen sonst?). Alltagstauglich, winterfest und obendrein luftgekühlt. Man hätte sich schon viel früher nach einem 993 umschauen sollen.