Auktion Porsche 911 Carrera Coupé (993) by RWB
Geflügel vom Japan-Tuner kostet 175.000 Dollar
RM Sotheby's hat in Dubai einen ganz besonderen Porsche versteigert: Das Carrera Coupé hatte zuvor eine Sonderbehandlung von der japanischen Tuning-Legende Rauh-Welt Begriff erhalten.
24.02.2022 Thomas HarloffIhnen ist der Tuner Rauh-Welt Begriff bislang kein, nun ja, Begriff? Kein Problem: Hier der kurze Vorstellungs-Text, den das auch unter der Abkürzung RWB bekannte Unternehmen auf seiner Internetseite zum Besten gibt: "RWB/Rauh-Welt Begriff ist ein Porsche-Tuner mit Sitz in Japan. RWB hat japanische und europäische Tuning-Elemente kombiniert und so den unverwechselbaren RWB-Stil für Porsche-Chassis geschaffen. Angefangen hat alles als kleine Karosserie-Werkstatt auf dem Land in Chiba-Ken, doch inzwischen sind 911er von Rauh-Welt ein häufiger Anblick auf den Straßen und Rennstrecken Japans. Für jeden Kunden wird nur ein RWB-Porsche angefertigt."
Vor allem der letzte Satz hat offensichtlich Begehrlichkeiten hervorgerufen, als dieses ziemlich blaue Exemplar kürzlich in Dubai bei der "Open-Roads"-Versteigerung des Auktionshauses RM Sotheby's unter den Hammer kam. Wie jeder RWB-Porsche wurde dieses Carrera Coupé der Generation 993 von Akira Nakai höchstpersönlich umgebaut. Der Gründer und Chef betreibt seine Tuning-Schmiede nämlich als fliegendes Ein-Mann-Unternehmen, denn die Umbauten nimmt er gewöhnlich vor Ort bei seiner Kundschaft vor.
Radikal-Umbau in zwei Tagen
Nakai gehört offensichtlich zur besonders schnellen Sorte Schrauber: Er soll im Dezember 2016 nur zwei Tage gebraucht haben, um diesem 911 sein neues Bodykit zu verpassen. Und das, obwohl das Auto bei seiner Metamorphose bis auf die Rohkarosserie zerlegt und auch lackiert wurde. Der einst in Irisblau-Metallic zur Welt gebrachte Sportwagen trägt seit seinem Umbau eine neue Farbgebung in Mexiko-Blau. Und einen neuen Namen: Toyotomi Hideyoshi war ein legendärer Samurai aus dem 16. Jahrhundert. Er wurde im Sommer 2021 vom japanischen Künstler Roamcouch bildlich auf den Türen und namentlich auf den Schwellern verewigt. Roamcouchs Signet trägt der Porsche ebenso auf seiner Fronthaube wie eine Widmung von Akira Nakai.
Dieser 993er verkörpert die typische RWB-Ästhetik: Weit ausgestellte Radkästen mit offenen Schrauben und riesige Flügel sind ebenso charakteristisch wie eine extreme Tieferlegung und besonders breite Räder. Nachdem die äußere Transformation abgeschlossen war, fand die innere statt (allerdings ohne Nakais Zutun): Die einst grau-blaue Lederausstattung wich einem schwarzen Interieur, das nicht mehr nur mit Leder, sondern auch mit Alcantara ausgekleidet ist. Im Zuge dessen wanderte auch der extralange Schalthebel mit sequenzieller Bedienung für das manuelle Sechsgang-Getriebe ins Interieur. Unbekannt ist, wann das etwas lieblos unter das Armaturenbrett geklemmte CD-Radio nachgerüstet wurde.
Was genau macht der "Turboriemen"?
Über die Technik des Einzelstücks verbreitete RM Sotheby's vor der Versteigerung Widersprüchliches: Das Auktionshaus wies den Porsche 911 als Carrera Coupé des Modelljahres 1995 aus und nannte keine technischen Modifikationen. Demnach müsste der 3,6-Liter-Sechszylinder-Boxer 272 PS leisten und maximal 330 Newtonmeter Richtung Hinterräder schicken. Allerdings war in der Fahrzeugbeschreibung von einer im Oktober 2021 durchgeführten Inspektion die Rede, bei der neben dem Motoröl samt -filter auch der Innenraumfilter, die Zündkerzen sowie die Keilriemen gewechselt wurden – und zudem ein "Turboriemen". Von einer Turbo-Nachrüstung ist jedoch keine Rede, auf den Motorbildern ist zudem kein Lader zu sehen. Wie auch immer: Im Laufe seines langen Autolebens soll der Porsche auch schon einen Unfall erlebt haben.
Dieses Leben hat ihn übrigens schon einige Regionen der Erde sehen lassen. Das Licht der Welt erblickte dieser Porsche 993 am 19. Januar 1995 in Stuttgart-Zuffenhausen. Aus dem Schwabenland ging es für ihn zu seinem Erstbesitzer nach Puerto Rico. Im Juni 2016 brachte ihn der aktuelle Halter nach Dubai, wo der Sportwagen seine ebenso schnelle wie heftige Verwandlung durchmachte und nun für 175.000 Dollar (aktuell umgerechnet knapp 155.000 Euro) versteigert wurde.