Porsche 906 Carrera 6 (1966) Auktion
Der Rennwagen des Bergkönigs Sepp Greger
Porsche hatte den 906 unter der Leitung von Ferdinand Piëch entwickelt. Sepp Greger war der erfolgreichste Privatfahrer, sein Carrera 6 wurde in Amelia Island versteigert.
04.03.2024 Andreas Of-Allinger, Dirk JohaeDer Porsche Carrera 6 mit meisten Renneinsätzen sorgte während der Amelia-Island-Auktionen in Florida im März 2024 für einen neuen Preisrekord. Das ehemalige Auto von Bergkönig Sepp Greger versteigerte das Auktionshaus RM Sotheby’s den 906 mit Vergasermotor aus dem Baujahr 1966 für 2.205.000 US-Dollar. Der restaurierte Rennsportwagen erzielte damit einen Preis an der oberen Grenze des Estimates. Das Auto mit der Chassisnummer 906-127 war damit teurer als der 2023 von Bonhams versteigerte 906 mit der Chassisnummer 120.
Die Werteinschätzung hatte zwischen 1,8 bis 2,2 Millionen US-Dollar, umgerechnet 1,65 bis 2,05 Millionen Euro, gelegen. Das Greger-Auto hält nicht nur den Einsatzrekord, sondern ist nun einer der erfolgreichsten 906. Der seinerzeit an einen Erstbesitzer in Japan ausgelieferte Carrera 6 war in Quali Lodge für 2.040.000 US-Dollar verkauft worden.
Carrera 6 mit den meisten Renneinsätzen
Mit insgesamt 82 Renneinsätzen ist der signalrote Porsche Carrera 6 (intern: 906) mit der Chassisnummer 127 der Rekordhalter der Renn-Baureihe. Kein anderer Zuffenhausener Flügeltürer war häufiger im Wettbewerb gefordert. Dabei hätte es sogar noch ein Einsatz mehr sein sollen. Erstbesitzer Sepp Greger wollte 1967 das 12 Stunden Rennen von Sebring bestreiten. Aber das Schiff mit seinem Rennwagen traf nicht rechtzeitig in Florida ein.
Das bayrische Urgestein, der Bergkönig aus Dachau, wechselte kurzerhand in den Porsche 911 S mit dem Wiesbadener Günter Besier. Sie wurden Vierte in der GT-Wertung. Seinen Carrera 6 schickte Sepp Greger postwendend zurück nach Europa. Dort wartete die neue Saison in der Berg-Europameisterschaft.
Als Sepp Greger seinen Carrera 6 in der ersten Saison einsetzt, gibt es noch keine eigene Kategorie für die FIA-Sportwagen (Gruppe 4) wie beispielsweise den 906. Der bayrische Porsche-Pilot ist bester Privatfahrer in der Berg-Europameisterschaft, nur geschlagen von Gerhard Mitter (Porsche), Lodovico Scarfiotti (Ferrari Dino) und Hans Herrmann (Porsche) in ihren Werks-Prototypen.
1967 werden die Karten neu gemischt. Erstmals gibt es neben den bestehenden Meistertiteln für Fahrer von Sportprototypen (bis zwei Liter Hubraum) und GT auch ein Championat für den besten Sportwagen-Piloten. Der Carrera 6 ist das dominierende Auto. Doch Sepp Greger bekommt starke Konkurrenz von dem zu Saisonbeginn erst 22 Jahre alten Österreicher Rudi Lins. In einem Vorjahres-Werks-906 macht er dem Routinier das Leben schwer. Die beiden Duellanten, die alle acht Entscheidungen unter sich ausmachen, trennen teilweise nur Sekundenbruchteile.
Greger kann im 906 127 nur drei der insgesamt Europameisterschaftsläufe für sich entscheiden: Rossfeld, Cesena-Sestriere und Schauinsland. Bei allen anderen Läufen wird er hinter Rudi Lins Zweiter. In Gesamtwertung fehlen ihm vier Punkte zum Titel.
Mit 0,1 Sekunden Europameister
Den sichert sich Sepp Greger dann in der dritten Saison mit seinem signalroten Carrera 6. Er gewinnt die Sportwagenwertung in den letzten drei Saisonläufen. Besonders dramatisch verläuft das Duell mit Rudi Lins beim Saisonfinale am Mont Ventoux. Auf der mit 21,6 Kilometern längsten Strecke des Kalenders behält Sepp Greger mit hauchdünnen 0,1 Sekunden Vorsprung die Oberhand. Mit zehn Punkten Vorsprung vor seinem Konkurrenten aus Vorarlberg kann sich der Bergkönig im Carrera 6 als Europameister feiern lassen.
Nach der Saison verkauft er seinen Meisterwagen an den Münchener Kurt Hild. Danach wechselt Chassis 906 127 in den Besitz des Düsseldorfers Manfred Pade. Nach einem schweren Unfall bei einem Bergrennen auf einem Teilstück der Südschleife des Nürburgrings 1972 baut er den Carrera 6 mit einer offenen Spyder-Karosserie wieder auf. In dieser Form wird er zunächst nach Hongkong verkauft, ehe der Rennfahrer und Teambesitzer Bob Garretson das Auto in die USA holt. Nach mehreren Besitzwechseln restauriert den ehemaligen Carrera 6 von Sepp Greger schließlich.
Zwei Millionen US-Dollar für 906-120
27.08.2023 – Bonhams hat am 18.08.2023 während der "The Quail Auction" im kalifornischen Carmel-by-the-Sea anlässlich der Monterey Car Week einen Porsche 906 Carrera 6 mit erfolgreicher Rennhistorie versteigert. Der Schätzpreis von 2,2 bis 2,5 Millionen US-Dollar, umgerechnet 2,0 bis 2,28 Millionen Euro, wurde bei der Auktion nicht ganz erreicht. Inklusive Aufgeld ging der Rennwagen für 2,04 Millionen US-Dollar weg, das sind umgerechnet 1,87 Millionen Euro.
Das Auto mit der Fahrgestellnummer 906-120, das Bonhams versteigert hat, bekam im Lauf der Zeit eine Hubraumerhöhung auf 2,5 Liter, was bei der Restaurierung im Werk beibehalten wurde. Der japanische Rennfahrer Shintaro Taki erhielt das Auto am 23. März 1966 und setzte es im selben Jahr bei fünf Rennen ein. Beim ersten, dem Japan-Grand-Prix am 3. Mai 1966, fiel er aus, ebenso bei der Mt Fuji Tourist Trophy im August. Ein Rennen am 17. Juli in Suzuka konnte Taki gewinnen, ebenso das All-Japan-Rennen in Fuji. Bei einem Rennen in Funabashi kam er auf den zweiten Platz.
Im Jahr darauf kam 906-120 bei acht Rennen zum Einsatz. Zweimal gewann Kenjiro Tanaka bei Rennen am Mt Fuji. Shintaro Taki kam in dieser Saison beim 2-Stunden-Rennen in Fuji auf den dritten Platz. Gemeinsam gewannen Taki/Tanaka das 1.000-Kilometer-Rennen in Suzuka. Im November 1967 gewann Taki erneut ein Rennen in Fuji. In seiner dritten Saison, im Jahr 1968, war der Carrera 6 mit der Fahrgestellnummer 906-120 immer noch in der Lage, Rennen zu gewinnen: Der japanische Formel-1-Fahrer Masahiro Hasemi gewann mit dem Auto das 300-Kilometer-Rennen von Suzuka und das 500-km-Rennen, ebenfalls in Suzuka. Tadashi Sakai fügte mit dem ersten Platz beim 300-Kilometer-Rennen in Fuji ebenfalls einen Sieg hinzu. In den darauffolgenden Jahren wurde der 906 weiter fleißig eingesetzt und absolvierte pro Jahr bis zu acht Rennen. Noch 1974 erreichte 906-120 einen vierten Platz beim Macau Grand Prix.
6-Zylinder auf 2,5 Liter aufgebohrt
Nach dieser langen Rennkarriere landete das Auto bei Takashi Yasunaga, der es 1992 zur Restaurierung ins Werk schickte. Bei dieser Gelegenheit wurde das Auto auseinandergenommen, der Rahmen auf Beschädigungen gecheckt und das Fahrwerk überprüft. Während der Restaurierung stellte sich heraus, dass der Hubraum auf 2,5 Liter erweitert worden war – was sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr rückgängig machen ließ.
Der Porsche 906 Carrera 6
Automobilhistoriker Karl Ludvigsen bezeichnet den Carrera 6 als "Rennwagen, der Porsche in die Zukunft katapultierte". Der Rennsportwagen leitete eine neue Ära in Zuffenhausen ein. Unter der dünnen, windschlüpfigen Kunststoffkarosserie steckt ein Gitterrohrrahmen. Dieser filigranen Rahmen aus dünnen Stahlrohren ist trotz seines deutlichen geringeren Gewichts von rund 53 Kilogramm so steif wie der deutlich schwere Stahlkastenrahmen des 904. Mit einer Höhe von 98 Zentimeter fällt der Carrera 6 extrem niedrig aus.
Der Zweisitzer, von Porsche unter der Leitung von Ferdinand Piëch für Langstrecken- und Bergrennen als Nachfolger des 904 entwickelt, hat einen Sechszylinder-Boxermotor mit zwei Liter Hubraum und 210 PS. Diese Leistung reicht dank des geringen Leergewichts von 650 Kilogramm und guter Aerodynamik für beeindruckende Fahrleistungen: Je nach Übersetzung erreicht der Zweisitzer bis zu 280 km/h. Markant sind die 15-Zoll-Räder und die niedrige Fahrerkabine mit großen Glasflächen.
Beim ersten Rennen, den 24h von Daytona 1966, fuhren Hans Herrmann und Herbert Linge mit einem Carrera 6 auf den sechsten Platz – hinter 7-Liter-Fords und Ferrari mit 4,4 Liter Hubraum. In Sebring kamen Gerhard Mitter/Hans Herrmann/Joe Buzzetta einen Monat später auf den vierten Platz – hinter drei 7-Liter-Fords.
Der bedeutendste Gesamterfolg für die 906-Baureihe folgt im Mai. In dem unter dem Banner der Scuderia Filipinetti eingesetzte Werkswagen gewinnen Willy Mairesse und Herbert Müller die Targa Florio 1966, ein Lauf zur Markenweltmeisterschaft.
Intern heißt das Modell 906, homologiert und verkauft wurde es als Carrera 6. Laut Reglement musste Porsche innerhalb eines Jahres identische 50 Autos bauen. Es wurden 65 gefertigt, davon 52 mit der Zweiliter-Version des Sechszylinder-Boxermotors. Neun Prototypen bekamen Einspritzmotoren mit 220 PS und vier einen 2,2-Liter-Motor mit Benzineinspritzung von Bosch und 260 PS.
Im Vergleich zum 904 Carrera GTS war der Carrera 6 ein teures Vergnügen. Privatfahrer wie Sepp Greger mussten für die Vergaserversion 45.000 Mark bezahlen – 15.300 Mark mehr als für einen neuen 904 fällig gewesen sind.