Plymouth Superbird (1970)
Musclecar mit Extrem-Flügel zum Rekordpreis
Barrett-Jackson hat einen Superbird für 1,65 Millionen Dollar versteigert. Das ist ein neuer Rekordpreis für das Musclecar mit Extremflügel.
07.07.2022 Andreas Of-AllingerDas US-Auktionshaus Barrett-Jackson hat am Wochenende des 4. Juli einen Plymouth Road Runner Hemi Superbird zum Rekordpreis versteigert: Das Muscelcar mit dem Extremflügel brachte 1,65 Millionen US-Dollar ein, umgerechnet 1,61 Millionen Euro. Es war gleichzeitig das teuerste Auto der Auktion in Las Vegas. Der verkaufte Superbird hat den originalen Motor, einen Hemi-V8 mit sieben Litern Hubraum, ist in der Auslieferungsfarbe High Impackt Tor Red lackiert und stammt aus einer Sammlung.
Das ist der Plymouth Superbird
Der Plymouth Superbird ist aus mehreren Gründen ein Superlativ: Er ist durch seine aerodynamischen Anbauteile 19 Zentimeter länger als der Road Runner, auf dem er basiert, kaum zu übersehen und außerdem noch selten. Keine 2.000 Superbird baute Plymouth 1970. In diesem Jahr fing das Ende der Muscle Cars an – Versicherungen verlangten kräftige Aufschläge für die Coupés mit starken Motoren. Ford, Chrysler rund GM hatten schon vorher die offiziellen Leistungsangaben nach unten korrigiert und die V8 mit Normalsprit auf Leistungs-Diät gesetzt.
Cw-Wert 0,28, Vmax 350 km/h
Doch noch einmal sollte der Superbird der Konkurrenz zeigen, wer King im Ring ist: Bis zu 350 km/h erreichte das beflügelte Muscelcar mithilfe des angeblichen Cw-Werts von 0,28. Das sind sogar zwei Zehntel weniger als der Weltrekordhalter Audi 100 zwölf Jahre später erreichte. Ohne den riesigen Flügel auf dem Heck wäre mehr drin gewesen, doch womöglich hätten die Hinterräder nicht den nötigen Bodenkontakt gehabt.
Außerdem ist auf den Streben des Heckflügels Platz für die Comicfigur, die dem Auto seinen Namen gab: Für die Rechte, den "Road Runner" bildlich verwenden zu dürfen, hatte Chrysler an Warner Bros. 50.000 US-Dollar bezahlt und sogar extra eine Hupe für das aus dem Film "Wile E. Coyote and Road Runner" bekannte "Beep Beep" entwickelt.
Viertelmeile in 13,5 Sekunden
Doch von vorn: Pontiac hatte mit dem Musclecar GTO 1964 ein Erfolgsmodell auf den Markt gebracht. Die anderen Hersteller zogen nach: Chevrolet mit dem Chevelle, Dodge mit dem Charger und Plymouth mit dem Barracuda. Der Road Runner sollte als günstigeres und einfacheres Modell jüngere Käufer ansprechen. Die Basis bildete das "2 door pillar Coupé" der B-Body-Serie mit Vordersitzbank. Mit dem 6,3-Liter-V8 kam ein für damalige Verhältnisse eher mittelgroßer Motor rein, der mit Vierfachvergasern dennoch auf 335 PS und 576 Nm kam. Damit schoss der 5,15 Meter lange Zweitürer in 13,5 Sekunden über die Viertelmeile und wurde dabei 169 km/h schnell. Später konnte man auch den 7,2-Liter-Hemi bestellen. Mit dem ab Werk montierten Vergaser leistet der 7,2-Liter-Bigblock 440 SAE-PS, was etwa 350 DIN-PS PS entspricht. Genug Muskeln für einen 0-100-Sprint in unter sechs Sekunden.
Plymouth hat 1970 den Road Runner Superbird gebaut, der als Homologationsmodell für einen Rennwagen dienen sollte. Mit diesem wollte Plymouth-Mutter Chrysler auf den Highspeed-Ovalen Daytona und Talladega Erzkonkurrenten Ford schlagen. Das klappte auch – mit dem 1969er-Designvorbild Dodge Charger Daytona. Der Superbird wurde 1.935-mal gebaut.