BMW M1 AHG des toten Filmstars versteigert
Ex-Paul-Walker-M1 unter dem Hammer – schon wieder
Die Internetseite RM Sotheby's versteigert am 10. Dezember 2022 einen BMW M1 AHG. Nur rund zehn Stück gibt es davon weltweit. Dieses Exemplar besaß zudem einst der Schauspieler Paul Walker. Im vergangenen Jahr heimste sich ein Münchner Autosammler den Wagen bei einer Auktion auf Bring a Trailer zum vergleichsweise günstigen Preis ein. Ob das dem nächsten Käufer auch gelingt?
06.12.2022 Sandro VitaleEs ist schon ein ganz besonderes Auto, das bei der Auktions-Plattform RM Sotheby's in Miami Beach, Florida (USA) unter den Hammer kommt: ein BMW M1 AHG Studie – top erhalten und mit nur 6.821 Kilometern auf der Uhr. Geht's noch seltener? Ja, geht. Denn laut der Internetseite gehörte dieser Wagen zwischenzeitlich dem verstorbenen Schauspieler Paul Walker.
In der Rolle des Brian O'Conner wurde Walker mit der Film-Reihe Fast and Furious weltberühmt, galt nicht nur in seinen Hollywood-Streifen, sondern auch im echten Leben als autobegeisterter PS-Freak. Am 30. November 2013 dann der Schock für Familie, Freunde und Fans: Gemeinsam mit Profi-Rennfahrer Roger Rodas verunglückt Walker im Alter von 40 Jahren bei einem Autounfall tödlich. Sein damaliges Vermächtnis: actionreiche Blockbuster und eine ebenso spektakuläre Autosammlung samt des absolut raren M1 AHG Studie.
Geschätzt nur zehn Exemplare
Bereits der normale BMW M1 (E26) passierte – vom italienischen Designer Giorgetto Giugiaro entworfen – zwischen 1978 und 1981 lediglich 453 mal die Werkstore. Es war der erste Mittelmotor-Sportwagen von BMW überhaupt. Zudem fast der einzige, denn später folgte nur noch der i8. 399 M1-Exempare erhielten Straßenzulassung, die restlichen Modelle des zweisitzigen Sportwagens ließ der Hersteller bei der Rennserie BMW Procar M1 Championship fliegen.
Nur einzelne der 453 Derivate modifizierte der BMW-Händler AHG im Rahmen einer Studie – als Kleinserie der Kleinserie quasi. Wie klein? Weiß man nicht. Um die zehn Stück plante der damalige AHG-Geschäftsführer Peter Gartemann ein, als ihm die Idee eines straßenzugelassenen M1-Procars kam. Wie viele Studien es wirklich auf die Straße schafften, ist nicht genau bekannt. Anders als die Tatsache, dass eine davon – genauer gesagt, die mit der M1-Chassis-Nummer 090 – dem Fast-and-Furious-Star gehörte. Exakt dieses Auto wechselte schon im Februar 2021 spektakulär den Besitzer – über die US-amerikanische Auktionsplattform Bring a Trailer zum Preis von 500.000 US-Dollar (damals rund 416.000 Euro).
Ein Münchner kaufte den M1 recht günstig
Eine halbe Million Dollar? Klingt nach Unsumme. Und doch lag der Preis im Rahmen oder gar darunter. Laut der Internetseite Classic Analytics werden gepflegte M1-Modelle zwischen 340.000 und 460.000 Euro gehandelt – ohne AHG-Package. Und vor allem ohne derart berühmten Vorbesitzer. Bereits im Jahr 2014 war Walkers Ex-M1 bei RM Sotheby's als Auktionsobjekt erschienen. Damalige Preiserwartung: zwischen 600.000 und 800.000 Dollar. Die Auktion scheiterte allerdings. Vor knapp drei Jahren tauchte bei MotorGT laut Informationen der Internetseite Motor1 ein anderes Exemplar auf – mit 930.000 Dollar auf dem Etikett. Und wer letztes Jahr bei ClassicDigest nachschaute, der fand einen M1 AHG Studie für 725.000 Euro (damals rund 871.000 Dollar). Dagegen fast schon ein Preisknüller: das 500.000-Dollar Höchstgebot für den Paul-Walker-M1 im Februar 2021.
Verkaufspreis 616.075 Euro
Abgegeben hatte es ein deutscher Autosammler aus dem Raum München. "Good morning. Ex M1 of Paul Walker joined the Collection Last Night. Epic", informierte er die Abonnenten – mittlerweile 181.000 an der Zahl – seines Instagram-Accounts muc.collector damals darüber, dass sein spektakulärer Fuhrpark um ein Schmuckstück reicher ist.
Nicht ganz zwei Jahre später scheint der Münchner Sammler sich wieder von dem automobilen Schatz zu trennen. In Sachen Relevanz und dem entsprechenden Verkaufspreis vielleicht gar kein schlechter Zeitpunkt, zumal sich Walkers Todestag erst neulich am 30. November zum neunten Mal jährte. RM Sotheby's hatte geschätzt, dass das Auto für 450.000 bis 550.000 Dollar (427.320 bzw. 522.280 Euro) weggeht. Inklusive Aufgeld lag der Verkaufspreis am Ende der Auktion, die am 10.12.2022 in Miami stattfand, bei 648.500 Dollar, umgerechnet 616.075 Euro. Das Höchstgebot lag also um 85.000 Dollar höher als im Februar 2021.
Mehr Power im BMW M1 AHG Studie
Für den M1 hatte BMW-Ingenieur Paul Rosche seinerzeit einen 3,5-Liter-Reihensechszylinder-Motor (M88) entwickelt. Das Aggregat verfügt über eine Kugelfischer-Einspritzanlage und sechs einzelne Drosselklappen. Mit 277 PS und 330 Newtonmetern meistert die Serienversion den Standardsprint in 5,6 Sekunden, Schluss ist erst bei 262 km/h. Doch AHG setzte noch einen drauf, stopfte den M1 durch eine Rennkupplung sowie Veränderungen an Motor und Abgasanlage mit feistem Tuning voll.
Resultat: ein 350 PS starkes Supersportcoupé, das seine Power wie die Serienversion über ein manuelles ZF-Fünfgang-Schaltgetriebe mit Sperrdifferential auf die Hinterräder wirft. Diese hängen an Doppelquerlenkern mit einstellbaren Schraubenfedern und gasgefüllten Bilstein-Dämpfern. Für die Verzögerung sorgen rundum belüftete Bremsscheiben.
Procar-Optik für die AHG-Version
In Sachen Aerodynamik ließ sich AHG von den Bodykits der M1-Procar-Serie inspirieren und schärfte seine Studie mit Spoilerlippe, Seitenschweller und Heckspoiler. Verbreiterte Kotflügel schaffen Platz für die dreiteiligen 16-Zoll-BBS-Felgen (Breite: acht Zoll vorne, neun Zoll hinten). Während die Standardmodelle bei BMW in Weiß, Orange, Rot, Blau, Grau, Schwarz oder Silber vom Band rollten, bekamen die Kunden der Studie individuelle Karosseriefarben je nach Wunsch. Dafür beauftragte AHG den Lackierer Herman Altmik. Unter dem linken Rücklicht hat er sich mit seinem Schriftzug "altmiks lackdesign" verewigt.
Klimaanlage, elektrische Fensterheber und Soundsystem brachte der M1 serienmäßig mit. Um das Leder auf Sitzen, Konsole und Armaturenbrett kümmerte sich AHG.
Inspektionsstau? Fehlanzeige
Obwohl das Auto mit seinen 6.821 Kilometern Laufleistung nicht viel Straße gesehen hat, wurde der Wagen scheinbar kontinuierlich gewartet. So wurde im Jahr 2014 die Kühlmittel-Überlaufleitung ersetzt, wenig später auch die Wasserpumpe. Im August 2018 durchgeführt: Ölwechsel, Kühlmittel-Spülung und Spülung des Bremssystems. Darüber hinaus bekam der M1 zwischenzeitlich eine neue Batterie sowie eine neue äußere Spurstange. Zudem wurde sowohl der Ventildeckel als auch die vordere Stoßstange neu lackiert. Seit 2020 steht der Wagen auf neuen Yokohama Advan Reifen (Größe: 225/50 vorne, 245/45 hinten).
Über mehrere Sammler zum Fast-and-Furious-Star
Das Exemplar hatte AHG im August 1979 an BMW Schneider in Bielefeld ausgeliefert. Später folgte der Export in die USA, wo das Auto die Garagen diverser privater Sammler zierte. Erst im Anschluss ging die Rarität in den Besitz der Werkstatt AE Performance (Valencia, US-Bundesstaat Kalifornien) über, die Walker und der Rennfahrer Roger Rodas gemeinsam bis zu ihrem tödlichen Unfall leiteten. Ein Jahr nach dem Unglück übernahm ein anderer Käufer das Sportcoupé. 2021 hieß es für den M1: Back to the roots und ab in die Sammlergarage des Münchners. Mal sehen, wo es jetzt hingeht.