Biografie Paul Pietsch Teil 1

Der Rennfahrer

Am 9. und 10. Juni 2017 findet die sechste Paul Pietsch Classic zum Gedenken an den großen Rennfahrer und Verleger statt, der 2012 verstarb. Motor Klassik erinnert an den Schwarzwälder Unternehmer.

Paul Pietsch, Siegerehrung Foto: Motor Presse Stuttgart 4 Bilder

Paul Pietsch wird am 20. Juni 1911 in Freiburg im Breisgau als Sohn des Braumeisters Alois Pietsch und dessen Gattin Amalie geboren. Als Dreizehnjähriger erlebt er sein erstes Autorennen – und ist sofort fasziniert. Zwar durchläuft der Freiburger bis 1929 noch erfolgreich die zweijährige Handelsschule und beginnt eine Lehre als Bierbrauer. Doch 1931 startet Paul Pietschs Motorsportkarriere als blutjunger Privatfahrer.

Gegen den Widerstand seiner Mutter kauft sich der junge Pietsch nach seinem 20. Geburtstag von dem Erbe seines früh verstorbenen Vaters einen gebrauchten Bugatti 35B, der vorher dem damals sehr prominenten deutschen Privatfahrer Heinz Joachim von Morgen gehört hat. Der erste Einsatz am 29. Mai 1932 bei einem Rennen in Wiesbaden-Erbenheim gerät spektakulär: Als Pietsch klar in Führung liegend einem scheinbar sicheren Sieg entgegenfährt, bleibt der Bugatti plötzlich stehen. Doch statt eines technischen Defekts stellt sich Spritmangel als Ursache heraus: Pietschs Mechaniker hatte vergessen, genug Treibstoff in den Tank zu füllen.


Erfolge und Siege von Paul Pietsch werden zahlreicher

Der zweite Versuch beim Internationalen Kesselberg-Rennen, bei dem er zum ersten Mal auf die ganz Großen des damaligen Rennsports trifft, führt den jungen Badener zum ersten Mal aufs Siegerpodest: Hinter Rudolf „Carratsch“ Caracciola und dem Schweizer Bergspezialisten Hans Stuber kommt das „Rennbaby“, wie Pietsch danach halb spöttisch, halb anerkennend genannt wird, als Dritter ins Ziel.

Der erste Sieg lässt dann nicht lange auf sich warten: Am 28. August 1932 gewinnt Pietsch bei seinem zehnten Start das Riesengebirgs-Rennen, gefolgt von einem weiteren Sieg am 11. September beim Rennen um den Elbepokal in Leitmeritz in der Tschechoslowakei. Damit hat sich der Nachwuchsfahrer Respekt und einen guten Ruf verschafft. 1933 bis 1934 etabliert sich Pietsch auf Alfa Romeo durch viele Rennerfolge als feste Größe im Rennzirkus und wird 1935 gemeinsam mit Bernd Rosemeyer als Nachwuchsfahrer in das Team der Auto Union berufen. Nach nur einem Jahr – Pietsch hatte Differenzen mit dem Rennleiter und Probleme mit den Auto-Union-Sechzehnzylindern – geht der Schwarzwälder wieder als Privatfahrer auf Alfa Romeo und später auf Maserati erfolgreich an den Start.

Großer Preis von Deutschland 1939 als Highlight

Als ein Höhepunkt der Karriere des Rennfahrers Paul Pietsch gilt der Große Preis von Deutschland am 23. Juli 1939 auf dem Nürburgring. Auf seinem Maserati 8 CTF bietet Pietsch in einem bravourösen Rennen der Übermacht der Silberpfeile von Auto Union und Mercedes-Benz überraschend die Stirn und lässt sie für kurze Zeit hinter sich. Wegen technischer Probleme mit seinem Rennwagen kann Pietsch die Führung nicht halten und muss sich Rudolf Caracciola und Hermann Müller geschlagen geben. Paul Pietsch gibt Jahrzehnte später zu Protokoll: „Ich glaube schon, dass der Große Preis 1939 mein bestes Rennen war.“

Zum zweiten Teil der Biografie geht es hier.